Dassendorf. 682 Kilometer um die Alster hat Finn Thomas abgespult - alles fürs Comeback nach seinem Kreuzbandriss. Teamkollege Joe Warmbier muss noch warten.

Dass Finn Thomas vom Fußball-Oberligisten TuS Dassendorf am vergangenen Sonntag in der sechsten Minute seinen Meiendorfer Gegenspieler mit einer amtlichen Grätsche niederstreckte und dafür die Gelbe Karte sah, mag auf den ersten Blick nur eine kleine Randnotiz gewesen sein. Doch für „Finner“, so sein Spitzname, war es ein besonderer Moment. „Ich habe gemerkt, dass ich wieder volles Vertrauen in mein Knie habe“, hebt der 32-Jährige hervor.

Überhaupt war die Partie eine ganz außergewöhnliche für Thomas: Exakt 484 Tage nach seinem am ersten Spieltag der Vorsaison erlittenen Kreuzbandriss stand der vormalige Dauerbrenner wieder in der Dassendorfer Startelf. „Fürs Erste war es in Ordnung“, beurteilte er seine Leistung bis zur Auswechslung nach 73 Minuten. Unser Redakteur sah es genauso und gab Thomas die Note „3“.

Am Anfang 7:23 Minuten für den Kilometer gebraucht

Bis er wieder seine rechte Außenbahn beackern konnte, war es jedoch ein weiter Weg. Über 90 Mal ist er seit dem 20. Januar um die Außenalster gejoggt. Insgesamt 682 Kilometer. „Am Anfang habe ich 7:23 Minuten für den Kilometer gebraucht – Wahnsinn“, sagt er, als er die Daten seiner Lauf-App checkt. „Inzwischen schaffe ich es in etwas mehr als vier Minuten.“

Zusätzlich geht der Hamburger, der über die Berufsgenossenschaft versichert ist, vier- bis fünfmal pro Woche zusätzlich zum TuS-Training noch zur Reha oder ins Fitness-Studio. „,Finner’ hat viel Eigeninitiative gezeigt. Aber manchmal musste ich ihn bremsen“, sagt Dassendorfs Athletik-Trainer Jogi Ohle.

Mit Joe Warmbier hat Ohle noch einen zweiten Kreuzband-Patienten in Behandlung, der sich rund einen Monat nach Thomas verletzt hatte. Im Februar hatte unsere Zeitung erstmals über ihren Kampf um ein Comeback berichtet. Damals hofften beide, bereits im August ernsthafte Alternativen im TuS-Kader zu sein.

Während Thomas inzwischen soweit ist, ist Warmbier davon meilenweit entfernt. Er hat zwar ein paar Spiele in der „Zweiten“ in den Beinen. Doch aktuell wird sein Knie nach Belastung wieder dick. Eine Nach-OP im Januar hatte den Heilungsprozess verzögert – aber, so Warmbier: „Ich war auch zu faul.“ Die wichtigen Extra-Schichten zusätzlich zum TuS-Training fehlen einfach. „Diesen Winter muss ich meinen Arsch hochkriegen“, weiß der 27-Jährige. Sieben Kilo müssen runter, dazu Muskeln aufgebaut werden.

Thomas’ Zukunft bei der TuS Dassendorf offen

Noch hält die TuS am Verteidiger fest, der seit 2013 bei der TuS ist und damit länger als jeder andere Akteur in Dassendorf spielt. Finn Thomas’ Vertrag läuft am Saisonende aus. Ob er darüber hinaus bleibt, ist noch nicht entschieden.

Der ehrgeizige 32-Jährige hatte schon eher auf eine längere Bewährungschance gehofft, kam aber nur auf drei Kurzeinsätze mit insgesamt 31 Minuten. „Ich wollte unbedingt zurück und will einfach nur wieder Fußball spielen. Durch die Verletzung habe ich schon zwei DFB-Pokalspiele verloren. Mal schauen, wo die Reise hinführt“, sagt Thomas.

Ob er im Spitzenspiel bei Teutonia 05 (1. Dezember, 11.30 Uhr, Tönsfeldstraße) erneut von Beginn an ran darf, bleibt abzuwarten.