Hamburg. Der Neubau der Brücke über die Gleise in Boberg war von Pannen geplagt. Doch zumindest finanziell könnte es ein Happy End geben.

891 Tage dauerten Abriss und Neubau der Brücke über die AKN-Gleise im Boberger Bereich der Bundesstraße 5. Nun sind seit Sonntag wieder alle vier Fahrspuren verfügbar und die neue Brückenkonstruktion bereits voll im Einsatz. Noch stehen die Baucontainer neben der Querung, rund um das neue Bauwerk werden abschließende Arbeiten erledigt. Doch für Bergedorfs Autofahrer ist eine der nervigsten Baustellen der vergangenen Jahre endlich Geschichte.

Ein Rückblick: Im November 2021 beginnt der Abriss und anschließende Wiederaufbau der maroden Querung über die alten Gleise. Ein herausforderndes Projekt wissen die Verantwortlichen. Schließlich fahren täglich bis zu 60.000 Fahrzeuge über die B5 im Bereich Boberg. Doch die Konstruktion aus dem Jahr 1957 zeigt bereits Risse. Der damals verwendete Spannbeton ist korrosionsanfällig, zudem fahren immer mehr und immer schwerere Autos über die Brücke.

B5-Brücke in Boberg ist fertig und soll nicht teurer werden als geplant

Damit der Verkehr nach Möglichkeit zumindest in jede Richtung einspurig über die Brücke fließen kann, wird das Bauwerk schrittweise abgebrochen und wieder hochgezogen. Für die Autofahrer entsteht so dennoch ein neues Nadelöhr. Zumal die Polizei den Plänen, den Verkehr teilweise über die parallel verlaufende Straße Am Langberg umzuleiten, eine Absage erteilt. Im Januar 2023 sollen die Arbeiten eigentlich fertig sein. Ein ambitionierter Plan, wie der zuständige Projektleiter des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) später zugibt.

Jeff Marengwa (links) und Christian Merl betrachten im Herbst 2021 die alte Eisenbahnüberführung der B5 in Boberg.
Jeff Marengwa (links) und Christian Merl betrachten im Herbst 2021 die alte Eisenbahnüberführung der B5 in Boberg. © BGDZ | Jan Schubert

Ein Jahr nach Baubeginn wird im November 2022 klar, dass der Zeitplan nicht zu halten ist. Die Corona-Pandemie führt zu Lieferengpässen bei Baumaterialien wie Stahl sowie zu Personalmangel. Im Boden der Baugrube finden die Arbeiter auf einmal Bauteile, die erst einmal beiseite geräumt werden müssen. Bei Bohrarbeiten wird ein Abwasserschacht beschädigt und muss repariert werden. Nun sollen die Arbeiten an der Brücke bis November 2023 andauern.

Termin zur Fertigstellung wurde mehrfach gerissen

Doch als das angepeilte Datum ansteht, muss die Hamburger Verkehrsbehörde einräumen: Fertig ist die Brücke noch lange nicht. Ein Planungsfehler der Baufirma macht den Zeitplan zunichte. Einzelne Betonträger waren zu nah an die Bahngleise gebaut worden – sie müssen abgerissen und neu angebracht werden. In der Zwischenzeit hatte die B5-Brücke noch als Schlaglochfalle für Schlagzeilen gesorgt. Im März 2023 brettern mehrere Autos in der Dämmerung durch Löcher im Asphalt. Die Folge sind geplatzte Reifen und Schäden in Höhe von vielen Tausend Euro. Immerhin begleicht die LSBG die Rechnungen.

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Jetzt steht die neue Brücke endlich: nach deutlich mehr als zwei Jahren Bauzeit und insgesamt sechs Vollsperrungen. Laut Verkehrsbehörde müssen nun noch die Geh- und Radwege unter der Brücke wiederhergestellt sowie eine neue Winkelstützwand und ein neues Geländer angebracht werden. Die Flächen rund um die langjährige Baustelle werden ebenfalls wiederhergestellt, der Zaun eines Anwohners wieder aufgebaut. Zuletzt sollen Leitern und Treppen an der neuen Brücke angebracht und das Bauwerk gegen einfliegende Vögel gesichert werden.

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Die B5-Brücke über die alten AKN-Gleise ist endlich fertig. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn

Auf den Autoverkehr haben diese Arbeiten aber keine Auswirkungen mehr. Die Behörde versichert zudem, dass vorerst keine weiteren Maßnahmen auf der B5 im Bereich Bergedorf geplant seien. Eine gute Nachricht für den Hamburger Steuerzahler gibt es außerdem.

Die Schlussabrechnung steht zwar noch aus. Nach derzeitigem Stand hat die Baufirma aber beim LSBG keine Mehrkosten geltend gemacht. Die ursprünglich veranschlagten Kosten in Höhe von 5,75 Millionen Euro könnten also tatsächlich eingehalten werden. In Zukunft will der LSBG bei derartigen Projekten großzügigere zeitliche Puffer einplanen: „Eventuell auftretende Lieferschwierigkeiten und personelle Ausfälle müssen mehr als bislang berücksichtigt werden“, sagt ein Sprecher.