Hamburg. Durch Spenden zum Tod von Norbert Deiters wird am UKE ein Avatar finanziert. Dieser “besucht“ stellvertretend die Schule.
Mit Norbert Deiters ist Ende März ein großer Mann der Bergedorfer Wirtschaft und Gesellschaft gestorben. Nicht nur zu Lebzeiten, auch noch danach hinterlässt er sichtbare Spuren. Und so trägt nun bald ein kleiner Roboter seinen Namen. „Norbert“ wird in Schulen in ganz Norddeutschland zum Einsatz kommen und krebskranken Kindern helfen, wieder ein Teil der Gemeinschaft zu sein.
„Statt freundlich zugedachter Blumen hätte er sich über eine Spende für wohltätige Zwecke gefreut“, lautete nach seinem Tod der Wortlaut in der Trauanzeige seiner Familie. Über den Rotary Club Hamburg-Bergedorf kommen die Spenden nun der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg zugute. Davon wird ein kleiner Roboter finanziert. Seine Artgenossen kommen seit etwa drei Jahren bei den Patienten des Kinderkrebs-Zentrums im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zum Einsatz.
Roboter "Norbert" soll krebskranken Kindern in der Schule helfen
Durch Spenden sowie die Schulbehörde konnten bisher 20 Avatare unter dem Projektnamen „Karlsson“ angeschafft werden. Die Nummer 21 soll nun aber Norbert heißen, bestätigt Tina Winter, Sprecherin der Fördergemeinschaft. „Der Rotary Club Hamburg-Bergedorf ist ein bisschen stolz, helfen zu können, aber auch mit dankbarer Wehmut in Gedanken bei unserem verstorbenen Rotary Clubfreund Norbert Deiters“, so der Rotary Club.
Die rund 30 Zentimeter großen Roboter werden auf dem Lehrerpult oder einem anderen Tisch im Klassenzimmer gestellt. Dort nehmen sie stellvertretend für das erkrankte Kind oder den Jugendlichen am Unterricht teil, wenn ihr Immunsystem von der Intensivtherapie noch zu geschwächt ist, um selbst in die Schule gehen zu können. Ausgestattet mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher kann der Patient dem Unterricht folgen, sich auch per LED-Signal zu Wort melden und an Gesprächen im Klassenraum teilnehmen. Gesehen wird er selbst nicht. Gesteuert wird der Roboter über ein Tablet. Die Internetverbindung zwischen dem Avatar und dem Tablet wird per WLAN oder LTE-Mobilfunk hergestellt.
Patient bleibt durch Avatar Teil der Klassengemeinschaft
„Hierbei geht es nicht nur darum, möglichst wenig Schulstoff zu verpassen. Vielmehr bleibt der Patient durch den Avatar Teil der Klassengemeinschaft. Dies fördert die Reintegration nach der Krankheit und bietet den Patienten ein Stück normales Leben während der krankheits- und therapiebedingten Isolationsphasen“, erklärt Dr. Beate Winkler, Oberärztin in der Klinik und Poliklinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie des UKE.
Die Anschaffungskosten liegen bei etwa 3600 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Technikausstattung für den Patienten wie Tablet und Headset sowie die Betreuung durch einen Medienpädagogen. „Der Bedarf ist unverändert hoch“, betont Tina Winter.
Jährlich erkranken in Deutschland 2000 Kinder an Krebs
Denn jährlich erkranken in Deutschland etwa 2.000 Kinder bis zu ihrem 18. Lebensjahr an Krebs, davon etwa 140 in Hamburg und Umgebung. Die häufigsten Krebsarten bei Kindern sind Leukämie und Hirntumore. Das Kinderkrebs-Zentrum Hamburg ist eines der größten seiner Art in Deutschland, pro Jahr werden dort etwa 600 Kinder stationär und ambulant behandelt. Es gibt 22 Betten auf der Station und sechs Betten auf der KMT-Station (Stammzell-Transplantation und Immunologie).
Die Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg wurde 1975 von betroffenen Eltern krebskranker Kinder gegründet und unterstützt seitdem mit Spenden das Kinderkrebs-Zentrum. Unter dem Slogan „Knack den Krebs“ sensibilisiert der Verein für das Thema Krebs bei Kindern.
Mehr über die Fördergemeinschaft im Internet unter kinderkrebs-hamburg.de.