Hamburg. Norbert Deiters aus Curslack hat Bergedorf und vor allem seinen Wirtschaftsverband WSB geprägt. Ein Rückblick auf sein Leben.

Einer der großen Kapitäne der Bergedorfer Wirtschaft ist von Bord gegangen: Kurz nach seinem 73. Geburtstag erlag Norbert Deiters am Mittwoch vergangener Woche völlig unerwartet einer längeren Krankheit. Der vielseitig erfolgreiche Unternehmer und überzeugte Bergedorf-Lobbyist, nebenbei Honorarkonsul Islands und begeisterter Segler, hinterlässt Ehefrau Erika Deiters, zwei Töchter und zwei Enkelkinder.

Die Liebe zu Bergedorf entwickelte sich schnell, nachdem der gebürtige Buxtehuder 1986 zusammen mit Geschäftspartner Ulrich Florin einen kleinen Produktionsbetrieb pflanzlicher Sprossen in Curslack übernahm. „Deiters & Florin“ wuchs schnell und beliefert heute dank vervielfachter Produktpalette und mit fast 100 Mitarbeitern Abnehmer in ganz Deutschland.

Streit zwischen „City Partnern“ und Wirtschaftlicher Vereinigung

Schon von Beginn an war das Unternehmen Mitglied in Bergedorfs Wirtschaftlicher Vereinigung, Deiters selbst in ihren Gremien ehrenamtlich aktiv. Ende der 90er-Jahre erlebte er dort, wie die Vereinigung mit dem Werbeverband des Sachsentors, den „City Partnern“, in einen Grundsatzstreit schlitterte: Die Erweiterung des Einkaufszentrums CCB auf den alten ZOB, wie sie 2010 Realität wurde, wurde von den „City Partnern“ durch geschickte Einflussnahme auf den Bürgerentscheid im Jahr 2000 verhindert. Die Einzelhändler um die einflussreichen Familien Penndorf und Glunz wollten so unliebsame Konkurrenz für „ihre“ Einkaufsstraße Sachsentor verhindern. Die Wirtschaftliche Vereinigung sah ein großes CCB dagegen als Chance für den Einkaufsstandort Bergedorf.

Norbert Deiters wird Wegbereiter des heutigen Verbandes WSB

Was folgte, waren monatelange Grabenkämpfe. Die Glaubwürdigkeit der Bergedorfer Wirtschaft stand auf dem Spiel und damit auch ihr Ruf in Hamburg. Es war die Stunde des Norbert Deiters. Noch im Jahr 2000 übernahm er den Vorsitz der Wirtschaftlichen Vereinigung von Carsten Buhck – und arbeitete drei Jahre akribisch an einem neuen Miteinander. Im November 2003 gelang ihm dann sein Meisterstück: Die beiden Parteien fusionierten, Deiters und „City Partner“-Chef Rolf Egberts (Karstadt) wurden gleichberechtigte Vorsitzende der jetzt in „Wirtschaft und Stadtmarketing für die Region Bergedorf“ (WSB) umbenannten Wirtschaftlichen Vereinigung.

Es war eine Lösung im Stil des Norbert Deiters. „Er liebte die große Bühne, doch nicht, um anderen Menschen den Raum zu nehmen“, beschreibt Tochter Anja Deiters (51) sein Selbstverständnis. Tatsächlich war er kein Freund der Show, sondern ein Macher, der Dinge zu Ende bringt. So wusste er, dass die Fusion gelebt werden musste, wollte Bergedorfs Wirtschaft wieder ernstgenommen werden. Also blieb er bis 2007 neben insgesamt drei Karstadt-Managern an der WSB-Spitze und manövrierte den Verband so gleich noch durch die Sachsentor-Krise.

Als Penndorf pleite ging und auch noch das Glunz-Kaufhaus schloss

Denn weil die verhinderte CCB-Erweiterung tatsächlich einen Niedergang der Einkaufsstraße zur Folge hatte, ging Penndorf 2003 pleite, und zwei Jahre später schloss auch Glunz sein Kaufhaus am Mohnhof. Als Deiters an Nachfolger Gero Tuttlewski übergab, waren CCB-Erweiterung und der Umbau von Penndorf zum „Neuem Mohnhof“ zumindest planerisch auf dem Weg. Und an der Attraktivität der Einkaufsstraße arbeitete nun der 2005 gegründete Grundeigentümer-Zusammenschluss BID Sachsentor.

Am Ansehen Bergedorfs in Hamburg feilte Norbert Deiters jetzt bei der Handelskammer weiter, wo er bis vor wenigen Monaten den Arbeitskreis Bergedorf leitete. Und er blieb bis zu seinem Tod Honorarkonsul Islands – seine zweite große Liebe neben Ehefrau und Familie.

Schon 1993 Mitgründer der „Vierländer Windkraft KG“

Auch unternehmerisch hatte Norbert Deiters weit mehr als nur ein Standbein. Neben dem wachsenden Sprossenproduzenten übernahm er vor 17 Jahren den Aufsichtsrats-Vorsitz der Lüneburger Firma „81fünf high-tech & holzbau AG“, die in Deutschland Marktführer bei energiesparenden Holzbauweisen ist. Und schon lange zuvor, anno 1993, gründete er mit den Vierländern Herbert Scheel und Hans-Heinrich Pinnau die „Vierländer Windkraft KG“, die bis heute Betreiber des Windparks Neuengamme ist.

Die Trauerfeier für Norbert Deiters ist am 12. April in St. Petri und Pauli in Bergedorf geplant, muss wegen der Corona-Vorschriften aber in kleinem Kreis bleiben. Anschließend erfolgt die Beisetzung in Curslack nur im Beisein der Familie.