Bergedorf. Am Dienstag und Mittwoch wird die 2. Runde gespielt. 16 Fußballteams aus dem Hamburger Osten sind noch dabei. Doch mit welchem Ehrgeiz?
Insgesamt 16 Vereine aus dem Bergedorfer Raum haben es in die 2. Runde des Lotto-Pokals geschafft, die am Dienstag und Mittwoch (1./2. August) gespielt wird. Darunter sind erwartungsgemäß alle drei Oberligisten, dann drei Landesligisten, fünf Bezirksligisten sowie mit der Lauenburger SV, dem FSV Geesthacht, dem Escheburger SV, der TSG Bergedorf und der TSV Reinbek stolze fünf Kreisligisten. Hut ab!
Der erste Hamburger Pokalsieger war 1955 der ASV Bergedorf 85. In der jüngeren Vergangenheit gewann die TuS Dassendorf 2018 und 2019 gleich zweimal die Trophäe. Doch zuletzt gab es wenig Positives aus lokaler Sicht. In der vergangenen Saison waren sämtliche Teams aus dem Bergedorfer Raum schon vor dem Achtelfinale ausgeschieden.
Zwischen Pflichtaufgabe und riesiger Chance – Fußballteams im Pokalwettbewerb
„Wir sind zuletzt im Pokal unter unseren Möglichkeiten geblieben. Da haben wir etwas gutzumachen“, gibt Len Aike Strömer zu. Der Offensivspieler der TuS Dassendorf war am Wochenende mit drei Treffern der Matchwinner beim 5:1 gegen Concordia. Nun steht die knifflige Aufgabe im Pokal beim VfL Lohbrügge an. „Gerade für unser Team mit den vielen älteren Spielern ist der Pokal eine schwierige Sache“, betont der 32-jährige Strömer. „Ich sehe mich jedenfalls in den kommenden Wochen nicht ständig Englische Wochen spielen.“
Es soll also fleißig rotiert werden, damit sich die Belastung verteilt, so der Wunsch von Strömer. Ob der neue TuS-Coach Thomas Seeliger, bekanntlich selbst ein Ex-Profi, da mitmacht, bleibt abzuwarten. Die Elf, die er in der ersten Runde beim Kreisligisten SC Hamm (6:0) auf den Grand schickte, war jedenfalls auf neun Positionen identisch mit der Elf, die nun zum Oberliga-Start gegen Concordia ran durfte.
150.000 Euro gibt es für den siegreichen Verein
Eines ist jedenfalls sicher: Kein Wettbewerb im Hamburger Amateurfußball ist attraktiver als der Lotto-Pokal. 150.000 Euro gibt es vom Deutschen Fußball-Bund für den siegreichen Verein als Antrittsprämie im DFB-Pokal. Wohlgemerkt: Verein. Der gesamte Verein profitiert, nicht allein die Fußballsparte oder gar die Mannschaft. Zudem ist davon das Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal zu organisieren.
Das hat in der Vergangenheit schon häufiger für Irritationen gesorgt. Im Jahr 2011 soll das Team des Eimsbütteler TV nach dem 1:0-Sieg im Finale gegen Vorwärts-Wacker Billstedt laut „amateur-fussball-hamburg.de“ mehr als 50 Prozent der Pokaleinnahmen gefordert haben. Als sie das Geld nicht bekamen, verließen alle Spieler samt Trainerteam geschlossen den Verein.
Wie wäre es mit einem DFB-Pokalspiel zum 100-jährigen Jubiläum, Herr Huremovic?
2018 gab es beim Niendorfer TSV vor dem Finale gegen die TuS Dassendorf Unruhe. Letztlich rauften sie sich dann aber zusammen – und verloren mit 0:2.
