Hamburg. Der 53-Jährige ist Kandidat für den Bürgerpreis Bergedorf. Wie er durch das Ehrenamt seine Frau fand und junge Menschen inspiriert.

Der Kleiderschrank von Sönke Rieck spiegelt wider, welche Rolle das Ehrenamt für ihn spielt: Drei verschiedene Jacken vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) besitzt der Reinbeker. Rotkreuzjugend, Bereitschaft und Katastrophenschutz sind alles Stationen seiner langjährigen DRK-Karriere. Für 40 Jahre Engagement ist der 53-Jährige nun für den 24. Bürgerpreis Bergedorf nominiert.

Gemeinsam mit der Volksbank Bergedorf vergibt die Bergedorfer Zeitung den mit 6000 Euro dotierten Preis. Ausgezeichnet werden Menschen, die ein besonderes Engagement in Bergedorf, Reinbek, Glinde, Wentorf oder den Vier- und Marschlanden zeigen. Mitte Oktober wird der Gewinner oder die Gewinnerin des Bürgerpreises bei einer Preisverleihung im Spiegelsaal des Bergedorfer Rathauses geehrt.

Bürgerpreis Bergedorf: Sönke Rieck vom DRK in Reinbek ist nominiert

Heute trägt Sönke Rieck die Jacke der Rotkreuzjugend, denn er hilft beim Kreiswettbewerb der Stormaner Jugendgruppen in Reinfeld. Die Sechs- bis Elfjährigen können bei verschiedenen Stationen ihr Erste-Hilfe-Wissen unter Beweis stellen und Punkte sammeln. Rieck war bei seiner ersten Jugendrotkreuz-Veranstaltung (JRK) nicht viel älter als die Teilnehmer hier. Als 13-Jähriger suchte er nach einem neuen Hobby, aber „Fußball, Judo und Pfadfinder, das war für mich alles nix.“ Eine Klassenkameradin erzählte dem damaligen Siebtklässler vom Zeltlager des JRK an der Ostsee.

Teamwork statt jeder für sich alleine: das Logo des Bürgerpreises Bergedorf
Teamwork statt jeder für sich alleine: das Logo des Bürgerpreises Bergedorf © bgz | bz

„Ohne Eltern sein, im Schlafsack schlafen und viele soziale Kontakte – da ist für mich der Funke übergesprungen“, erzählt Rieck. Da seine Eltern nur zwei Straßen vom DRK-Heim entfernt wohnten, war der Schüler regelmäßig dort. Natürlich zu Treffen der Jugendgruppe, aber auch zu ehrenamtlichen Einsätzen: „Als Teenager habe ich bei Blutspenden geholfen. Mit Kreide haben wir den Spendern auf die Schuhsohle geschrieben, wann sie nach 15 Minuten Ruhe wieder aufstehen dürfen“, berichtet der 53-jährige.

Dem DRK-Ehrenamt viel zu verdanken

Das war in den 1980ern und erst der Anfang: Mit 16 wurde Rieck selber Betreuer im Zeltlager und Jugendleiter. Nach dem Abitur und Wehrdienst trat er in die DRK-Bereitschaft ein und bestand die Notfallsanitäterausbildung. Der ausgebildete Groß- und Außenhandelskaufmann saß im Kreisausschuss, war Bereitschaftsleiter und Jugendrotkreuzleiter, ist in der Betreuungsgruppe der Katastrophenschutz-Einheit und auch noch stellvertretender Vorsitzender in Reinbek.

Sönke Rieck übt mit Hanne, Morten, Mads und Anna (v.r.n.l.) „Teddy braucht Hilfe“.
Sönke Rieck übt mit Hanne, Morten, Mads und Anna (v.r.n.l.) „Teddy braucht Hilfe“. © Linn Könnecke | Linn Könnecke

„Ich verdanke dem DRK viel“, sagt der Reinbeker und meint lustigerweise damit auch seine Familie: Seine Frau und er haben zehn Jahre als Kollegen „nebeneinander her gearbeitet“, gemeinsame Dienste geleistet und sich auch in Stresssituationen kennengelernt. Heute hat das Paar zwei Söhne im Grundschulalter, die natürlich auch schon beim Jugendrotkreuz sind. Die Gruppenleiter seiner Kinder waren vor zehn Jahren bei Sönke Rieck und seiner Frau Anja in der Jugendgruppe. „Das war nicht so geplant, ist aber schön“, sagt der Papa lachend – und es lehrt ihn, Verantwortung an die nächste Generation Ehrenamtler abzugeben.

Engagement für den Nachwuchs

Der langjährige Jugendleiter weiß, was junge Menschen abschreckt, sich zu engagieren: Neben einer Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht-Mentalität, vergraule auch mangelndes Vertrauen der Dienstälteren neue Mitglieder: „Schon die Kinder lernen in den Gruppenstunden, dass nicht nur Einzelleistungen wichtig sind, sondern man im Team einfacher weiter kommt“, ist Sönke Rieck überzeugt. Der DRKler möchte den Nachwuchs mit offenen Armen begrüßen. So kann er viele positive Erfahrungen zurückgeben.

Neben all dem Spaß kommt aber auch die Wissensvermittlung nicht zu kurz. „Schön ist, dass von den Kindern so direktes Feedback kommt. Wenn sie lachen, freuen sie sich ehrlich. Und wenn etwas langweilig ist, zeigen sie es dir auch“, weiß der Gruppenleiter, der kreative Wege findet, um mit den Kindern und Jugendlichen über Gesundheit, Ernährung oder Verkehrssicherheit zu sprechen.

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Neben all seinen Ämtern ist Sönke Rieck selbst regelmäßiger Blutspender. Bescheiden betont er, dass andere aber viel mehr spenden würden. Dennoch braucht er frisches Blut, daher seine neue Idee: „Erstspender-Scouts“ mögen dabei helfen, Neulinge durch die vielen Schritte des Blutspendens zu manövrieren. Seine Frau und er haben für zwei Erstspender aus ihrer Jugendrotkreuz-Gruppe „quasi die Scouts gemacht“. Dem Familienvater liegt die Jugendarbeit besonders am Herzen, so viel ist klar.