Hamburg. Ob Hundesitter, Blumengießen oder verlorener Schlüssel: Anbieter wie nebenan.de sind im Bezirk beliebt. Wie das Prinzip funktioniert.

Rebecca sucht ein Fernsehkabel, und zwar ein ganz bestimmtes. Ob wohl jemand eins übrig hat? Kerstin hat hingegen einen Autoschlüssel gefunden und hofft, den Besitzer finden zu können. Und Bodo fragt, wer wohl einen guten Ergotherapeuten für Kinder empfehlen kann. Rebecca, Kerstin und Bodo haben sich vielleicht noch nie gesehen – und sind doch Teil einer Gemeinschaft unter Nachbarn.

Sie nutzen das Netzwerknebenan.de, das in Hamburg immer mehr Zulauf hat. 159.000 Nachbarn sind hier bereits in 256 Gruppen vernetzt. Und auch die Bergedorfer mischen kräftig mit: In den Stadtteilen tauschen sich rund 5000 Nachbarn aus.

Nebenan.de ist eines von vielen Nachbarschaftsnetzwerken

Das Netzwerk, das 2015 von dem Berliner Till Behnke gegründet wurde, ist nicht der einzige Anbieter auf dem Markt: Auch unter Nachbarschaft.net oder Nextdoor.de können sich beispielsweise Nachbarn finden. Wie praktisch dieser Austausch sein kann, zeigt sich bei nebenan.de: Hier wird nicht gepöbelt und nur selten politisiert, hier geht es um das, was manchmal ein riesiges Problem sein kann, in der Schwarmintelligenz aber meist schnell gelöst wird. Ein Babysitter in wenigen Stunden? Hilfe beim Sofaaufbau? Mitfahrgelegenheit zu Weihnachten von Hamburg nach Würzburg? Irgendeiner findet sich immer, der jemanden kennt, der helfen kann.

Das Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de wird auch im Bezirk Bergedorf von etwa 5000 Nachbarn genutzt.
Das Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de wird auch im Bezirk Bergedorf von etwa 5000 Nachbarn genutzt. © nebenan.de | nebenan.de

Fremde haben keinen Zugang, nur die Nachbarn

Auch unter den Bergedorfern spricht sich das zunehmend herum. Worüber sich die etwa 5000 Menschen hier austauschen, wissen aber nur die Nachbarn allein. Denn sie bleiben je nach Stadtteil unter sich, Fremde haben keinen Zugang.

„Die Adresse wird im Prozess der Anmeldung verifiziert, zum Beispiel durch den Personalausweis, GPS oder per Postkarte“, erklärt Hannah Kappes von nebenan.de. Manchmal finden Nachbarn auch einen Einladungszettel mit Code im Kasten. Wer sich kostenlos registriert, muss auch seinen Klarnamen angeben. Der ist zwar nur für die direkten Nachbarn sichtbar. Doch es soll um Vertrauen gehen.

Bei nebenan.de geht es meist um Alltagsbelange

Worüber die Bergedorfer so sprechen, darüber kann Rosanna Steyer von nebenan.de zumindest grob einen Überblick geben. Ein besonderes Thema steche nicht heraus. „Die nebenan.de-Nachbarinnen tauschen sich zu allen denkbaren Alltagsbelangen aus.“ Da wird oft nach passenden Ärzten gesucht, nach einer Hundebetreuung oder auch das fehlende Mitglied für die Skatrunde. In Bergedorf wie auch anderswo nutzen die Nachbarn aber auch den sogenannten Marktplatz: Hier können kleine und große Gegenstände verkauft, getauscht oder verschenkt werden. Auch manch ein WG-Zimmer wechselt hier am Immobilienmarkt vorbei den Mieter.

Der Erfolg der Nachbarschaftsnetzwerke hat sich inzwischen herumgesprochen. Seit August 2020 ist nebenan.de Teil der Burda-Familie. Neben Burda sind weitere Mediengruppen beteiligt.