Hamburg. Starkregen sorgt für Sperrung der A1 bei Stapelfeld. Einsätze auch in Hamburg – aber mehr zu tun hatte die Feuerwehr in Schleswig-Holstein.

Nach dem ausgesprochen ungemütlichen und verregneten Pfingstwochenende mussten sich Hamburger und Schleswig-Holsteiner am Mittwoch erneut auf heftige Kapriolen beim Wetter einstellen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor unwetterartigen Regenfällen, Sturmböen und Gewitter und Hagel in der Hansestadt und in Schleswig-Holstein. „Starkregen mit bis zu 40 Litern pro Quadratmeter könnte örtlich zu Überschwemmungen in Hamburg führen“, hatte Meteorologin Julia Schmidt am Mittwochmorgen angekündigt.

Unwetterwarnung für Hamburg: Schwere Gewitter, Starkregen und Sturm

Zwar entging Hamburg in großen Teilen den ärgsten Ausläufern des Gewitters, aber das war bereits abzusehen. „In Hamburg werden voraussichtlich vor allem die östlichen Stadtteile betroffen sein“, so Schmidt im Vorfeld.

Im nordöstlichen Teil der Stadt sorgten dann bis zum Abend Wasser auf der Straße und vollgelaufene Keller für zahlreiche Einsätze. In der Straße Am Knill in Rahlstedt lief ein Regenrückhaltebecken über.

Unwetter „Lisa“: A1 nach Starkregen gesperrt

Vor Schleswig-Holstein machte „Lisa“ dann allerdings keinen Halt mehr. Besonders die östlich/nordöstlich gelegenen Landkreise von Hamburg bekamen Gewitter und Regen ab.

In Neumünster wurde eine Gemeinschaftsschule im Stadtteil Brachenfeld gegen 19.30 Uhr so schwer von einem Blitz getroffen, dass die komplette Stromversorgung lahmgelegt wurde. Der Unterricht fällt daher am Donnerstag aus, wie Schulleiter Thore Schwilp auf der Internetseite der Schule mitteilte.

Ein Sprecher der Feuerwehr Neumünster sagte dem Abendblatt am Donnerstagvormittag, man bemühe sich im Laufe des Tages eine Notstromversorgung für die Schule aufzubauen. Zunächst seien mehrere Pumpen wieder mit Energie versorgt worden, da diese dringend gebraucht würden, um das Eindringen von Wasser in das tief gelegene, 50 Jahre alte Gebäude zu verhindern. Am Freitag soll der Unterricht wieder stattfinden.

62 Einsätze in Lauenburg, Stormarn und Mölln

Wie die Leitstelle der für die Landkreise Lauenburg, Stormarn und Mölln zuständigen Feuerwehren auf Anfrage angab, seien die Rettungskräfte bis zum Mittwochabend zu insgesamt 62 Einsätzen gerufen worden. Dabei sei jedoch ein Großteil auf vollgelaufene Keller und ähnliche kleinere Einsätze zurückzuführen.

„Das Wasser war überall dort, wo es nicht hingehört“, sagte ein Sprecher der Regional-Leitstelle Süd. Die Autobahn A1 war demnach zwischen Ahrensburg und Stapelfeld in Richtung Süden zeitweise auf rund 150 Metern gesperrt, weil die Fahrbahn überflutet war. In Hipstedt (Kreis Segeberg) drohte am Abend indes ein Regen-Rückhaltebecken überzulaufen.

Blitzeinschlag und verstopfte Gullys im Kreis Stormarn

In Hamberge schlug der Blitz am Schornstein eines Wohnhauses in der Straße Am Travehang ein. Das Dach wurde geöffnet und der Brand erfolgreich bekämpft.
In Hamberge schlug der Blitz am Schornstein eines Wohnhauses in der Straße Am Travehang ein. Das Dach wurde geöffnet und der Brand erfolgreich bekämpft. © Christoph Leimig | Christoph Leimig

In Hamberge (Kreis Stormarn) sei gegen 17 Uhr allerdings der Dachstuhl eines Wohnhauses vom Blitz getroffen und anschließend in Flammen aufgegangen. Die Bewohner konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, sodass niemand durch den Brand zu Schaden kam. Rund 100 Einsatzkräfte brachten das Feuer unter Kontrolle, nach mehr als drei Stunden war der Einsatz beendet.

