Boberg. Die Boberger Brückenbaustelle steht wieder mal im Fokus. Eine Geschädigte will die Reparaturkosten an ihrem Wagen nicht bezahlen.
Es regnet, beginnt allmählich zu dämmern. Daniela Krosch ist am späten Mittwochabend (1. Februar) auf dem Heimweg über die Bundesstraße 5 (B 5) in Richtung Eppendorf. Die Marketingreferentin des Reinbeker Krankenhauses St. Adolf-Stift weiß um die enge Schneise und die Staugefahr rund um die derzeit im Bau befindliche Brücke über die Gleise der Stormaner Kreisbahn im Bereich Boberg – nur Tempo 30 und eine Spur pro Richtung.
Krosch fährt an diesem Tag verkehrsbedingt noch langsamer, verlässt gerade die abgestützte Brücke, als es an ihrem Wagen knallt und rummst wie nie zuvor. 100 Meter später auf der Grasfläche neben der Abfahrt Mümmelmannsberg kommt sie mit kaputten Vorder- und Hinterreifen auf der Beifahrerseite zum Stehen. Die Schlagloch-Hölle an der Boberger Brückenbaustelle hat wieder zugeschlagen und mehrere Opfer gefordert – glücklicherweise kam dabei aber offenbar kein Mensch zu Schaden.
Reifenplatzer hinter B 5-Baustelle: Keine Verletzten, hohe Kosten
„Ich bin richtig froh, dass ich meine Kinder in diesem Moment nicht dabei hatte“, sagt Daniela Krosch. Auf ihrem Not-Parkplatz beobachtet sie, wie zwei weitere Fahrzeuge, ein Smart und ein Mini, in Mitleidenschaft gezogen werden. Mini-Fahrerin Isabella Hammer kommt neben der schockierten, aber unverletzt gebliebenen Eppendorferin im Gras zum Stehen wie auch ein Audi auf dem Abfahrtstreifen.
Krosch ist auch ein paar Tage später fassungslos: An ihrem VW Touran wurden gleich zwei Reifen zerstört, dazu ist die Felge auf einer Seite völlig hinüber. Neben dem emotionalen Schock bleibt eine Schadenssumme von 1600 Euro bestehen – und je nachdem, ob das Fahrwerk bei dem Unfall auch noch demoliert wurden, könnten weitere Reparaturkosten hinzukommen.
War es das gleiche Loch? Kurz vorher sperrte Polizei Fahrbahn und regelte Verkehr
Diese möchte Daniela Krosch keineswegs bezahlen: „Ich sehe mich nicht als Verursacherin des Schadens, möchte nicht in der Kfz-Versicherung hochgestuft werden.“ Bei ihrer Rechtsschutzversicherung hat die 50-Jährige bereits nach einem Fachanwalt für Verkehrssachen angefragt, behält sich außerdem vor, bei der Polizei Anzeige zu erstatten.
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Bereits eine Woche vor dem Zwischenfall war der Kommunikationsexpertin aufgefallen, dass das B-5-Schlagloch vorübergehend im Beisein der Polizei abgesperrt worden war. Die Beamten ließen damals wechselseitig 50 bis 100 Autos durch, um dann wieder die Gegenrichtung zu öffnen. „Der Verkehr musste an der Stelle umgeleitet werden, da es dort sehr eng ist und so gut wie keine Ausweichmöglichkeit für Fahrzeuge besteht“, sagt Daniela Krosch und ergänzt: „Da die Stelle am vergangenen Mittwoch nicht abgesichert war, bin ich im Halbdunkeln davon ausgegangen, dass das Schlagloch behoben sei.“ Ein fataler Irrglaube.
Landesbetrieb kontrolliert Straßenbelag nach eigener Aussage täglich
Noch am Mittwochabend wurde die wohl nicht nur für Daniela Krosch „lebensgefährliche Stelle“ vom für die Bundesstraße verantwortlichen Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) und der Autobahnmeisterei behoben, was zu massiver Staubildung in Richtung Hamburger Innenstadt führte. Der Projektleiter Heinrich Beaupoil (LSBG) hat ebenfalls von einigen Reifenschäden gehört. Generell sei das Schlagloch-Problem rund um die Baustelle bekannt. „Es gibt mehrere Schwachstellen. Wir kontrollieren deswegen täglich, ob uns auf dem Asphalt etwas auffällt“, sagt Beaupoil, „wir haben dort in letzter Zeit sehr viele Löcher geflickt.“
Beaupoil vermutet, dass Autofahrerin Krosch in der Vorwoche eine Ausbesserung an einem anderen Loch im Asphalt beobachtete. Es handele sich nicht um die gleiche Stelle, die bereits am 16. Januar den Berufsverkehr lahmlegte. Da sackte ein Gullydeckel am Fahrbahnrand ab, der unter der schweren Last des Lkw-Verkehrs nachgeben musste – ausgerechnet ebenfalls im einspurigen Bereich der Baustelle in Richtung Hamburg.
Vollsperrung in der Nacht zu Dienstag, nur über den Langberg geht’s nach Bergedorf
Der LSBG wird nun zeitnah auf die Holperpiste auf der B 5 reagieren. Von Montagabend, 6. Februar, 22 Uhr, bis Dienstagmorgen, 7. Februar, 6 Uhr, wird die Fahrbahn auf der Brückenbaustelle beidseitig voll gesperrt, um alle Schlaglöcher zu beheben. Der Verkehr läuft in diesen acht Stunden ausschließlich in Richtung Bergedorf und dann nur über die Straße Am Langberg.
Wenn alles planmäßig an Bergedorfs langwierigster Brückenbaustelle verlaufen wäre, dann hätte es den Reifenärger womöglich gar nicht erst gegeben. Ursprünglich sollte die runderneuerte Konstruktion über den AKN-Gleisen schon Januar 2023 stehen, nachdem die Modernisierung am 8. November 2021 begonnen hatte. Doch ein ganzes Füllhorn an Problemen beim Brückenneubau unter laufendem Verkehr bedingte nun einen neuen Fertigstellungstermin zum 30. November 2023. Aktuell wird auf dem südlichen Brückenteil die Betonage noch im Februar fertiggestellt, bis Ende April sieht der Plan dann Arbeiten an Geländer und Straßenbelag vor. Erst dann folgt die zweite Bauphase mit dem nördlichen Brückenteil.
Projektleitern bietet Geschädigten Hilfe an
Der LSBG hat denjenigen, deren Fahrzeuge durch das Schlagloch beschädigt wurde, Hilfe angeboten und bittet um Kontaktaufnahme zur Projektleitung. Dann werde jeder Fall sorgfältig geprüft, verspricht LSBG-Mann Beaupoil.