Bergedorf. Die Lieder für den Strand und was dahinter steckt. Einen Song trällerte Boxer Mike Tyson einst für drei britische Girls.

Wer landet den Sommerhit 2024? Darum geht es heute in unserem Bergedorfer Blog „Volkers Welt“. Aktuelle Chartbreaker wie „Texas Hold’EM“ von Beyoncé, „Lost“ von Linkin Park oder „Beautiful Things“ von Benson Boone kommen dafür kaum infrage. Keinen zeichnet die Leichtigkeit eines Sommerhits aus.

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„Beautiful Things“ ist eine besinnliche Ballade über den Sinn des Lebens. Mit ihr stürmte der völlig unbekannte, erst 22 Jahre alte US-Sänger und Songwriter Benson Boone weltweit die Charts. „Texas Hold’Em“ ist ein Country- und Western-Song, mit dem es Beyoncé als erste schwarze Sängerin überhaupt an die Spitze der US-Countrycharts schaffte.

Wer wird die Musikszene in diesem Sommer dominieren? Natürlich Taylor Swift!

Eine ganz besondere Geschichte umgibt die Rock-Hymne „Lost“, die von der US-Band Linkin Park bereits 2002 aufgenommen und dann vergessen wurde. Zwei Jahrzehnte später wühlten sie den Song aus ihrem Archiv und landeten damit ihren größten Hit. Gesungen wird das Lied vom ehemaligen Sänger der Band, Chester Bennington, der 2017 Selbstmord beging und somit seinen größten Erfolg nicht mehr erlebt hat. Gitarrist Mike Shinoda sagte: „Das Lied zu finden, war, als ob man ein Lieblingsfoto gefunden hätte, von dem man vergessen hat, dass man es aufgenommen hatte.“

Woman wearing headphones taking selfie through smart phone at beach
Niemand streamen Musiknutzer momentan häufiger als Taylor Swift. © picture alliance / Westend61 | Joseffson

Bleibt die Frage: Wenn die aktuell erfolgreichsten Songs nicht infrage kommen, wer wird dann das Rennen um den Sommerhit 2024 machen? Die Antwort lautet: Natürlich Taylor Swift! Die 34-Jährige, die am 23. und 24. Juli in Hamburg gastiert, ist die erfolgreichste Künstlerin der Welt. Nicht nur, weil sie 14 Grammys gewonnen hat, sondern vor allem, weil sie die digitale Welt dominiert. Über 100 Millionen Menschen hören Swift-Songs weltweit auf Spotify. Sie ist zudem die meistgestreamte Künstlerin auf dem Globus.

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Doch was macht ihre Musik eigentlich so erfolgreich? Schon 2019 hatte Taylor Swift mit „Me!“, den Sommerhit des Jahres gelandet. In diesem Jahr dürfte ihr Song „Cruel Summer“ an den Stränden landauf, landab dominieren, obwohl er nur die fünfte und letzte Auskopplung aus ihrem Album „Lover“ war, das bereits 2019 erschienen ist. Understatement auf Superstar-Art.

Bubblegum Pop: Unbeschwerte Songs mit einem vorwärtstreibenden Rhythmus

Kritiker werfen der Sängerin vor, ihre Songs wären „Bubblegum Pop“. So wird eine Musikrichtung genannt, die ihren Ursprung in den 80er-Jahren hatte und sich durch Unbeschwertheit und ein vorwärtstreibendes Upbeat-Tempo auszeichnet. Das trifft auf viele ihrer Lieder tatsächlich auch zu, aber so leicht und fröhlich Swift ihre Songs auch vorträgt, so gehaltvoll und tiefsinnig sind einige ihrer Texte.

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„Cruel Summer“, zum Beispiel, ist die Geschichte einer Frau, die mit ihrem Freund den Sommer ihres Lebens verbringt, gleichzeitig aber spürt, dass beide nicht für ein Leben miteinander geschaffen sind. So wartet sie ständig darauf, dass er mit ihr Schluss machen könnte, während ihr „Cruel Summer“ gleichzeitig von einer Ekstase zur nächsten rollt. Das ist eine emotional höchst komplexe Situation. Doch wer von den Millionen Fans weltweit realisiert das schon, wenn sie den Song mitsingen?

„Cruel Summer“ – Da war doch was? Richtig! Bananarama!

Ohnehin war es mutig von Taylor Swift, einen Songtitel zu wählen, der zuvor schon durch andere Künstler zum Welthit geworden war, auch wenn es sich hier um ein komplett anderes Lied handelt. 1983 schaffte die britische Frauenband Bananarama mit „Cruel Summer“ ihren Durchbruch. Die drei Sängerinnen Siobhan Farey, Keren Woodward und Sara Dallin, damals 24, 22 und 21 Jahre alt, wurden auf einen Schlag weltweit bekannt. „Ich werde nie vergessen, wie wir einmal in Los Angeles aus dem Hotel kamen, und da saß Mike Tyson“, schildert Sara Dallin der britischen Zeitung „The Guardian“. „Als er uns sah, fing er sofort an zu singen: ,It’s a cruel, cruel summer...“

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Auch hier wird die unbeschwerte Machart des Songs von einem ernsten Text konterkariert. Er handelt von einer Frau, die plötzlich die Last des Sommers in der Großstadt spürt, nachdem ihr Freund sie verlassen hat. Der brennende Asphalt, die schwüle Luft zwischen den Hochhäusern, all das lastet plötzlich auf ihr.

„Erinnerungen an das erste Mal, als du einen Jungen geküsst hast“

Sängerin Sara Dallin hat das im Interview mit dem „Guardian“ näher ausgeführt: „Die besten Sommerlieder erinnern dich an deine Jugend: Was du in den Ferien gemacht hast, wie es sich anfühlte, als du zum ersten Mal einen Jungen geküsst hast, das Ausgehen ohne deine Eltern. Für mich bezieht sich Cruel Summer auf die dunklere Seite: Es handelt von der drückenden Hitze, dem Elend, mit jemandem zusammen sein zu wollen, während der Sommer vorübergeht. Wir haben das alle erlebt!“

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Seit wann gibt es eigentlich Sommerhits?

Der Begriff „Sommerhit“ lässt sich historisch klar fassen. Von Sommerhits wird seit dem 11. Juni 1958 gesprochen, als Eddie Cochran „Summertime Blues“ veröffentlichte, eine Rock-’n’-Roll-Nummer über den Frust von Teenagern. Cochran, der von Liberty Records als „sauberer“ Gegenentwurf zu Elvis Presley (Sun Records) aufgebaut wurde, brilliert in „Summertime Blues“ ausgerechnet mit dem „erotischsten aller Gitarren-Riffs“ (Rolling Stone Magazine). Obwohl „Summertime Blues“ nur die B-Seite der Single war, erreichte es Platz acht der US-Charts – Cochrans größter Erfolg.

Lust auf noch mehr Sommerhits? In der kommenden Woche geht es im zweiten Teil unseres Bergedorfer Blogs „Volkers Welt“ um die verschiedene Versuche, die Faszination von Meer, Wasser, Wind und Wellen musikalisch einzufangen, von „California Dreamin’“ über „Azzurro“ bis zu den „Capri Fischern“.