Die Dachpfannen des Hauses wurden für den Einsatz großflächig entfernt. Im Innern des Hauses kam es zu einem Wasserschaden.
Die Dachpfannen des Hauses wurden für den Einsatz großflächig entfernt. Im Innern des Hauses kam es zu einem Wasserschaden. © Christoph Leimig | Christoph Leimig

Im Reinbeker Stadtteil Neuschönningstedt stand derweil die Haidkrugchaussee am Sportplatz nach anhaltendem Starkregen unter Wasser. Die Feuerwehr sicherte die Straße ab, nahm die verstopften Gullydeckel ab und entleerte die Fangeimer. Um kurz vor 20 Uhr konnte somit das Wasser wieder abfließen.

Die Feuerwehr entleerte die verstopften Gullys – so konnte das Wasser in der Reinbeker Haidkrugchaussee wieder abfließen.
Die Feuerwehr entleerte die verstopften Gullys – so konnte das Wasser in der Reinbeker Haidkrugchaussee wieder abfließen. © Christoph Leimig | Christoph Leimig

Gewitter sollen Richtung Nordosten abziehen

Am frühen Mittwochabend wurde die Unwetterwarnung vor schweren Gewittern mit Starkregen für Norddeutschland schließlich aufgehoben. In der Nacht zu Donnerstag sollen die Unwetterfronten langsam in Richtung Nordosten abziehen, so die Prognose des DWD.

Die Tiefstwerte liegen zwischen 13 und 15 Grad. Der Donnerstag bringe im Tagesverlauf Auflockerungen und nur noch örtlich Gewitter und Regenfälle an der Ostsee bei Höchsttemperaturen zwischen 18 und 22 Grad. Die geringe Schauer- und Gewitterwahrscheinlichkeit halte sich bis zum Wochenende bei sommerlichen Temperaturen.

Unwetter mit Starkregen: Neue Gefahrenkarte für Hamburg

Umweltbehörde und Hamburg Wasser veröffentlichten am Mittwoch unterdessen eine Starkregengefahrenkarte für Hamburg. Interessierte können sich mithilfe der Karte online über potenzielle Gefahren durch Überflutungen informieren und sich gegebenenfalls vorbereiten.

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Erste Teilgebiete sind bereits seit Oktober 2023 verfügbar, jetzt sei die Karte vervollständigt. Das ermögliche Bürgerinnen und Bürgern, geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Wir müssen jetzt handeln, damit wir für die Zukunft gut vorbereitet sind auf längere Trockenperioden und heftigere Starkregenereignisse.“

Unwetter: Das zeigt die neue Onlinekarte

Die Starkregengefahrenkarte simuliere die Auswirkungen verschieden starker Regengüsse. Dabei werden Geländeform, Oberflächenabflüsse, Versickerungsfähigkeit des Bodens sowie die Kapazitäten des Hamburger Sielnetzes und weiterer Entwässerungssysteme berücksichtigt, erklärte Ingo Hannemann, Geschäftsführer von Hamburg Wasser. „Durch die Möglichkeit, die Karte durch regelmäßige Aktualisierung anzupassen, kann sie zudem zukünftige städtebauliche Entwicklungen berücksichtigen.“

Starkregenereignisse hätten bereits wiederholt Schäden verursacht, hieß es. Aufgrund des Klimawandels sei zu erwarten, dass sie in Zukunft häufiger und heftiger auftreten. Die Starkregengefahrenkarte erweitere zudem das bestehende Informationsangebot aus Hochwasserrisiko- und Überschwemmungsgebietskarten.