Und 2024? Wer triumphiert da? Es ist auf jeden Fall des Jahr des 100-jährigen Bestehens des ETSV Hamburg. Was wäre zum Jubiläum ein besseres Geschenk als ein DFB-Pokalspiel gegen Bayern München oder Borussia Dortmund? „Ach was, Holstein Kiel würde mir völlig reichen“, sagt Sportchef Sascha „Jassi“ Huremovic und versichert: „Wir nehmen den Pokal sehr ernst. Wir nehmen auch unseren Zweitrunden-Gegner TSV Reinbek sehr ernst.“
Pokalsieg ist wie ein „Sechser im Lotto samt Superzahl und Spiel 77“
Doch angesichts der vielen Runden und der hochklassigen Gegner – unter anderem sind die drei Regionalligisten Eintracht Norderstedt, Teutonia 05 und Eimsbütteler TV dabei – sei so ein Pokalsieg wie ein „Sechser im Lotto mit Superzahl plus Spiel 77“, findet Huremovic. Also nichts, was man ernsthaft anstreben könnte. Aber Träumen wird ja wohl erlaubt sein!
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Vorausgesetzt natürlich, dass man es sich selbst erlaubt. „Was soll’s, den Pokal gewinnen wir eh nicht“, ist ein Satz, der im Heimatfußball schon oft zu hören war, wenn ein Team unverhofft ausschied. Oder gar nicht erst antrat wie zum Beispiel der VfL Grünhof-Tesperhude (Kreisklasse) in der ersten Runde gegen den ETSV Hamburg (Oberliga). Die Auslosung zur 2. Runde nahm Frank Flatau, Spielausschussvorsitzender des HFV, zum Anlass, den Vereinsvertretern ins Gewissen zu reden: „Leider hatten wir in der ersten Runde wieder sieben Spielabsagen. Und täglich grüßt das Murmeltier.“
Dassendorf und Dresden verbindet seit dem DFB-Pokalspiel eine Fanfreundschaft
Und selbst wenn man den Jackpot knackt, ist nicht sicher, was drin ist. Bayern München oder Borussia Dortmund gibt es eben nur einmal im Lostopf des DFB-Pokals. SpVgg Unterhaching (0:5), MSV Duisburg (0:1) und Dynamo Dresden (0:3) lautete die Realität für die TuS Dassendorf nach ihren drei Pokalsiegen 2000, 2018 und 2019.
Doch auch solche Gegner haben natürlich ihren Reiz. Gerade wenn daraus so viel Gutes entsteht wie aus dem Duell gegen Dresden seinerzeit in Zwickau. Seit dem Spiel sind beide Clubs in einer Fanfreundschaft verbunden. Und eines ist auch klar: Es fehlt immer noch das erste Dassendorfer Tor im DFB-Pokal. 2024 wäre doch ein gutes Jahr dafür. Vielleicht ja durch Len Aike Strömer.
Die Pokalspiele der 2. Runde mit Beteiligung von Teams aus dem Bergedorfer Raum im Überblick. Concordia – Düneberger SV (Dienstag, 18.15 Uhr, Bekkamp), VfL Lohbrügge – TuS Dassendorf (Dienstag, 19 Uhr, Binnenfeldredder), TSV Wandsetal – Lauenburger SV (Dienstag, 19 Uhr, Walddörfer Straße), SC Wentorf – Rahlstedter SC (Dienstag, 19 Uhr, Am Sportplatz), SV Hamwarde – SV Nettelnburg/Allermöhe (Dienstag, 19 Uhr, Mühlenstraße), FSV Geesthacht – Hamm United (Dienstag, 19 Uhr, Berliner Straße), Escheburger SV – SV Altengamme (Dienstag, 19.45 Uhr, Stubbenberg), SC Schwarzenbek – TuS Aumühle-Wohltorf (Dienstag, 20 Uhr, Schützenallee), TSV Reinbek – ETSV Hamburg (Dienstag, 20 Uhr, Theodor-Storm-Straße), TSG Bergedorf – FC Voran Ohe (Mittwoch, 19 Uhr, Billtalstadion)