Hamburg. Dramatische Regionalliga-Premiere des Aufsteigers TSG Bergedorf: Am Ende fehlte gegen den Lokalrivalen Hamburg Pioneers nur ein Meter.
Nur noch wenige Sekunden waren zwischen den Hamburg Swans und den Hamburg Pioneers zu spielen. Die „Schwäne“, das American-Football-Team der TSG Bergedorf, lagen mit 13:14 zurück. Ein letzter Spielzug blieb den Hausherren noch, um die Begegnung zu drehen. Doch die Entfernung bis zur Endzone war mit rund 50 Yards sehr weit. Also schickte Head Coach Daniel Kasper den Kicker Jakob Stork für einen letzten, verzweifelten Field-Goal-Versuch aufs Feld.
So ein Schuss durch die Stangen des Football-Tores ist aus dieser Entfernung schon schwierig genug, wenn man seine Ruhe hat. Wenn aber das glitschige Lederei erst von einem Teamkollegen gefangen und hingehalten werden muss, während gleichzeitig ein ganzes Team von Gegnern auf dich zustürzt und das Zeitfenster für einen erfolgreichen Schuss auf wenige Sekundenbruchteile zusammenschmelzen lässt, bevor sie über dich herfallen, dann wird so ein Abschluss fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Stork nahm entschlossen Anlauf, geriet beim Schuss aber ein wenig zu sehr in Schräglage. Um einen Meter flog der Football links am Tor vorbei. Es war dieser eine Meter, der die Premiere der Hamburg Swans in der Regionalliga entschied: Es blieb beim 13:14.
American Football: Bei den Verlierern herrschte Zufriedenheit
Doch es war eine Niederlage, die sich wie ein Sieg anfühlte. Während den Bergedorfern der Stolz über die gezeigte Leistung ins Gesicht geschrieben stand, sahen die Pioneers eher bedröppelt aus. „Es macht Spaß, sie so zu sehen“, schmunzelte Kasper. „Ich war früher selbst jahrelang bei den Pioneers, kenne viele Spieler. Sie haben immer gesagt: Wenn ihr in die Regionalliga aufsteigt und wir mal gegeneinander spielen, dann hauen wir euch 80:0 weg. Und jetzt war es so knapp!“
In der Tat: Nicht einmal ein früher 0:6-Rückstand durch einen schnellen Touchdown der Gäste brachte die TSG-Footballer aus dem Konzept. Die Swans bauten ruhig ihr Offensivspiel auf, versuchten es dabei häufig über ihren besten Mann, den Running Back Marius Fiedler, der sich aber immer wieder in der aufmerksamen Deckung der Pioneers festlief. Dann plötzlich zu Beginn des zweiten Viertels ging Swans-Spielmacher Frederik Mußler ins Risiko, wagte einen 30-Yard-Pass durch die Mitte und fand David Kruppa, der in die Endzone lief. Der erste Touchdown der Bergedorfer Regionalliga-Geschichte war perfekt!
Zur Halbzeitpause lag eine Sensation in der Luft
Da auch der Zusatzpunkt saß und Storck zudem ein Field Goal nachlegte, gingen die Bergedorfer schließlich mit einer 10:6-Führung in die Halbzeitpause. Der krasse Außenseiter lag vorn. „Merkt ihr, was gerade hier abgeht“, wandte sich Swans-Spieler Jonas Möller begeistert an seine Teamkollegen. „Wir überraschen die gerade! Das ist ein Spiel auf Augenhöhe hier!“
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Das registrierte am Spielfeldrand auch Maik Mauer, Defense Coordinator der Wolfsburg Blue Wings, der die Partie als „Spion“ verfolgte. Am kommenden Sonntag spielen die Bergedorfer in Wolfsburg. „Die Swans sind besser als die über viele Jahre in der Regionalliga etablierten Pioneers. Das ist erstaunlich“, wunderte sich Mauer. „Vor allem der Running Back Marius Fiedler ist mir positiv aufgefallen.“
US-Quarterback Drew Saxton zeigt seine Klasse
Doch noch waren die Gäste nicht geschlagen: Zu Beginn des letzten Viertels fand ein Pass des amerikanischen Quarterbacks Drew Saxton Mitspieler Pascal Kränzlein in der Endzone. Die Gäste waren wieder 12:10 vorn. Und nun trafen sie eine mutige Entscheidung: Statt den Zusatzpunkt zu nehmen, entschlossen sie sich zur Two-Point-Conversion, das heißt, sie versuchten für zwei weitere Punkte, noch einmal in die Endzone zu kommen. Das gelang. Anton Prister fing einen Pass von Saxton zum 14:10. Selbst ein weiteres Field Goal auf Bergedorfer Seite durch Jakob Stork reichte nun nicht mehr zum Ausgleich, sondern nur zum 13:14. Das sollte sich letztlich als entscheidend erweisen.