Hamburg. Abriss und Wiederaufbau beginnen schon kommende Woche: Wie lange die Arbeiten dauern und wo die Umleitung verläuft.
55.000 bis 60.000 Fahrzeuge sind täglich auf der Bundesstraße 5 im Bereich Boberg unterwegs. Insofern ist es schon nachvollziehbar, wenn Jeff Marengwa meint, dass „es so eben mal mit einer Vollsperrung und alles in einem Rutsch“ nicht getan wäre. Da ist nicht nur der Leiter Verkehrsflussverbesserung bei der Koordinierungsstelle KOST realistisch, was den Abriss der maroden Eisenbahnbrücke über die Stormarner Kreisbahn angeht.
5,75 Millionen Euro kostet das gemeinsame, länderübergreifende Abbruch- und Wiederaufbauprojekt der KOST mit dem Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) sowie der Autobahn GmbH. Am Montag, 8. November, beginnt der Brückenabriss – wobei vom Abriss zunächst nicht viel zu sehen ist. „Wir verlegen den Verkehr von vier auf zwei Spuren, je eine für jede Richtung, bauen zudem die Geländer ab und fräsen den Asphalt auf“.
Verkehr in Hamburg: B5-Brückenneubau mit neun Vollsperrungen
So beschreibt Heinrich Beaupoil vom LSBG die Vorarbeit der eigentlichen Brückendemontage. Die startet tatsächlich an einem verlängerten Wochenende vom 26. bis 29. November, wenn auf der Nordseite der Überführung ein Stahlkorsett zur Stützung der Hauptträger eingebaut wird, um weiterhin motorisierten Verkehr zu ermöglichen. Dann kommt es auch zur ersten von insgesamt neun Vollsperrungen bis Bauende im Frühjahr 2023. Die zweite folgt vom 17. bis 20. Dezember, wenn der Südteil des maroden Bauwerks aus dem Jahr 1957 verschwinden wird.
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Diskutabel bleibt die Spurreduzierung auf der vielbefahrenen Bundesstraße von vier auf zwei: Mancher Lokalpolitiker fragte sich zuletzt im Bergedorfer Verkehrsausschuss, warum die parallel zur B 5 verlaufende Straße Am Langberg nicht im Sinne einer Wechselverkehrsführung (zwei plus eine Fahrspur wechselseitig pro Richtung) benutzt wird.
„Verkehrstheoretisch“, sagt Christian Merl von der Autobahn GmbH, sei diese Variante möglich und diskutiert worden. „Die Polizei musste es entscheiden und hat abgelehnt“, so Merl. Die Beamten hätten den Hinweis gegeben, dass Am Langberg eine Anwohnerstraße im Wohngebiet sei, die Unfallgefahr somit zu hoch und auch die „Leistungsfähigkeit“ als Umleitung nicht gegeben wäre. Aus Platzgründen kann außerdem keine Behelfsbrücke errichtet werden.
Umleitung führt über die soeben sanierte A 25
Belastbare Ausweichroute für Bergedorfer Pendler soll die soeben zwischen Geesthacht und dem Autobahndreieck Hamburg-Südost sanierte A 25 sein. Auch die modernisierte K 80 wird für Lohbrügger Autofahrer nun noch interessanter. Radfahrer umfahren das Abrissszenario weiträumig über Steinbeker Grenzdamm und Asbrookdamm. Nicht vor Heiligabend 2021 fertig wird indes die in Sichtweite gelegene Baustelle auf der B 5 zwischen Mümmelmannsberg und Billstedt.
Der Abriss muss sein aufgrund der Korrosionsanfälligkeit der Spannbetonbrücke und der in den 1950er-Jahren nicht erwartbaren Zunahme des Verkehrsaufkommens. „Außerdem sind die Fahrzeuge immer schwerer geworden“, sagt Heinrich Beaupoil. Ursprünglich seien die damaligen Brückenbauer von einer Halbwertszeit ihrer Konstruktionen von 100 Jahren ausgegangen, mittlerweile sei dieser Wert vielerorts auf 60 Jahre korrigiert worden.
Es bestehe keine akute Einsturzgefahr, doch die Verkehrstauglichkeit müsse von Tag zu Tag in Frage gestellt werden. Vor zehn Jahren wurden erste Risse an der Boberger Brücke bei den regelmäßigen Brückenprüfungen des LSBG festgestellt. Beaupoil: „Das erzeugt bei uns keine Panik. Die Risse allerdings bleiben aktiv.“