Hamburg. Autor Stefan Mühlfried veröffentlicht seinen ersten Hamburger Kriminalroman. Er spielt in Teilen auch in Bergedorf.

Wie zur Hölle war noch mal ihr Name? Er legte die Hand auf die Decke und fühlte ihre Brüste durch den Stoff. „Guten Morgen, Sonnenschein“, raunte er – und antwortet auf ihren erstaunten Blick: „Na, komm schon, das musst du doch noch wissen. Party, Knutschen, Taxi …“

Wer jetzt nicht weiterlesen will, der . . . wird niemals Feuerwehrmann Tim kennenlernen, der nach einem One-Night-Stand neben der rotblonden Kriminalkommissarin Marie erwacht. Doch die Frau seiner Träume (die mit den vielen Sommersprossen) lässt ihn eiskalt abblitzen und verschwindet – samt einem schlechten Gewissen: Weil sie Bereitschaftsdienst hat, hatte sie doch extra keinen Alkohol getrunken!

Bergedorfer Autor legt mit "Blaulichtmilieu" seinen ersten Krimi vor

„Sie hat aus Versehen die Hasch-Kekse erwischt“, verrät der Bergedorfer Autor Stefan Mühlfried, der mit dem „Blaulichtmilieu“ nun seinen ersten Krimi vorlegt. Im Gmeiner-Verlag erscheint am 7. April das 14-Euro-Taschenbuch, das es gleich auf den ersten der 406 Seiten auf 19 Tote schafft. „Eigentlich bin ich gar nicht so blutrünstig, aber bei einer explodierten Bombe ging es nun mal nicht anders“, meint der 55-Jährige. Da hilft weniger sein „Brot-Job“ als freiberuflicher EDV-Berater als seine Ausbildung zum Rettungssanitäter: „Da habe wir eben auch Katastrophenschutzübungen gemacht.“

Am Hamburger Flughafen treffen sich Tim und Marie weniger Stunden später wieder und rätseln fortan über den explodierten Koffer: War es ein islamistischer Terroranschlag? Was hat der türkische Gemüsehändler damit zu tun? Und wer ist dieser Mann, dessen Verbrennungen gerade im Boberger Unfallkrankenhaus behandelt werden? „Wenn man drei Töchter hat, kennt man die Boberger Notaufnahme. Aber bei der Feuerwehr musste ich doch ein bisschen mehr recherchieren“, sagt Mühlfried, der auf der Wache am Berliner Tor nach Dienstplänen, Ausrüstung und Diensträngen der Retter fragte.

Autor befragte für sein Buch Hamburger Polizisten

Und wie ist das bei den Hamburger Polizisten, tragen die auch im Bereitschaftsdienst eine Waffe? Wie überhaupt ist eine Mordkommission aufgebaut? Und wer wäre zuerst am Flughafen: Das BKA oder der Staatsschutz? „Die Polizisten, die auch das TV-Großstadtrevier beraten, haben meinen Text zur Probe gelesen und für gut befunden. Denen bin ich echt dankbar“, sagt der Autor, der immerhin einen Verdächtigen in Bergedorf versteckt – in der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft des Baumarktes an der Kurt-A.-Körber-Chaussee.

„Blaulichtmilieu“ erscheint am 7. April im Gmeiner-Verlag, hat 406 Seiten und kostet 14 Euro.
„Blaulichtmilieu“ erscheint am 7. April im Gmeiner-Verlag, hat 406 Seiten und kostet 14 Euro. © strickstrock bgz | strickstrock

Wie aber holt man den da raus – möglichst ohne großen Tumult?„Da gibt es die BFE, habe ich gelernt, die Beweissicherungs- und Festnahme-Einheit“, so Stefan Mühlfried: „Das sind die, die auch auf Demos die Flaschenwerfer aus dem schwarzen Block herausfischen.“ Für seine fiktive Situation zwischen den Sperrholz- und Pappwänden des Max-Bahr-Marktes ist die Lösung recht einfach: „Der Verdächtige wird über Lautsprecher zum Gesundheitscheck ins Büro gerufen, dann kann man ihn schnell durch eine Seitentür wegbringen.“

Nächstes Werk soll mit der Russen-Mafia zu tun haben

Dass er sich dabei eine Kopfplatzwunde zuzieht, die im Bethesda-Krankenhaus behandelt werden muss, ist fast ebenso beiläufig für den Handlungsstrang wie der erstochene Mann nahe des Segelflugplatzes in der Boberger Niederung. Keine Sorge: Hier wird nicht zu viel verraten, da wird es noch weitaus spannender. Denn ins Visier der Ermittlungen gerät auch ein verwirrter Kopf mit rechtsnationalem Gedankengut, so Mühlfried: „Ich lasse es aber offen, ob der ein Reichsbürger ist, ein Querdenker oder ein AfD-Anhänger.“

Auf jeden Fall ist der EDV-Fachmann fantasievoll, wie er bereits bei seinem Roman „Zur Hölle mit der Kohle“ zeigte (es geht um einen durchgeknallten Rockmusiker), der es immerhin auf die Shortlist des Self-Publisher-Preises schaffte, also unter die ersten zehn von 1800 Einsendungen. „Aber er hat sich nicht so gut verkauft, ich habe wohl kein Talent für Selbst-Marketing“, gesteht der 55-Jährige. Er ist froh, dass er beim Gmeiner-Verlag nun eine richtige Agentin hat. Und die ist vielleicht auch neugierig auf sein nächstes Werk, das „irgendwas mit der Russen-Mafia zu tun haben wird“.