Altengamme. Der SV Altengamme verspielt seine Führung gegen dezimierte Gäste. Doch von einer Krise will am Gammer Weg niemand etwas wissen.
Herrje, noch so eine Statistik: Was ist sie also wert, diese inoffizielle Deichtabelle? Für die einen, den SC Vier- und Marschlande als Novize in der Fußball-Landesliga, ist der erste Platz dort mehr als ein Achtungserfolg. Mindestens bis zum Winter liegt der SCVM nach seinem 3:1-Sieg gegen Curslack und nun dem 2:2 am Freitagabend in Altengamme mit vier Punkten vorn. Vor dem SV Curslack-Neuengamme (3) und dem SV Altengamme (1), für den der letzte Rang weniger schmerzhaft ist als der Fakt, dass der SVA insgesamt nur schwer in die neue Spielzeit findet: Erst das 1:5 gegen Curslack und nun wurde gegen den SCVM ein sicher geglaubter Sieg noch weggeschenkt.
Dabei hatte alles für die schwächelnden Altengammer gesprochen: zwei Elfmeter, eine Rote Karte für die Gäste und damit eine fast halbstündige Überzahl, ein Führungswechsel im Spiel. Dazu sehr guter Besuch. Top Sommerwetter. Zwei Bierbuden. Intensive Zweikämpfe mit etwas zu vielen Gelben Karten (10) von Referee Florian Pötter (FC Voran Ohe).
Deichtabelle: Der SCVM ist im Moment die Nummer eins
Doch die Gesichter nach dem Abpfiff sprachen Bände: Während Altengammes Coach Ingo Carstensen seinen Getreuen im Mannschaftskreis etwas zu sagen hatte, wurde das SCVM-Kollektiv von ihrem Trainer Alexander Müller zur Ehrenrunde auf des Gegners Anlage aufgefordert: „Die vier Punkte für die Liga sind wichtig, aber ich würde lügen, dass es nicht auch wichtig ist, hier auf dem Deich eine Marke abzugeben.“ Gelungen, Herr Müller!
Aber wie gesagt: Eigentlich sprach der Spielfilm für Altengamme. Die Hausherren hatten eine schnelle Antwort auf das Kontergegentor von David Toth zum 0:1 (20.). Den 1:1-Ausgleich besorgte mit anspruchsvoller Fußakrobatik in der Luft Philip Alpen nach gut getimter Flanke von Jesper Garbers (23.). Als dann der sonst eher unglückliche Florian Rogge nach einem Sololauf regelwidrig im Strafraum zu Fall gebracht wurde, bedankte sich Jonas Buck vom Elfmeterpunkt – 2:1 (40.).
SV Altengamme ließ zwei Matchbälle zum Sieg ungenutzt
Und auch der zweite Strafstoß des Spiels ging an den SVA. Dieses Mal hatte Buck ihn selbst herausgeholt – doch dann schob Altengammes Zehner den Ball am Tor vorbei (53.). Kurz darauf zielte er von der Strafraumkante knapp vorbei (55.). Niemand konnte ahnen, dass die Altengammer damit ihre beiden Matchbälle bereits vergeben hatten.
Denn sie waren ab der 65. Spielminute ja auch noch in Überzahl. SCVM-Linksverteidiger Yanneck Schlufter senste direkt vor des Gegners Bank Erik Wegner um und kassierte glatt Rot. „Die Überzahl tat uns überhaupt nicht gut“, analysierte Carstensen. „Da spielte wohl plötzlich der Kopf mit, wurden die Beine schwer. Du hattest ja auch den Druck, weil du schlecht gestartet bist.“
Ausgleichstreffer des SC Vier- und Marschlande schön herausgespielt
Hingegen hatten die Gäste gute Joker, mehr Cleverness in den Mann-gegen-Mann-Duellen und schließlich – das vorläufige Deich-Championat vor Augen – hatten sie auch die Ruhe weg beim edel ausgespielten 2:2-Ausgleichstreffer: Toth schüttelte SVA-Kapitano Marvin Behr ab, passte nach innen auf den eingewechselten Wirbler Marcio Johannsen. Der hätte es schon selbst machen können, ohne sich zu blamieren. Stattdessen legte Johannsen weiter auf Flemming Polster, der zum Endstand vollendete (73.).
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SCVM-Coach Alex Müller freute sich über die Abgezocktheit und Effektivität seiner Rasselbande: „Da denkst du als Trainer auch, dass es noch einmal eng werden könnte, als Marcio querlegt – aber Flemming macht das Tor dann eiskalt.“
Krise? Was für eine Krise? Coach Carstensen: „Wir haben noch 27 Spiele“
Von einer Krise wollten sie in Altengamme aber trotz des blamablen Ausscheidens im Pokal beim Kreisligisten Escheburg (4:5) und nur einem Punkt in drei Ligaspielen nichts wissen. „Es ist nichts los, wir haben noch 27 Spiele“, verscheuchte Ingo Carstensen jedwede Missstimmung. „Wir hatten vergangenes Jahr auch so eine Phase und haben danach eine Serie gestartet.“
Nicht mal das Hintertreffen in der ominösen Deichtabelle kann den Mann erschüttern. „Die tut natürlich weh“, gibt er zu. „Aber sie spielt eine untergeordnete Rolle. Da können wir auch hinten bleiben, wenn wir nachher in der Liga vor allen anderen sind.“
SV Altengamme: Fedgenhäuer (3) – Peters (4) ab 71. Böttcher (-), Kleinert (3), Behr (4), P. Wegner (2) – Garbers (2-3), Rogge (4), E. Wegner (2), Alpen (3) – Jens (5) ab 71. Heidbrink (-), Buck (3) ab 79. Voigt (-)SC Vier- und Marschlande: Möller (2-3) – Wagner (3-4), Kohlepp (2-3), Czech (4), Y. Schlufter (4) – Kahl (3), Busch (3-4) ab 60. Hoffmann (3) – Sander (4) ab 60. Johannsen (2), Dabelow (5) ab 83. Liem (-), Polster (2) – Toth (2)