Hamburg. In der dunklen Jahreszeit herrscht „Hochsaison“. Einbrecher werden aktiver. Kriminalberater der Polizei geben kostenlos Tipps.

Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Einbrüche gesunken, denn viele Menschen arbeiten zu Hause und verreisen weniger als sonst. Trotzdem beginnt nun die „Hauptsaison“ für Einbrecher. Die Polizei rechnet in der dunklen Jahreszeit mit einem signifikanten Anstieg der Einbruchszahlen. Sie rät Hausbesitzern, ihr Hab und Gut zu schützen – durch einfache Maßnahmen.

Noch liegen die Einbruchszahlen in Hamburg unter denen des Vorjahres und damit auf eher geringem Niveau. Die Polizei stellte bis Ende September rund 1400 Taten fest. Das sind 900 Einbrüche weniger als im Vorjahreszeitraum. Dieser Rückgang ist pandemiebedingt: Januar bis März 2020 waren die letzten Monate vor der Pandemie.

Kriminalität: Es werden wieder mehr Einbrüche erwartet

Nach Einschätzung der Polizei haben Einbrecherbanden die „reiche Stadt“ Hamburg wieder im Visier. Deshalb setze die Polizei auf verstärkten Austausch mit Sicherheitsbehörden auf dem Balkan und in Chile. So soll die Gefahr durch reisende Einbrecher frühzeitig erkannt und gegengesteuert werden.

Wo die professionellen Täter zuschlagen, verrät die Statistik – vor allem aus Januar und Februar 2020: Ziele waren damals vor allem Stadtteile in den Randgebieten mit viel Einzelhausbebauung. Auffallend ist in diesem Jahr, dass es ungewöhnlich häufig beim Einbruchsversuch blieb. „Wir haben einen Anteil von Versuchen, der bei 51,3 Prozent liegt“, sagt Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Das gab es noch nie. 2020 lag der Versuchsanteil bei den Wohnungseinbrüchen bei 48,6 Prozent. Die hohe Zahl dürfte auch das Ergebnis von Prävention und der Bereitschaft von Haus- und Wohnungsbesitzern sein, mehr in die Sicherheit ihres Zuhauses zu stecken.

Vorsichtsmaßnahmen immer treffen, auch bei kurzer Abwesenheit

Meist wählen Einbrecher den Weg durch die Terrassen- oder Balkontür. Es ist oft nur Zufall, wo eingebrochen wird, wissen Carsten Krohn (58) und Klaus Müller (57), erfahrene Kriminalberater der Polizei: Das Haus ist dunkel, das Fenster auf Kipp – solche Umstände verstehen Gelegenheitstäter als Einladung. Die Experten empfehlen deshalb – auch bei kurzer Abwesenheit am Tag – immer die Türen und Fenster sorgfältig zu schließen. Sonst könnte es auch Probleme mit der Versicherung geben.

Wichtig sei, alle Vorsichtsmaßnahmen auch zu treffen, wenn man nur für zehn Minuten das Haus verlässt. Diese Zeit reiche einem Einbrecher. Viele Menschen handelten leichtfertig und böten Tätern dadurch Gelegenheit. „Man kann sich ohne große Investitionen ein gutes Stück weit schützen, man muss nur sein Verhalten ändern“, sagt Carsten Krohn.

Abschließbare Fenstergriffe sind bereits sinnvoll

Schon abschließbare Fenstergriffe machen es Einbrechern schwerer. Die meisten lassen sich durch technische Sicherungen abschrecken. Je länger der Einbruch dauert, desto höher ist das Risiko entdeckt zu werden. Gegenstände, die Einbrechern nützlich sein könnten – Leitern, Gartenmöbel, Mülltonnen –, sollten nicht frei zugänglich am Gebäude gelagert werden.

Eine gute Nachbarschaft sei viel wert. Im Urlaub sollte der Nachbar den Briefkasten leeren und sein Auto im Carport des Verreisten parken. Verdächtige Personen oder Fahrzeuge sollten ohne Zögern unter Notruf 110 gemeldet werden. „Auf den Anrufer kommen im Falle eine Fehlalarms natürlich keine Kosten zu“, sagt Krohn.

Das Posten von Urlaubsbildern birgt Risiken

Unklug ist es, im Internet oder auf dem Anrufbeantworter von Urlaubsplänen zu berichten. Müller: „Auch das Posten von Urlaubsbildern birgt Risiken.“ Licht, das Anwesenheit simuliert, sei sinnvoll. Zeitschaltuhren können per Handy-App leicht programmiert werden, sodass das Licht nicht immer zur selben Zeit angeht. Wer nur kurz weg ist, sollte einfach eine kräftige Lampe oder den Fernseher anlassen. „Zumal die Stromkosten dank LED-Lampen und moderner Fernseher gering sind“, sagt Müller.

Nach einer bundesweiten Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung haben rund 15 Prozent von mehr als 3000 Befragten Sorge, Opfer von Wohnungseinbruch, Diebstahl oder Gewaltverbrechen zu werden.

„Tag des Einbruchschutzes“ am Sonntag, 31. Oktober

Am Sonntag, 31. Oktober, 11 bis 16 Uhr, ist ein „Tag des Einbruchschutzes“ in der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle (Caffamacherreihe 4) geplant. Neben den Tipps der Profis gibt es viele Sicherheitseinrichtungen, die man sich dort anschauen und demonstrieren lassen kann. Es gilt 2G und Maskenpflicht.

Die Kriminalpolizisten beraten auch an anderen Tagen. Für Terminabsprachen sind sie montags bis freitags zwischen 10 und 14 Uhr telefonisch unter 040/428 67 07 77 erreichbar. Weitere Tipps im Internet: polizei-beratung.de. Opfer von Einbrüchen können lange unter dem Vorfall leiden.  Geschulte Berater vom Weißen Ring bieten Hilfe: Telefon 040/251 76 80 und 11 60 06 („Opfertelefon“).