Hamburg. Umweltbehörde präsentiert Ergebnisse der Giftbelastung. Zwei Methoden zur Reinigung bleiben. Anwohner fordern Ausgrabungen.

Die Botschaft war eindeutig, die Wolfdietrich Thürnagel dem Plenum mitgab: „Es reicht nicht, das Gift einfach nur abzudecken. Wir wollen dieses Gift hier nicht behalten. Fertig.“ So deutlich wurde der 76 Jahre alte Anwohner der B 5 am Dienstag beim öffentlichen Online-Update zur Dioxinbelastung am Rand der Boberger Niederung.

Genau das wird die Frage der kommenden Monate sein, die sich die Verantwortlichen der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea) gemeinsam mit der Melchior+Wittpohl Ingenieurgesellschaft stellen werden: Soll die verseuchte Erde ausgegraben und abtransportiert oder durch Abdecken gesichert werden?

Giftiges Dioxin in Boberger Niederung ausgraben oder Boden nur abdecken?

Anwohner Wolfdietrich Thürnagel sagt: „Es reicht nicht, das Gift einfach nur abzudecken. Wir wollen dieses Gift hier nicht behalten. Fertig.“
Anwohner Wolfdietrich Thürnagel sagt: „Es reicht nicht, das Gift einfach nur abzudecken. Wir wollen dieses Gift hier nicht behalten. Fertig.“ © Jan Schubert

Was für den Mümmelmannsberger Thürnagel und für andere Bürger klar scheint, ist für Bodenkundler Dr. Stefan Melchior vom beauftragten Ingenieurbüro eine Entscheidung mit vielen Variablen. „Jeder Fall ist anders und braucht eine maßgeschneiderte Lösung“, so Melchior. Die Sanierung der verseuchten Böschung nahe der Straße An der Kreisbahn könne 2025 abgeschlossen sein.

So lange wird der sogenannte „hochbelastete Schwarzbereich“ weiter eingezäunt bleiben.

Im wieder klettern Fußgänger über den Zaun und unterschätzen die Gefahr

Dies sei dringend erforderlich, denn immer wieder käme es vor, dass Fußgänger „an den gleichen Stellen“ den Zaun überkletterten, die offenbar die Gefahrenlage nicht erkennen wollen. Experte Stefan Melchior warnt: „Wer da reingeht, gefährdet sich extrem.“

Im „Schwarzbereich“ werde nicht zu unrecht mit Vollschutzkleidung, doppelten Handschuhen, P3-Staubschutzmaske und Schutzvisieren gearbeitet.

Die Verseuchung des Bodens beschränkt sich auf eine Bodentiefe von maximal einen Meter

Insgesamt 950 Bodenproben und 320 Dioxinanalysen haben die Analysten auf einem Areal von rund 4,5 Hektar seit dem giftigen Zufallsfund vom September 2018 am Rand des Naturschutzgebietes ausgewertet. Die Tendenz ist laut Nele Raddatz, Expertin für Flächenrecycling bei der Bukea, klar erkennbar: Die Verseuchung des Bodens beschränke sich auf eine Bodentiefe von maximal einen Meter im Böschungsbereich. Gebohrt wurde teilweise bis in eine Tiefe von bis zu elf Metern – ohne weitere kritische Funde.

950 Bodenproben haben die Analysten auf dem verseuchten, rund 4,5 Hektar großen Areal genommen.
950 Bodenproben haben die Analysten auf dem verseuchten, rund 4,5 Hektar großen Areal genommen. © Thomas Voigt

Weil das Votum der Nachbarn so deutlich ausfiel, kündigte Elisabeth Oechtering, Bukea-Abteilungsleiterin Bodenschutz, den Dialog sowohl mit Bürgern, als auch Umweltschützern an. Im Herbst könne die Sanierungsmethode final feststehen, sagte Oechtering: „Dann wollen wir mit Ihnen Lösungen diskutieren.“