Tatenberg. 71 Jahre altes Bauwerk über die Dove-Elbe wird bis Ende 2027 erneuert. Auch im Schiffsverkehr wird es Einschränkungen geben.
In den kommenden vier Jahren müssen sich vor allem Auto- und Lastwagenfahrer, die über die Tatenberger Schleuse in die Vier- und Marschlande ein- oder ausfahren, darauf einstellen, dass der Verkehr an der Stelle zeitweise nicht so läuft wie bisher. Denn die Tatenberger Brücke, die 1952 gebaut wurde und seitdem über die Schleusenkammer in Tatenberg führt, muss erneuert werden. Die Bauarbeiten sind bis Oktober 2027 geplant, wie Karsten Schiro vom zuständigen Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) am Dienstagabend im Regionalausschuss erläuterte.
Der Projektleiter, der bereits seit einigen Jahren mit der Maßnahme vertraut ist, erklärte anschaulich den weiteren Ablauf der Baumaßnahmen, die bereits seit 2016 vorbereitet werden. Ein Jahr zuvor habe die Tatenberger Brücke bei einer routinemäßigen Bauwerksprüfung die Note 3 erhalten. Allerdings bedeute das nicht wie bei Schulnoten ein solides Mittelfeld, sondern die Skala gehe in dem Fall nur von 1 bis 4, wobei die Note 4 eine Vollsperrung zur Folge hätte, erklärt Karsten Schiro.
Bauarbeiten für Brückenneubau sollen bis Oktober 2027 andauern
Die Brücke weist demnach starke Schäden und Mängel auf, sodass ihre Tragfähigkeit eingeschränkt ist. Insbesondere das Gewicht der Lkw habe seit dem Bau der Brücke vor 71 Jahren deutlich zugenommen, weiß Karsten Schiro. „Die Belastung ist heute deutlich höher“, sagt der Projektleiter. Zunächst habe man gehofft, möglichst viel der alten Bausubstanz wiederverwenden zu können und nur einen neuen Überbau schaffen zu müssen, berichtet Karsten Schiro.
Doch alle berechneten Varianten der Ingenieure hätten letztlich nicht funktioniert, sodass zwar der alte Bestand der Schleuse bestehen bleiben könne, aber die Brücke neu gebaut werden müsse. Die Spannweite des neuen Bauwerks werde daher von 16,2 Meter Länge um fast zehn Meter wachsen, weshalb der Neubau insgesamt luftig wirken werde, erklärt Karsten Schiro. Auch ihre Breite nimmt von 14,5 Metern um fast einen Meter zu. Die Baukosten werden insgesamt auf 12 Millionen Euro beziffert.
Zweispurige Verkehrsführung soll aufrechterhalten werden
Bevor die neue Brücke Tatenberg und Moorfleet verbindet, werden aber noch etwa vier Jahre vergehen. Denn die wichtige Wegeverbindung über die Dove-Elbe kann nicht einfach so gekappt werden, sondern wird für die gesamte Bauzeit aufrechterhalten. So wird zunächst eine Behelfsbrücke auf der östlichen Seite Richtung Dove-Elbe gebaut, über die der Verkehr zweispurig geleitet wird. Zunächst war auch überlegt worden, für die Zeit der Bauarbeiten den Verkehr nur einspurig über die Dove-Elbe zu führen. Da dort allerdings auch viele Radfahrer unterwegs sind, hätte dies das Tempo so weit reduziert, dass es ständig zu einer Staulage gekommen wäre, erklärt Karsten Schiro. Für die gesamte Zeit der Bauarbeiten wird in dem Bereich aber Tempo 30 gelten.
In den vergangenen Monaten wurde an der Uferböschung zur Dove-Elbe bereits gearbeitet, um den Brückenneubau vorzubereiten: Dabei wurde zum einen die Lage der Leinen überprüft, mit denen die Wände der Schleuse am Ufer verankert sind, und Kampfmittel sondiert. „Glücklicherweise haben wir nichts gefunden“, stellt Karsten Schiro fest. Spundwände aus Stahl sollen dort mittels einer Spundwandpresse 11,5 Meter tief in den Boden eingebracht werden. Im Gegensatz zum Rammen oder Rütteln handele es sich beim Pressen nicht nur um eine leise, sondern auch um eine umweltschonende Methode, erklärt der Projektleiter.
Während der Vollsperrung müssen Radfahrer absteigen oder einen Umweg fahren
Im nächsten Bauabschnitt sollen von März bis August 2024 die Spundwände hergestellt werden. Dabei kann es zeitweise dazu kommen, dass der Verkehr per Ampelschaltung nur einspurig an der Baustelle vorbeigeführt wird, wenn der Autokran im Einsatz ist und so viel Breite benötigt, dass er in eine Fahrspur hineinragt, erläutert Schiro. Von September 2024 bis August 2025 ist die Herstellung der Behelfsbrücke geplant. Im Anschluss soll von September 2025 bis Juni 2026 die alte Brücke zurückgebaut werden. Danach kann im Juli 2026 der Neubau der Hauptbrücke beginnen, der im Juli 2027 abgeschlossen sein soll. Bis Oktober 2027 soll dann noch die Behelfsbrücke zurückgebaut, soll die Böschung modelliert und sollen auch Bäume wieder angepflanzt werden, die für die den Bau der Behelfsbrücke gefällt worden sein werden.
Während der Verkehr über weite Strecken nicht von den Bauarbeiten eingeschränkt werden soll, wird es allerdings auch fünf Vollsperrungen geben müssen, um die Behelfsbrücke einzuheben, später wieder auszuheben, die Hauptbrücke aus- und die neue einzuheben sowie eine flächige Asphaltschicht herzustellen. Die Vollsperrungen sollten jeweils etwa 55 Stunden dauern und an Wochenenden erfolgen, erklärt Karsten Schiro. In der Zeit werden nur die Polizei, die Feuerwehr sowie Fußgänger die Baustelle passieren können. Radfahrer können in der Zeit absteigen und ihr Rad schieben oder eine Ausweichroute wählen, die auch für den motorisierten Verkehr ausgeschildert wird.
Auch die Schleuse muss während Vollsperrung den Betrieb einstellen
Auch der Schiffsverkehr wird davon betroffen sein, da auch die Schleuse in der Zeit nicht in Betrieb gehen kann. Der Regionalausschuss wies den Projektleiter deshalb darauf hin, sich so früh wie möglich mit den anliegenden Yachthäfen und vor allem auch der Bergedorfer Schifffahrtslinie und Alstertouristik abzustimmen, damit diese ihre Fahrpläne entsprechend anpassen können.
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Der genaue Zeitpunkt der Vollsperrungen stehe noch nicht fest, so Schiro. Es könnte aber gut sein, dass sie auch in den Sommermonaten erfolgen müssen, wenn normalerweise bei Sonnenschein an der Stelle scharenweise Motorradfahrer, Radler oder Ausflügler per Pkw ins Landgebiet einfahren. Auf „Schön-Wetter-Wochenenden“ könnte bei solch einer riesigen Maßnahme allerdings keine Rücksicht genommen werden, erklärte Karsten Schiro, da auch schon auf die Sturmflutzeit geachtet werden müsse, während der manche Arbeiten nicht möglich sind.