Hamburg. Einst galten sie als „Gold der Vierlande“, heute werden die roten Früchte dort kaum noch angebaut. Demeter-Betrieb wagt neuen Anlauf.
Wenn der Sommer nahte, dann durfte für Alina Sannmann eines nicht fehlen: die Erdbeeren von Opa Willy. Soweit sie sich erinnern kann, hatte ihr Großvater stets zwei bis drei Reihen für die Familie und die Mitarbeiter der Gärtnerei am Ochsenwerder Norderdeich angebaut. „Das waren immer die besten Erdbeeren“, betont Alina Sannmann, die mittlerweile an der Spitze des Demeter-Betriebs steht.
Im Alter von 90 Jahren hat ihr Großvater sich aber nun dazu entschlossen, keine Erdbeeren mehr anzubauen. Die geliebte Tradition wollte Alina Sannmann aber nicht aufgeben, erklärt die Gärtnerin. Und davon profitieren jetzt auch die Kundinnen und Kunden. Denn die Demeter-Gärtnerei hat in diesem Jahr erstmals ein Erdbeerfeld angelegt – und dort darf auch selber gepflückt werden.
Erdbeeren selbst pflücken: In der Gärtnerei Sannmann gibt es die Früchte direkt vom Feld
Neben dem Gewächshaus an der Einfahrt zum Gärtnerei-Gelände am Ochsenwerder Norderdeich 50 wachsen die Erdbeeren auf einer Fläche von etwa 400 Quadratmetern. In einigen Reihen hängen schon erste rote Früchte. „Die Erdbeeren sind super schön und auch früh reif geworden“, sagt Alina Sannmann zufrieden. Geerntet werden die Früchte seit gut einer Woche. Die Demeter-Gärtnerei ist der einzige Ort in den Vier- und Marschlanden, wo Erdbeeren selbst gepflückt werden können. Denn die rote Frucht wird dort heute kaum noch angebaut.
Dabei wurden Erdbeeren einst auch als „Gold der Vierlande“ bezeichnet, schließlich brachte die Frucht damals Reichtum in die Region: Der Anbau von Erdbeeren in Kirchwerder wurde erstmals im Jahr 1693 nachgewiesen und entwickelte sich schnell zum Verkaufsschlager auf den Märkten in Hamburg. Um dem ein Denkmal zu setzen, wird seit 1999 das Erdbeerfest auf dem Gelände vom Freilichtmuseum Rieck-Haus in Curslack gefeiert, in diesem Jahr am 15. und 16. Juni.
Neben Erdbeeren können auch Blumen selbst gepflückt werden
Bei der Demeter Gärtnerei Sannmann können Erdbeeren bis zum 22. Juni immer sonnabends in der Zeit von 11 bis 17 Uhr selbst gepflückt werden. Wer mehr pflückt, bekommt einen günstigeren Preis: Wer bis zu drei Kilogramm sammelt, zahlt 10 Euro pro Kilo. Bei drei bis sechs Kilo liegt der Preis bei 8 Euro und wer mehr als sechs Kilogramm pflückt, zahlt 6 Euro pro Kilo. Unterhalb der Woche ist bei gutem Wetter auch ein Straßenstand an der Gärtnerei zu finden, an dem Erdbeeren gekauft werden können. Eine Schale mit 500 Gramm kostet dort 6 Euro.
Nicht nur Erdbeeren, auch Blumen können gepflückt oder viel mehr abgeschnitten werden: Unterstützt von ihrer Cousine Sandra Heitmann, die in Kirchwerder die „Naturwerkstatt“ betreibt, hat Alina Sannmann ein Feld mit insektenfreundlichen Schnittblumen angelegt, auf dem sich Kundinnen und Kunden selbst einen unbehandelten und farbenfrohen Strauß zusammenstellen können. Ein kleiner Strauß (etwa in Größe einer Kinderhand) kostet 3 Euro, ein mittelgroßer Strauß kostet 5 Euro und ein großer Strauß (etwa Größe der Hand eines Erwachsenen) kostet 7 Euro.
Selbstgemachtes Erdbeereis und Erdbeersoße zum Vanilleeis
Wer nach oder auch während der Selbsternte eine Stärkung braucht, der findet nun direkt am Feld auch ein Plätzchen zum Sitzen und Verweilen. Gäste können dort Kaffee aus der neuen Espresso-Bar genießen oder sich auch Köstlichkeiten schmecken lassen: „Es gibt selbstgemachtes Erdbeereis am Stiel sowie Vanilleeis mit hausgemachter Erdbeersoße“, verrät Alina Sannmann.
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Und selbst, wenn die Erdbeersaison vorbei ist, geht die Selbsternte in der Gärtnerei Sannmann weiter. Statt Erdbeeren können dann sonnabends Tomaten im Gewächshaus geerntet werden, kündigt Alina Sannmann an. Ebenso wird es dort auch Kräuter und Blumen zur Selbsternte geben. Auch die Espresso-Bar wird bis in den Oktober hinein geöffnet sein. Einen besonderen Anlass, um die Gärtnerei zu besuchen, wird es auch am 27. Juli geben: Beim Tomatenfest gibt es einen Tag lang einen Einblick in den Demeter-Betrieb und viele Aktionen und Leckereien rund um die rote Frucht.