Hamburg. Vor allem Pendler nervt der regelmäßige Stau vor der Baustelle zwischen Bergedorf und Billstedt. Politiker kritisiert Baufirma.

Das wird Pendler aus und nach Bergedorf weiter ärgern und nerven: Die Erneuerung der Brücke über die Gleise der alten AKN-Trasse Tiefstack-Glinde im Verlauf der Bundesstraße 5 (B 5) verzögert sich weiter bis mindestens November 2023. So lange wird im Baustellenbereich in Höhe der Straße Am Langberg der Verkehr auf je eine Spur pro Richtung reduziert bleiben.

Die Gründe für die Verzögerungen bei den Brückenbauarbeiten sind nach Angaben der Hamburger Verkehrsbehörde und des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) vielfältig.

Verzögerungen bei Brückenbauarbeiten auf der B 5 haben viele Gründe

Es gab die pandemiebedingten Probleme der Bauindustrie mit Lieferschwierigkeiten bei Materialien wie Stahl und personellen Engpässen ebenso wie unerwartete Vorfälle. So wurden laut einem Sprecher der Verkehrsbehörde während der Arbeiten „Bauteile im Boden in der Baugrube freigelegt, deren genaue Abmessungen vorher unbekannt“ gewesen seien. Unter anderem sei ein Abwasserschacht bei Bohrarbeiten beschädigt und wieder instandgesetzt worden.

Doch es gab noch weitere Gründe: Auch Heinrich Beaupoil, Projektleiter beim LSBG, bestätigte jetzt im Verkehrsausschuss die Verschiebung. Vertraglich festgeschrieben war Januar 2023, prognostiziert wird nun der Spätherbst 2023. Beaupoil sprach von einem ohnehin „ambitionierten Zeitplan“ mit Baustart am 8. November 2021 und einer „störanfälligen“ Baustelle mit einem Brückenaustausch unter fließendem Verkehr.

Arbeiten für den zweiten Bauabschnitte sollen im März/April beginnen

Die 40 Meter lange Brücke über die Bahngleise wird seit November 2021 erneuert.
Die 40 Meter lange Brücke über die Bahngleise wird seit November 2021 erneuert. © BGDZ | Jan Schubert

Weitere Verzögerungen habe es durch die verspätete Vergabe wegen gestiegener Preise auf dem Baumarkt und einen Wechsel der Zulieferfirma gegeben. Gleichzeitig kündigte Beaupoil an, dass die Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt voraussichtlich im März oder April beginnen sollen. Dann sollen alle beschädigten Trägerelemente an der Brücke aus dem Baujahr 1957 auf einer Seite ausgetauscht sein, es folgt am Bauwerk die andere Seite.

Kosten werde der Austausch der 40 Meter langen Brücke mindestens 5,75 Millionen Euro. „Da das mehr oder minder ein Spiegelbild des ersten Bauabschnitts ist, gehe ich davon aus, dass wir im November 2023 mit der AKN-Brücke fertig sind“, machte Beaupoil Hoffnung.

CDU-Politiker Jörg Froh fragt nach, ob es Probleme mit der Baufirma gab

Die Politik reagierte irritiert und teils mit harscher Kritik auf den Zwischenstand. „Zehn Monate Verspätung ist schon ein Hammer“, findet beispielsweise CDU-Mann Jörg Froh. Er kann trotz der vorgebrachten Gründe nicht nachvollziehen, warum bei guten Wetterbedingungen bis zur laufenden Woche der Baufortschritt nicht größer ist.

Froh nimmt die beauftragte Baufirma ins Visier und hinterfragte die Erfahrung des Auftragnehmers. „So wie Sie es schildern, hört es sich an, als ob sie überall nachbessern mussten“, mutmaßt der Verkehrspolitiker der Union. Beaupoil stellte heraus, dass das mittelständische Unternehmen aus Billbrook in der Vergangenheit bewiesen habe, „dass sie es können“.

Doch es gab trotz der anhaltenden Verkehrsbehinderungen auf der B 5 für bis zu 60.000 Pendler am Tag auch Verständnis für die Situation. So etwa von Petra Petersen-Griem (SPD): Klar sei die Situation auf der B 5 eine Zumutung. Doch die Nettelnburgerin wünscht sich auch einen Lerneffekt: „Wir wünschen uns schnelle Brückenbauarbeiten, aber wir wissen eigentlich, dass es bei diesen komplexen Gegebenheiten nicht funktionieren kann.“

Referent schafft es nicht in den Ausschuss – wegen Staus auf der B 5

Das wiederum rief Jörg Froh noch mal auf den Plan: „Baustellen auf Bezirksniveau sind stets auf ein bis zwei Wochen genau im Zeitplan.“ Und auch der CO2-Ausstoß durch viel mehr Staubildung sei nicht zielführend im Hinblick auf die Erreichung von Klimazielen. Unbeantwortet blieb derweil die Frage, was die Verzögerung für Auswirkungen auf andere Straßenbaupläne in der Umgebung haben könnte.

Übrigens wird die B 5 in Höhe der Brückenbaustelle demnächst wieder für den Autoverkehr voll gesperrt und zwar am verlängerten Wochenende 2. bis 5. Dezember. Zu diesem Termin wird ein weiteres Trägerelement eingehoben. Schmonzette am Rande: Beaupoil sollte bei dem Vortrag von seinem Kollegen Thomas Iwan unterstützt werden. Der jedoch erreichte das Bergedorfer Rathaus nicht rechtzeitig: „Ironischerweise steht er auf der B 5 im Stau“, erklärte Beaupoil.