Dassendorf. Böser Abwehrschnitzer kostet Fußball-Oberligisten die Nachholpartie beim SV Rugenbergen. Was das für die Meisterschaft bedeutet
Seine Mannschaftskameraden waren nach der Partie beim SV Rugenbergen längst auf dem Weg in die Kabine, da stand Amando Aust noch immer vor der Auswechselbank des Rasenplatzes im Sportzentrum Bönningstedt und haderte mit sich und dem Schicksal. Der Defensiv-Spezialist des Fußball-Oberligisten TuS Dassendorf suchte im Gespräch mit Sportchef Jan Schönteich, Ligamanager Alexander Knull und Coach Peter Martens nach Erklärungen für das eigentlich Unerklärliche.
Mit 2:0 hatte der Serienmeister beim Abstiegskandidaten geführt und das Spiel fest im Griff gehabt, bevor Aust ausrutschte, den Ball verlor und den Hausherren so den Anschlusstreffer ermöglichte. „Danach sind wir total zusammengefallen“, seufzte der Routinier. Recht hatte der frühere Nationalspieler Gambias. In der Schlussphase stürzte Dassendorfs Abwehr von einer Verlegenheit in die andere, sodass Rugenbergen sogar noch zum verdienten 2:2-Ausgleich kam, der gleichbedeutend mit dem Endstand war.
Fußball-Oberliga: Verlust des Titels ist wahrscheinlich
Bereits zum vierten Mal in der Rückrunde verspielte das Team des Trainer-Duos Thomas Hoffmann/Martens damit einen Zwei-Tore-Vorsprung. Macht in der Summe acht verschenkte Punkte und sehr wahrscheinlich den Verlust des Titels.
Spitzenreiter TSV Sasel dürfte in seinen beiden ausstehenden Partien beim SC Victoria und gegen Rugenbergen nur noch einen Zähler holen und die TuS müsste gleichzeitig ihre beiden Begegnungen gegen den TSV Buchholz 08 am Montag (13 Uhr, Wendelweg) und am Freitag bei Union Tornesch gewinnen, um noch die Chance auf die Meisterschaft zu haben. In diesem Fall würde dann das Torverhältnis entscheiden.
45-Tore-Mann Martin Harnik fehlte
Das dem so kommt, hält Martens allerdings für nahezu ausgeschlossen. „Nun ist es vorbei. Jetzt ist die Tür zu und die Saison dann auch im A....“, sagte der 65-Jährige, der sein Amt wie Hoffmann am Saisonende niederlegt. Das Duo übergibt den Staffelstab an den langjährigen Profi Thomas Seeliger, der sich den Auftritt seines künftigen Teams gegen Rugenbergen vor Ort anschaute. Aufschluss über die wahre Leistungsstärke des Kaders konnte der 56-Jährige dabei allerdings nur bedingt gewinnen.
Denn in Kapitän und Torjäger Martin Harnik, Hendrik Dettmann, Len Aike Strömer, Kristof Kurczynski sowie den langzeitverletzten Jordan Brown und Maximilian Dittrich fehlten den Gästen vor 120 Zuschauern gleich sechs wichtige Spieler. Insbesondere der Ausfall von 45-Tore-Mann Harnik wog schwer. Die TuS erspielte sich in Abwesenheit des Oberliga-Rekordschützen nur wenige nennenswerte Chancen gegen den Abstiegskandidaten.
Ob Harnik in den ausstehenden Partien noch einmal zum Einsatz kommen wird, ist ungewiss. Der 35-Jährige laboriert an einer Oberschenkelverletzung, die er sich am vergangenen Spieltag im Spiel beim Hamburger SV III (3:4) zugezogen hatte. „Ich versuche es. Aber ich denke, die Chancen liegen bei 30 Prozent“, erklärte der langjährige Bundesliga-Profi. Harnik schaute sich die Begegnung von der Auswechselbank aus an und sah von dort, wie seine Teamkameraden nach recht ereignisloser erster Hälfte durch einen Kopfball des späteren Unglücksraben Aust in Führung gingen (55.).
Als Harniks Schwager Mattia Maggio neun Minuten später per Heber auf 2:0 erhöhte, schien die Vorentscheidung gefallen. Zumal die Hausherren erst 48 Stunden zuvor gegen den USC Paloma angetreten waren. Aber die Bönningstedter gaben nicht auf und kamen durch Marlon Stannis zum Anschlusstreffer (68.), nachdem Aust weggerutscht war und den Ball verloren hatte.
Dassendorfer Defensive präsentiert sich erneut sehr anfällig
Hernach schlug der Außenseiter einen hohen Ball nach dem anderen in den Dassendorfer Strafraum. Dieses einfach Stilmittel genügte, um die TuS-Defensive ins Chaos zu stürzen. In der 78. Minute konnten die Gäste abermals nicht konsequent klären, erneut hieß der Nutznießer Stannis, der mit seinem zweiten Tor zum Ausgleich traf. „Wie wir in einigen Situationen verteidigen, das hat dann eben auch mit einem Oberliga-Meister nichts zu tun“, kritisierte Martens: „Wir müssen offensichtlich vier Tore schießen, um ein Fußballspiel zu gewinnen.“
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Zumindest einem dritten Treffer war sein Team kurz vor Ultimo ganz nah, als Rinik Carolus eine Flanke auf den zweiten Pfosten schlug und dort Aust fand, dessen Direktabnahme Keeper Patrick Hartmann jedoch unter sich begraben konnte (90.). Durch die vergebene Großchance avancierte der Defensivspezialist endgültig zum tragischen Helden seiner Farben.
Für den 33-Jährigen wird das Kapitel TuS Dassendorf damit sehr wahrscheinlich ohne eine weitere Meisterschaft enden. Denn Aust verlässt den Club im Sommer nach acht Jahren. Ein Angebot, künftig als Co-Trainer von Seeliger am Wendelweg weiterzumachen, lehnte der Routinier ab. Er möchte weiterspielen.
Amando Aust, Finn Thomas und Valentin Zalli nehmen ihren Abschied
Auch Finn Thomas und Valentin Zalli erhalten keine neuen Verträge. Ein größerer Umbruch ist bei der TuS Stand jetzt allerdings nicht geplant. Die Verantwortlichen hoffen darauf, dass Brown und Dittrich, die beide in dieser Saison verletzungsbedingt keine Oberliga-Partie bestritten, zur neuen Serie wieder einsatzfähig sind.
„Wir werden das genau beobachten. Und gegebenenfalls können wir dann ja noch bis zum 31. August reagieren“, erklärte Sportchef Schönteich. Wer allerdings das hohe Anspruchsdenken der Dassendorfer Oberen kennt, der weiß, dass sie nach dieser für sie sportlich unbefriedigenden Saison gewiss noch einmal die Köpfe zusammenstecken und zumindest über mögliche Verstärkungen plaudern werden.
TuS Dassendorf: Kalk (3) – Kleine (3) ab 84. Zalli (-), Ahlschwede (3-4), Muhlack (3), K. Carolus (3-4) ab 67. Sowah (-) – Aust (3), R. Carolus (3), Möller (3-4) ab 67. Doege (-) , Lam (2) – Maggio (3), Blohm (3-4)