Berlin. Haus und Wohnung wirklich schützen: Ein neues Polizei-Siegel für den Einbruchschutz soll helfen. Auch ein Zuschuss vom Staat ist drin.
Viele Einbrecher – vor allem Gelegenheitstäter – lassen sich abschrecken, wenn das Haus oder die Wohnung gut abgesichert ist. Aber welche technischen Schutzmaßnahmen sind die richtigen? Ein neues Siegel der Polizei soll Verbrauchern künftig bei der Auswahl helfen.
Es gibt einbruchhemmende Türen und Fenster, Nachrüstsysteme wie Zusatz- und Querriegelschlösser, Alarmanlagen, Gitter, Lichtschachtabdeckungen und vieles mehr, das dem Schutz der eigenen vier Wände dienen soll.
Erfüllen die Produkte bestimmte DIN-Normen, sogenannte Widerstandsklassen „RC“ oder die Kriterien für eine andere Zertifizierung, erkennen Fachleute, ob sie den gewünschten Zweck erfüllen – der Laie beim Kauf aber kaum oder gar nicht. Ein vor einigen Tagen vorgestelltes neues Siegel soll hier für Abhilfe sorgen: das sogenannte K-Einbruch-Level.
Bundesweite Klassen bieten künftig Orientierung beim Kauf
„Ziel ist, ein bundesweites Branchenlevel der Polizei einzuführen, das eine Einordnung aller aktuellen Normen erlaubt sowie Transparenz und Orientierung für alle Marktteilnehmer wie beispielsweise Errichter, Versicherungen und Endverbraucher bietet“, sagt Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart. Lesen Sie auch: Sicherheits-Tipps: So schützen Sie Ihr Heim am besten vor Einbrechern
Anhand des Levels könnten Bürgerinnen und Bürger auf einen Blick sehen, wie wirksam eine bestimmte Sicherheitslösung ist „und sich dann für ein Produkt entsprechend ihrem persönlichen Sicherheitsbedürfnis entscheiden“.
Sicherheit: Sechs Level zeigen Einbruchschutz an
Die Skala umfasst drei Klassen für den mechanischen Einbruchschutz: die Level-Stufen A (optimal), B (ausreichend) und C (unzureichend). Steht ein Plus-Zeichen hinter dem jeweiligen Buchstaben (A+, B+, C+), verdeutlicht es das Schutzniveau einer zusätzlich angebrachten elektronischen Überwachung des Objekts.
Der Rat der Polizei: Die Sicherheitsexperten empfehlen, an erster Stelle auf eine wirksame mechanische Absicherung von Fenstern und Türen (samt Nebeneingängen) ab Level B zu setzen. Bei den Produkten dieses Levels handele es sich um geprüfte Nachrüstsicherungen (verdeckt oder aufgeschraubt) sowie Komplett-Elemente gemäß der Widerstandsklasse RC2. Auch interessant: Warum das Digital-Dilemma der Polizei den Kriminellen hilft
Ein „Premium-Einbruchschutz“ werde erreicht mit Produkten des Levels A, das der Widerstandsklasse RC3 für Komplett-Elemente entspricht. „Das Level visualisiert unsere Empfehlungspraxis“, so die Polizei. Vorsicht: Handelsübliche Fenster sowie einfache Sicherungen, etwa abschließbare Fenstergriffe, bieten der Polizei zufolge nur einen unzureichenden Einbruchschutz. Sie sind in Level C eingestuft.
Polizei rät zusätzlich zu elektronischer Überwachung
Am besten ist es laut Polizeilicher Kriminalprävention, die mechanische Sicherung um eine elektronische Überwachung in Form einer Einbruchmeldeanlage (EMA) zu ergänzen. Dadurch werde das Risiko für den Einbrecher, entdeckt zu werden, ganz wesentlich erhöht.
Mit B+ gekennzeichnet werden Kombinationen, die aus einem mechanischen Schutz und einer Gefahrenwarnanlage mit Einbruchmeldefunktion (Zertifikat VdS Home) bestehen. Das A+ gibt es für eine optimale mechanische Absicherung in Verbindung mit einer EMA ab Grad 2 (Zertifikat VdS-Klasse A).
