Hamburg. Der Knoten am Weidenbaumsweg steht vor gravierenden Änderungen durch Wohnungs- und Schulbau. Hinter den Kulissen gibt es erste Pläne.
Zehntausende Fahrzeuge nutzen die Kreuzung Sander Damm/Weidenbaumsweg täglich. Und weil es in der Zukunft wohl noch deutlich mehr Verkehrsteilnehmer werden, auch auf Rad und Schiene, wächst der Druck, ein eigentlich schon älteres Vorhaben voranzutreiben: den kompletten Umbau der Bergedorfer Kreuzung. Es dürfte eines der kompliziertesten Projekte der künftigen Jahre werden.
Neue Wohngebiete wie Weidensteg und Stuhlrohrquartier, dazu die geplante neue Grundschule am Sander Damm und eine mögliche Zugverbindung Geesthacht-Bergedorf auf den hier querenden alten AKN-Gleisen werden es erforderlich machen, die Kreuzung neu zu denken. Und tatsächlich wird dieses Projekt hinter den Kulissen bereits vorangetrieben, bestätigt das Bezirksamt Bergedorf.
Erste Vorplanungen für einen Umbau der Kreuzung Sander Damm/Weidenbaumsweg
Für die Hauptverkehrsstraße sei zwar zunächst die Verkehrsbehörde zuständig, so Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen. Doch „erste Vorplanungen wurden bereits durch unser Fachamt Management des Öffentlichen Raumes an ein Planungsbüro in Auftrag gegeben“. Diese Vorplanungsideen würden derzeit mit der Verkehrsbehörde abgestimmt. „Ebenfalls gibt es bereits Knotenpunkt-Vorstudien“, sagt der Sprecher. Die Studien reagieren eher „auf die Gesamtentwicklungen der Schleusengrabenachse“ und müssten deshalb für die Schulplanung nicht eigens verändert werden.
Dennoch ist die neue Grundschule Am Schilfufer ein Faktor, der mitgedacht wird. Sie soll auf dem einstigen Opel-Dello-Gelände am Sander Damm entstehen, also nur wenige Meter von der Kreuzung entfernt. Aktuell läuft ein Wettbewerbsverfahren zur Planung der Schule. Es ist wahrscheinlich, dass im Bereich der Kreuzung eine Zufahrt zum Schulgelände entstehen muss. Auch Elterntaxis sind dort dann wohl zu erwarten. Und demnächst auch zusätzlicher Autoverkehr, sobald neue Wohngebiete wie der Weidensteg (710 Wohnungen) und das Stuhlrohrquartier (knapp 1000 Wohnungen) fertig sind.
Autos sind aber nur das eine Thema: Über den nördlichen Teil des Schulgeländes, beim Sander Damm, soll auch ein Teil des Radschnellwegs Richtung Kreuzung verlaufen. Und im südlichen Teil des Areals ist eine öffentliche Querung vom Schleusengraben zum Weidenbaumsweg geplant. Fußgänger und Radler kommen also gefühlt aus allen Richtungen. Hinzu kommen die Planungen für eine mögliche Reaktivierung der Bahnlinie Bergedorf-Geesthacht: Quer über die Kreuzung verlaufen die alten AKN-Gleise, und genau hier müsste wohl auch einen Schienenanschluss in Richtung Bahnhof Bergedorf geschaffen werden.
Baudezernent: Weiterentwicklung des Knotens ist „komplex“
„In der Tat“ sei eine Weiterentwicklung des Knotens „komplex, da er auf sämtliche veränderte Verkehrsströme aller Mobilitätsformen sowie mögliche verkehrliche Zukunftsszenarien ausgelegt sein muss“, stellt auch Bergedorfs Baudezernent Lars Rosinski fest.
Nun ist es wohl von Vorteil, dass die Kreuzung nicht schon vor Jahren verändert wurde, wie eigentlich geplant. Denn der Umbau des Knotens Sander Damm/Weidenbaumsweg ist schon ein Thema, seit die ersten Quartiere am Gleisdreieck und an den Glasbläserhöfe entstanden. Die Planungen waren bereits recht weit vorangeschritten, ein Kreisverkehr sollte entstehen, den der Investor der angrenzenden Glasbläserhöfe mitfinanzieren wollte. Doch das planende Verkehrsbüro sagte 2015 kategorisch Nein: Ein Kreisverkehr werde für längere Staus sorgen, und für eine zweispurigen Kreisel reiche die Fläche nicht aus, so das abschließende Urteil vor neun Jahren.
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Seitdem war von dem Vorhaben nicht mehr viel zu hören. Es tauchte nur am Rande noch in einigen Unterlagen der bezirklichen Ausschüsse auf. Nun aber drängt die Zeit. Denn der Schulneubau soll zeitnah realisiert werden und auch die Reaktivierung der Bahnlinie nach Geesthacht wird aktuell geprüft.
Im Zuge des Wettbewerbes zur Schulplanung soll auch der Knoten mit angeschaut werden, sodass in diesem Herbst wohl zumindest neue Ideen zu erwarten sind. Wie es dann weitergeht, mag der Bezirk nicht prognostizieren: Zeitliche Eckpunkte könnten derzeit nicht konkreter genannt werden, heißt es.