Hamburg. Mehr Ordnungshüter für Hamburgs Naturschutzgebiete: Es gibt eine neue Struktur bei den Rangern, die Zahl der Kollegen steigt.

Hamburg weitet die Betreuung seiner Naturschutzgebiete aus und organisiert sie neu. Für die Bergedorfer bedeutet es, dass sie „ihren“ Ranger verlieren. Aber sie können damit rechnen, dass die Präsenz der „Hüter des Landschaftsraumes“, so die ursprüngliche Bezeichnung, deutlich ausgedehnt wird. Hans Stökl von der Umweltbehörde stellte während der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses die Planungen vor.

Aufgaben sind Überwachung des Schutzgebietes, praktische Arbeit für den Naturschutz, Kontrolle der Einhaltung der Verbote, Öffentlichkeitsarbeit sowie Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt. Die Mitarbeiter sollen zukünftig nicht mehr einem festen Gebiet zugeordnet werden, um flexibler einsetzbar zu sein. Schwerpunkteinsätze sind damit möglich, wo sich Probleme auftun. Die Ranger sollen einen kurzen Draht in die Bezirksverwaltungen pflegen, um über Schwierigkeiten informiert zu werden, so Stökl.

In Hamburg wird der Dienst von drei auf zehn Ranger aufgestockt

Drei Ranger waren es einst, zehn sollen es werden. Aktuell hat der Dienst sieben Mitarbeitende. Bis zum voraussichtlichen Start im Juni sollen die vakanten Stellen noch besetzt werden.

Die Ranger sollen einheitlich gekleidet werden. An dem Outfit wird nach den Worten des Experten noch gearbeitet. Die Ranger sollen als Behördenmitarbeiter kenntlich sein, aber nicht zu uniformmäßig aussehen. Und die Bekleidung muss praktisch für die naturschützerische Arbeit sein. Um schnell in abgelegenere Einsatzorte der Gebiete zu kommen, werden sie mit Dienstfahrrädern ausgestattet, sagte Stökl.

"Hotspot" der Naturschutzgebiete: die Boberger Niederung

Die Ranger sollen den Menschen freundlich gegenübertreten, auch wenn sie sie auf Regelverstöße aufmerksam machen müssen. Spielende Kinder in einem Bereich, in dem sie eigentlich nicht spielen dürfen, stellen für Stökl kein Problem dar. Es ist nicht sinnvoll, wenn der erste Kontakt eines Kindes mit dem Naturschutz ein Verbot ist. Als letztes Mittel bleibt die Verhängung von Ordnungswidrigkeiten.

Was die Nutzung angeht, ist der „Hotspot“ der Naturschutzgebiete laut Stökl die Boberger Niederung. Weitere Problembereiche sind Fischbeker Heide, Borghorster Elblandschaften, Kirchberger Wiesen und Zollenspieker. Grillen, freilaufende Hunde, Drachen steigen lassen, Picknicken, Fußball spielen und Stint fischen produzieren Ärger.

Die Boberger Niederung ist „das neue Mallorca“

„Wir sind überspült worden“, antwortete der Naturschützer auf Nachfrage, ob die Nutzung im vergangenen Corona-Jahr zugenommen hat. „Die Boberger Niederung ist das neue Mallorca“, sagt er. Er sieht es jedoch grundsätzlich positiv, wenn sich die Menschen für die Naturschutzgebiete interessieren.

Um bei einer Bedrohungslage schnell behördliche Unterstützung zu bekommen, werden die Ranger mit Handys ausgestattet. Auf Nachfrage stellt Stökl klar, dass sie auch für die Beseitigung kleinerer Müllmengen wie Papiertaschentücher zuständig sind. Dazu werden sie immer Müllbeutel dabei haben. Um größere Mengen zu beseitigen, würden allerdings die Mitarbeiter der Stadtreinigung herangerufen.

5473 Hektar Naturschutzgebiet unterstehen der Hamburger Umweltbehörde

75 Prozent der Flächen der Hamburger Naturschutzgebiete unterstehen der Umweltbehörde. Es sind 5473 Hektar. Unter den Bezirken hat Bergedorf den weitaus größten Flächenanteil. Hier sind es 966 Hektar oder 13,17 Prozent der Fläche des Bezirks.

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Enttäuscht muss der sein, der auch in Parks und öffentlichen Gärten auf Ranger hofft, die Wildgrillern und Haltern von freilaufenden Hunden Einhalt gebieten. Der Dienst bleibt auf Naturschutzareale begrenzt. Das öffentliche Grün beaufsichtigen die Ranger nicht.

Ganz freiwillig weitet Hamburg den Ranger-Dienst ohnehin nicht aus. Es ist Teil eines Kompromisses, der mit der Initiative „Hamburgs Grün erhalten“ erzielt wurde. Der Nabu hatte die Initiative als Reaktion auf den Wachstumskurs der Stadt und den Bau von 10.000 Wohnungen pro Jahr gestartet. Auf einen 20-Punkte-Plan hatten sich die Naturschützer im Frühjahr 2019 mit dem rot-grünen Senat geeinigt.