Billwerder. Die TuS Dassendorf setzt sich mühelos mit 3:0 beim ETSV Hamburg durch. Doch die folgende Siegerfeier begann mit einem kleinen Drama
Das Spiel in der Fußball-Oberliga zwischen dem ETSV Hamburg und der TuS Dassendorf war schon beendet, als Dassendorfs Ersatzkeeper Sebastian Kalk nach dem 3:0-Auswärtserfolg die obligatorische Siegerkiste im Vereinsheim des ETSV holen wollte. Doch er ging leer aus. „Hier gibt’s kein Bier“, entgegnete ein entgegenkommender Eisenbahn-Anhänger kopfschüttelnd. „Du musst zum Bierstand am Platz.“
Kalks Antwort, dass er von dort ins Vereinsheim geschickt worden war, sowie das angebotene Geld, welches der Schlussmann schon parat hatte, halfen nicht. Es war nämlich einfach keine Bewirtung anwesend. „Das ist einfach schwach“, äußerte sich der Fan und verließ mit gesenktem Kopf die Räumlichkeiten. Kalk zog zwar ohne Bierkiste in Richtung der Kabinen ab, hatte aber immerhin mit der TuS Dassendorf die drei ungefährdeten Punkte des 9. Spieltags der Oberliga Hamburg im Gepäck.
Viel Kampf, wenig Fußball: Das Oberliga-Derby zog sich wie Kaugummi
Nicht nur, was das Umfeld angeht, hat der ETSV Hamburg also noch Nachholbedarf. Auch fußballerisch hatten die „Eisenbahner“ dem Meister wenig entgegenzusetzen und bekamen ihre Grenzen aufgezeigt. Die TuS hatte viel Ballbesitz, und die Hausherren agierten weit zurückgezogen in der eigenen Hälfte mit einer Fünfer-Abwehrkette, die dafür sorgte, dass sich das Spiel vor 248 Zuschauern am Mittleren Landweg wie ein großes Kaugummi zog.
Erst in Minute 24 gab es die erste Möglichkeit für die Gäste. Sven Möller legte für Len Aike Strömer ab. Der Flachschuss konnte jedoch von Elian Clasen gut pariert zur Ecke entschärft werden. Ein maues Spiel, ohne viele Höhepunkte setzte sich fort – bis zur 40. Minute, als Ashton Götz zum Sprint ansetzte und in den Strafraum eindrang. ETSV-Akteur Lesley Karschau brachte den Ex-Profi zu Fall – Elfmeter!
Elfmeter oder nicht? Strafstoßschütze Martin Harnik war’s egal
„Mir wurde gesagt, dass es kein Elfmeter war“, gab ETSV-Coach Diamantis „Aki“ Cholevas hinterher zu Protokoll. Ob es nur der Rempler von Karschau war oder ob es auch an den Füßen einen Kontakt gab, das war einem herzlich egal: Martin Harnik. Der Angreifer der TuS Dassendorf schnappte sich das Spielgerät, schickte Clasen ins falsche Eck und verwandelte sicher zur Gästeführung (41.).
Nur 120 Sekunden später spielte die TuS das bisher dahin funktionierende Abwehrbollwerk endlich aus. Jordan Brown legte ab auf Strömer, der auf Mattia Maggio und dieser brachte eine Hereingabe ins Strafraumzentrum. Nach einem Ruf von Sven Möller bleibt Harnik weg, und die Nummer sieben der TuS konnte mit links locker einschieben (43.).
Mattia Maggio hat die Entscheidung auf dem Fuß, schießt Yannick Siemsen an
„Gegen die TuS Dassendorf darfst du keine Fehler machen, sonst wirst du hart bestraft. Bis dahin haben wir keine Chance zugelassen, Mittelfeldpressing gespielt und einige Bälle in die Tiefe gespielt. Nur wir haben keine Torschüsse abgegeben“, konstatierte Cholevas richtig.
Nach dem Seitenwechsel rückte der ETSV Hamburg zwar etwas vor, das Zepter behielten dennoch die Gäste in der Hand. Maggio vergab in der 58. Minute die Vorentscheidung, als er erst mit einem schwachen Abschluss an Clasen scheiterte und den Nachschuss dann auf den auf der Linie stehenden Yannick Siemsen zielte.
Vom ETSV kommt fast nichts, nur ein Fernschuss von Marcel Andrijanic
„In der zweiten Situation muss er wahrscheinlich querlegen, dann wäre der Sack eher zu gewesen“, analysierte Thomas Seeliger später auf der Pressekonferenz. Die Gastgeber dagegen blieb weiterhin ungefährlich, ein Schuss aus gut 25 Metern durch Marcel Andrijanic war zunächst die einzige Chance eines schwachen ETSV, der nur dominanter wurde, weil die Dassendorfer einen Gang zurückschalteten.
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Inmitten dieser Phase sorgte eine Kombination über Harnik, das eingewechselte Geburtstagskind Eyke Kleine und Tolga Celikten für den 3:0-Endstand. Möller stand am Ende völlig blank und machte mit seinem zweiten Tor nun doch den berühmten Deckel drauf (79.).
ETSV-Coach Cholevas: „Können noch nicht über 90 Minuten fehlerlos spielen“
„Die Jungs haben wirklich von der ersten bis zur letzten Minute konzentriert gespielt. Am Ende gibt es auch keine zwei Meinungen, dass wir das Ding verdient gewonnen haben“, resümierte Seeliger. Sein Gegenüber sah dies trotz der wenigen Tormöglichkeiten etwas anders. „Ich finde das Ergebnis zu hoch für das, was wir gespielt haben. Entscheidend ist, dass wir auf kleine Details nicht geachtet haben und noch nicht reif sind, gegen so einen Gegner über 90 Minuten fehlerlos zu spielen“, fasste Cholevas abschließend die 90 Minuten zusammen.
Die TuS Dassendorf grüßt durch den ungefährdeten Auswärtserfolg weiterhin von der Tabellenspitze. Die ambitionierten Eisenbahner kassierten die zweite Pleite in Folge und bleiben im Tabellenmittelfeld.
ETSV Hamburg: Clasen (4); Owusu (4) ab 84. Mucunski (-), Siemsen (4), Bojadgian (4), Buhr (4) ab 59. Andrijanic (4), Basoah (4) ab 76. Wedemeyer (-); Düzgüner (4) ab 59. Landau (4), Monteiro (4), Parduhn (4) ab 84. Hoppe (-); Karschau (4), Stark (5)TuS Dassendorf: Gruhne (3); Götz (2), Ahlschwede (3), Sowah (3), Brown (2); Maggio (3) ab 70. Kleine (-), Dettmann (3), Doege (3), Möller (1) ab 83. Carolus (-), Strömer (2) ab 77. Celikten (-); Harnik (3) ab 83. Dittrich (-)