Hamburg. Bergedorfer Band gehört auf dem Festival in Scheeßel zum diesjährigen Line-up. Die Wurzeln der Elektropunk-Combo liegen in Neuengamme.

Im Eichbaumpark auf der grünen Wiese steigt vom 9. bis 11. August wieder Wutzrock. Das Festival auf dem Gelände zwischen Dove-Elbe und Eichbaumsee hat längst Kultstatus. Bereits zum 45. Mal werden zahlreiche Musikacts auf der Bühne stehen. Und dazu zählte schon vor 20 Jahren keine geringere Band als Deichkind aus Bergedorf. Und die Festivalbühne ist auch heute noch ihr Terrain. Allerdings sind Bühnengröße und Zuschauerzahl in der Zwischenzeit deutlich gewachsen.

Die Hip-Hop- und Elektropunk-Formation zählt heute zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Musikacts. Auf dem Hurricane-Festival, zu dem vom 20. bis 23. Juni an die 80.000 Besucherinnen und Besucher auf den Eichenring im niedersächsischen Scheeßel erwartet werden, sind Deichkind neben dem britischen Singer-Songwriter Ed Sheeran, der kanadischen Rock- und Popsängerin Avril Lavigne, der britischen Hardrockband Bring Me the Horizon, der US-amerikanischen Indierockband The National oder der deutschen Hip-Hop-Formation K.I.Z aus Berlin einer der Headliner.

Deichkind aus Bergedorf: Der Bandname geht auf die Vier- und Marschlande

Doch warum heißen Deichkind eigentlich Deichkind? Die Antwort führt tatsächlich in die Vierlande, denn eines der Gründungsmitglieder wohnte damals am Neuengammer Hausdeich. Aber auch in den Marschlanden haben die Kinder vom Deich, die zu Beginn ihrer Bandgeschichte 1997 vor allem Hip-Hop („Bon Voyage“) machten und im Laufe ihrer Karriere immer mehr elektronische Elemente in ihren Stil aufnahmen, ihre Spuren hinterlassen. Denn gewohnt und im Studio gearbeitet haben einige Bandmitglieder auch lange Zeit in Ochsenwerder.

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Ihre Bergedorfer Heimat haben die Deichkinder in ihrem Debütalbum „Bitte ziehen Sie durch“ aus dem Jahr 2000 auch in ihren Texten verewigt, indem sie in dem ersten Song der Platte, „Fachjargon“, sogar unserer Zeitung eine Liedzeile widmeten („Wir machen Schlagzeilen wie die Bergedorfer Zeitung“). Auch wenn die Besetzung einzelner Mitglieder immer mal wieder wechselte und die Gruppe vor allem bei Liveauftritten verstärkt wird, liegen die Wurzeln der Band mit den beiden Köpfen der Band, Philipp „Kryptik Joe“ Grütering, der aus Kirchwerder stammt, und dem aus Nettelnburg kommenden Sebastian „Porky“ Dürre nach wie vor in Bergedorf.

„Kryptik Joe“ alias der aus Kirchwerder stammende Philipp Grütering im Video zu „In der Natur“.
„Kryptik Joe“ alias der aus Kirchwerder stammende Philipp Grütering im Video zu „In der Natur“. © Deichkind/You Tube | Deichkind/You Tube

Liveshows von Deichkind sind wie ein Kindergeburtstag für Erwachsene

Beim Hurricane werden Deichkind am Sonntagabend, 23. Juni, von 20.50 bis 22.40 Uhr auf der RiverStage stehen – eine von insgesamt vier Bühnen, auf denen an drei Tagen mehr als 80 Acts das Programm gestalten. Noch dazu gibt es schon am Donnerstag eine Warm-up-Party sowie Partys an den drei Festivaltagen, auf denen bis um 5 Uhr morgens gefeiert werden kann. Besonders spektakulär und eine riesengroße Party verspricht der Auftritt von Deichkind zu werden. Denn ihre Bühnenshows sind längst legendär, wirken wie ein Kindergeburtstag für Erwachsene.

