Hamburg. Hund, Vogel, Katze: Bei Veterinär Dr. Hans-Jörg Blanke waren alle in guten Händen. Nun geht er in den Ruhestand.

Unzählige Hunde und ebenso viele Katzen hat Dr. Hans-Jörg Blanke in den vergangenen Jahrzehnten in den Vierlanden behandelt. Auch Großtiere zählten anfangs zu seinen Patienten und auch so mancher Exot. Kunden erkannten in ihm sogar Parallelen zu einer Komödie, in der der Mediziner mit Tieren sprechen kann: „Einige nannten mich den Dr. Dolittle der Vierlande“ sagt Hans-Jörg Blanke und lacht.

Ob Schildkröten, Hühner aller Art oder Störche, diese zählten bei ihm schon zu den regelmäßigen Patienten. Denn wann immer ein Schützling von Storchenvater Jürgen Pelch verletzt oder geschwächt war, konsultierte er vertrauensvoll Dr. Blanke. „Das hat großen Spaß gemacht, so ein großer Vogel ist doch immer wieder etwas besonderes“, sagt der Veterinär. Sogar Wallabys (kleine Kängurus) oder Zirkustiere wurden von ihm untersucht. Die dicke Beule an der Seite eines Lamas konnte allerdings schnell geheilt werden, „denn sie entpuppte sich als dickes im Fell verfilztes Kaugummi“, erinnert sich der Veterinär.

Ende Juni wird die Praxis am Kirchwerder Hausdeich geschlossen

Diese Begegnungen mit Herrchen, Frauchen und ihren kleinen oder größeren Lieblingen, die wird Hans-Jörg Blanke sehr vermissen. Denn Ende des Monats wird er seine Praxis am Kirchwerder Hausdeich 92 schließen.

Der Abschied fällt dem 70-Jährigen nicht leicht, das ist ihm anzumerken. Und wenn ihn sein rechtes Knie und sein linkes Sprunggelenk noch länger gelassen hätten, dann hätte der Veterinär auch noch weiter praktiziert. „Es ist meine Berufung, ich würde wieder Tierarzt werden“, sagt er – auch wenn der bürokratische Papierkram in den vergangenen Jahren schon extrem geworden sei.

Einen Nachfolger für die Tierarztpraxis gibt es nicht

Doch neben der Verwaltungsarbeit am Schreibtisch, muss ein Tierarzt bei der Behandlung eben auch viel stehen – und das fällt einfach zunehmend schwer. Seine Frau Anne-Brit (68) Blanke hat sich aufgrund von Rückenproblemen bereits vor drei Jahren aus der gemeinsamen Praxis zurückgezogen. Nun sei es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen.

Gern hätte er für die Praxis einen Nachfolger gefunden, doch das hat leider nicht geklappt. Mehrere Interessenten habe es gegeben, die sich dann aber doch dagegen entschieden haben – zu ländlich war die Umgebung oder der Partner lebt in einer anderen Stadt. Viele Kunden werden wohl bei Dr. Kerstin Reich am Allermöher Deich 451 oder den diversen weiteren Praxen im Bezirk eine neue Anlauflaufstelle finden.

Nun gibt es mehr Zeit für Norwegen und die Naturfotografie

Neben all den Dingen, die bei der Abwicklung der Praxis nun zu erledigen sind, wie Mietvertrag und Versicherungen kündigen, Telefon und EC-Kartenlesegerät abmelden, gibt es ihm ein gutes Gefühl, dass alle vier Tierarzthelferinnen seines Teams bereits eine neue Anstellungen gefunden haben. „Das ist eine Erleichterung. Und es ist rührend, wie nun alle noch einmal mithelfen, hier alles zu einem guten Abschluss zu bringen“, sagt Blanke.

36 Jahre lang praktizierte der gebürtige Berliner in den Vierlanden, zunächst in einer Gemeinschaftspraxis am Neuengammer Hausdeich. Dort lag der Umsatz zu Beginn noch zu 80 Prozent in der Landwirtschaft. Das verlagerte sich mit den Jahren immer mehr in den Kleintier-Bereich, der in der eigenen Praxis, die 2003 eröffnete, klar im Fokus stand.

Nun geht es häufiger nach Norwegen – auch zum Fotografieren

Auch privat liegt sein Lebensmittelpunkt in den Vierlanden, mit seiner Ehefrau und dem Cavalier King Charles Spaniel „Capper“ lebt er in Altengamme. Und auch wenn es anfangs etwas gedauert habe, sich in dem Straßensystem mit Deichen und schier unzähligen Brücken zurecht zu finden, „heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, hier noch mal wegzugehen oder gar in einem mehrstöckigen Mietshaus zu leben“, sagt der Vater zweier Kinder und Großvater von vier Enkelsöhnen.

An einen Ort fern der Vierlande zieht es das Paar jedoch regelmäßig: In Norwegen, der Heimat von Anne-Brit Blanke, besitzt das Paar ein kleines Sommerhaus am Oslofjord. Auch dort wird Hans-Jörg Blanke nun mehr Zeit haben, seinem Hobby der Fotografie nachzugehen. Als Motiv kommt ihm dabei natürlich dies am liebsten vor die Linse: die Natur und Tiere.