Achtung: Die Polizei rät davon ab, allein auf eine Alarmanlage zu setzen. Es sollte zumindest auch eine ausreichende mechanische Absicherung geben. Nur auf eine Anwesenheitssimulation zu vertrauen, also etwa eine Rollladen- oder Lichtsteuerung, sollten die Haushalte ebenfalls nicht. Lesen Sie auch: Die Zahl der Einbrüche geht deutlich zurück – wegen Corona
Hersteller sollen vom Siegel überzeugt werden
Wie rasch sich das Siegel am Markt durchsetzen wird, ist offen. „Die Kennzeichnung mit dem Level ist freiwillig“, sagt Kriminaloberrat Schmidt. Die Polizeiliche Prävention stehe mit ihren Partnern in Verbindung, „damit das K-Einbruch-Level nach und nach etabliert wird“. In der Produktdatenbank der Prüfgesellschaft VdS sei die Kennzeichnung schon umgesetzt. Es gebe auch bereits einen bekannten Hersteller, der das Level auf seiner Webseite nutze, andere setzten die Kennzeichnung derzeit um.
Tipp: Umfangreiche Herstellerverzeichnisse mit geprüften und zertifizierten Einbruchschutz-Angeboten sind auf der Homepage des Landeskriminalamtes Bayern abrufbar. Alle dort genannten Produkte kommen laut Experte Schmidt für eine Kennzeichnung mit dem neuen Siegel infrage.
Ab Kauf von Sicherheitsklasse Level B winkt staatliche Förderung
Finanziell interessant ist eine Orientierung am neuen Siegel wegen der Zuschüsse, die Haus- und Wohnungsbesitzer für den Einbau von Sicherungstechniken von der staatlichen KfW-Förderbank bekommen können. Es geht dabei um bis zu 1600 Euro. Allerdings stellt die KfW bestimmte technische Mindestanforderungen an die geplante Maßnahme. Produkte ab dem Level B werden in der Regel gefördert, teilt die Polizei dazu mit.
Wie viel Geld der Staat zuschießt, hängt von der Höhe der Ausgabe ab. Investiert man ab mindestens 500 bis 1000 Euro, dann beläuft sich der Zuschuss auf 20 Prozent, also maximal 200 Euro. Für darüber hinausgehende Investitionskosten bis insgesamt maximal 15.000 Euro gibt es weitere 10 Prozent dazu, das heißt bis zu 1400 Euro (10 Prozent von 14.000 Euro). So kommt man auf die insgesamt möglichen 1600 Euro Förderung. Auch interessant: BKA warnt: Kriminalität verlagert sich in den digitalen Raum
Sicherheitstechnik: Auch Mieter können Zuschuss erhalten
Aber selbst wenn man beispielsweise „nur“ 5000 Euro in neue Sicherheitstechnik steckt, kann man 600 Euro als Zuschuss vom Staat erhalten.
Das Geld beantragen können sowohl Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern als auch Mieterinnen und Mieter. Wichtig: Der Zuschuss fließt nur dann, wenn ein Fachunternehmen den Einbau vornimmt und der Antrag vor Beginn der Arbeiten gestellt wird. Wer diese Bedingungen nicht beachtet, geht leer aus.
Kriminalstatistik: Einbrecher scheitern häufiger an guter Sicherung
Die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Häuser ist im letzten Corona-Jahr, als viele Menschen häufiger zu Hause waren, stark zurückgegangen: Im Vergleich zum Vorjahr um knapp 14 Prozent, so die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Das sind insgesamt 75.023 Wohnungseinbrüche (2019: 87.145, inklusive angezeigte Einbruchsversuche).
Dennoch: Nach Beobachtung der Polizei haben Investitionen in den Einbruchschutz dazu beigetragen, dass der Anteil der Einbruchsversuche, bei denen die Täter scheiterten, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist. Laut PKS lag er 2020 bei 46,7 Prozent – gegenüber nur 39,1 Prozent im Jahr 2012.