Hamburg. Nettelnburger Haushalte ärgern sich, dass so lange nichts passiert ist. Harsche Kritik erntet auch der Kundendienst des Unternehmens.

„Erstaunlich, wie abhängig man davon geworden ist“, findet das Ehepaar Beate und Jochen Dühring aus Nettelnburg. Nach einer sehr hartnäckigen technischen Störung im Kabelnetz gehörten die Anwohner des Katendeichs zu einer kleinen Gruppe von Vodafone-Kunden, die 19 Tage ohne Internet, TV und Festnetz auskommen mussten. Nun wurde am Donnerstagvormittag (23. Mai) der Netzausfall behoben. Was die beiden Lehrer im Ruhestand dennoch kritisieren: Eine verlässliche Aussage vom Kundendienst ihres Anbieters hat es während des Ausfalls trotz mehrfacher Kontaktaufnahme nicht gegeben.

Jochen Dühring ist darüber trotz wieder funktionierender Technik äußerst verstimmt. Insgesamt sei der Austausch mit dem Telekommunikations-Riesen, den vornehmlich seine Frau bestritten habe, eher „unterirdisch“ verlaufen: „Zuerst hieß es bei zwei unterschiedlichen Mitarbeitern, die Störung sei bis zum 14. Mai behoben.“ Das geschah aber nicht, ebenso wenig wie das Versenden einer Kurzinfo, dass sich die Reparatur verzögern wird. Letzteres hätten die Dührings als seit 1981 langjährige Vodafone-Kunden mindestens erwartet.

19 Tage ohne Internet, Telefon, TV: Nach Urlaubsrückkehr geht plötzlich nichts mehr

Erst als Beate Dühring diesen alten Vertrag über ihr Mobiltelefon kündigte, reagierte der Anbieter zielgerichteter und schrieb eine Entschuldigungs-Mail. Sofort meldete sich noch eine Mitarbeiterin telefonisch und versprach, dass am 20. Mai alles wieder laufen werde. Die Dührings verbrachten ein verlängertes Pfingstwochenende bis zum 22. Mai in St. Peter-Ording – doch danach war es schlimmer als vorher: „Plötzlich gingen auch ARD und einige dritte Programme nicht mehr, die merkwürdigerweise vorher noch funktionierten“, erzählt Jochen Dühring konsterniert.

Die technische Störung in Nettelnburg wurde vom Ehepaar bereits am 6. Mai nach einer Urlaubsrückkehr vom Bodensee bemerkt. Erst blinkte am Router nur die rote Signallampe, gab es eine Fehlmeldung – kein Internet. Erst am nächsten Tag bemerkten die Dührings, dass sie auch telefonisch sowie fernsehtechnisch von der Außenwelt abgeschnitten waren.

Älteres Ehepaar ärgert sich: Mehr Datenvolumen auf Handy verbraucht

Die beiden 73-Jährigen besitzen zum Glück noch Smartphones – aber deshalb als Sportfan auf dem Mini-Bildschirm mitfiebern? Das Europa-League-Endspiel am Mittwoch (22. Mai) zwischen Atalanta Bergamo und Bayer Leverkusen verfolgten die beiden lieber über Internet-Radio auf dem Mobiltelefon, „obwohl das ja mehr Datenvolumen und somit Geld kostet“, ist Beate Dühring im Nachhinein unzufrieden. Das Ehepaar hörte zuletzt wieder mehr Radio. Das funktionierte einwandfrei.

Vodafone-Pressesprecher Volker Petendorf bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion den ungewöhnlich kleinen technischen Defekt am Katendeich, der noch früher als angenommen begann: „Vodafone hatte seit dem 4. Mai eine lokale Störung in einem sehr kleinen Teil seines Kabelnetzes in Nettelnburg.“ Mit „sehr klein“ sind drei Kunden am Katendeich gemeint, darunter eben die Dührings. Das sei schon ein seltener Fall, dass so ein kleiner Kreis betroffen sei.

„Zwei Wochen mit Tiefbau ist doch schnell“

Ursache der etwas hartnäckigeren Störungen im Bezirk Bergedorf sei laut Petendorf „ein Anbindungsfehler auf dem unterirdischen Kabelstrang“, an dem die drei Kunden angeschlossen wären. Was so überschaubar klang, war behebungstechnisch bis Donnerstagvormittag gerade auch ein behördlicher Akt. Petendorf erklärt, dass diese Reparatur „in der Planung und Ausführung“ mit Messungen und genauem Aufspüren der unterirdischen Schadstelle „sehr aufwendig“ gewesen und dafür auch „zwingend Tiefbau erforderlich“ sei. Dafür mussten Genehmigungen vom Bezirksamt eingeholt worden.

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Die Kritik an der wenig verbindlichen Informationspolitik des Unternehmens, das er vertrete, versteht Volker Petendorf hingegen nicht: „Etwas länger als zwei Wochen nach der Störung ist doch schnell inklusive Tiefbauarbeiten.“ Von gestörten Leitungen bei der Konkurrenz wisse er, dass teilweise bis zu fünf Monate ins Land gehen und nichts geschehe. Petendorf nimmt auch die Mitarbeiter im Kundendienst in Schutz. Aufgrund des umfangreichen Reparaturkonzepts in Nettelnburg könne er nur um Verständnis bitten, dass keine genaue Aussage zur Störungsbehebung gemacht werden konnte.

Richtige Sorgen hatte sich ein Onkel (90) von Beate Dühring um die Eheleute gemacht „Er hat mich zum ersten Mal über sein Handy angerufen und gefragt, ob es uns überhaupt noch gebe und warum unser Festnetz nicht ginge“, berichtet die 73-Jährige. Jetzt kann sie ihn wieder gewohnt über die Hausleitung zurückrufen.