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Getreu eines ihrer bekanntesten Lieder gibt es jede Menge Krawall und „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“. Neben schrägen Outfits und Choreografien fahren die Deichkinder mit einem Schlauchboot über die Köpfe der Menge, reiten auf einer überdimensionierten Designer-Handtasche, die sich wie ein Rodeo-Pferd über die Bühne bewegt oder hocken in einem gigantischen Fass, das durch das Publikum gerollt wird, während sie Fahnen schwenken mit der Aufschrift „Kein Bier für Nazis“. Für Demokratie und gegen Rechtsextremismus ihre Stimme zu erheben gehört ganz klar zu den Markenzeichen von Deichkind, die dafür auch gern bei Demos oder Kundgebungen „gegen rechts“ auftreten.

Für das Hurricane-Festival sind noch Tickets zu haben

Der Auftritt auf dem Hurricane ist für Deichkind in diesem Jahr einer der ersten Stopps auf einer langen Konzertreise: Bis Ende Dezember werden sie 28 weitere Liveauftritte auf Festivals, bei Open-Air-Konzerten oder in Arenen abliefern. Die „Kids in meinem Alter Tour“ führt sie am Freitag, 30. August, auch in ihre Hamburger Heimat, wenn sie von 20.30 Uhr an (Einlass 18.30 Uhr) auf der Trabrennbahn Bahrenfeld auf der Bühne stehen. Tickets kosten 64,95 Euro.

Blick vom Riesenrad auf das Festival-Gelände im Jahr 2023: Bis zu 80.000 Besucher pilgern an einem Hurricane-Wochenende auf den Eichenring in Scheeßel.
Blick vom Riesenrad auf das Festival-Gelände im Jahr 2023: Bis zu 80.000 Besucher pilgern an einem Hurricane-Wochenende auf den Eichenring in Scheeßel. © picture alliance/dpa | Lars Penning

Auch für das Hurricane-Festival sind noch Tickets noch zu haben: Ein Festivalpass für alle Tage kostet 279 Euro. Ein Tagespass für Sonntag (inklusive Auftritt von Deichkind) kostet 129 Euro. Ebenso viel zahlen Besucherinnen und Besucher, die nur am Freitag (u. a. Ed Sheeran) oder Sonnabend (u. a. Avril Lavigne und K.I.Z) Zugang zum Festivalgelände bekommen möchten. Weitere Infos und Ticket-Onlineshop im Internet unter https://hurricane.de/

Das erste Festival in Scheeßel wurde schon in den 1970er-Jahren gefeiert

Schon Anfang der 1970er-Jahren wurde in Scheeßel das erste Festival gefeiert, damals noch unter dem Namen „Es rockt in der Heide“. Musiker wie Chuck Berry oder Jerry Lee Lewis standen damals auf der Bühne. Ende desselben Jahrzehnts war es aber erstmal wieder vorbei mit den Festivals in Scheeßel, nachdem der Veranstalter vom „First Rider Open Air“ die Bands nicht bezahlen konnte und mit den Resten der Festivalkasse durchgebrannt sein soll.

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20 Jahre später kam es durch die Initiative von Folkert Koopmanns (FKP Scorpio, noch heute Veranstalter des Hurricane) zum Neustart. Headliner beim ersten Hurricane-Festival im Jahr 1997 waren Rammstein, INXS und Bad Religion, die direkt 20.000 Besucher auf die Motorrad-Sandrennbahn Eichenring lockten.

Im folgenden Jahr kamen bereits doppelt so viele Zuschauer, um die Beastie Boys und Björk zu erleben. Heute ist das Hurricane längst eines der größten Festivals Deutschlands, für das im Juni bis zu 80.000 Besucherinnen und Besucher in die kleine niedersächsische Gemeinde zwischen Bremen und Hamburg strömen.