Bergedorf. Aufzüge sind kaputt, Treppenhäuser werden nicht fertig, Besucher beklagen sich. Aber jetzt könnte Bewegung in die Sache kommen.
Was ist auf der prominentesten Baustelle im Bergedorfer Zentrum los? Wie Besucher, Patienten und Mieter beobachten, ruhen die Bauarbeiten im Bergedorfer Tor vor allem in den Gebäuden der Baufelder 3 bis 4, also im Medizinischen Zentrum und im Büroturm seit gut zwei Monaten. Eines der Treppenhäuser ist noch in einer Art Rohbauzustand, das andere zu den medizinischen Angeboten ist ebenfalls mit herunterhängenden Leuchtelementen und Kabeln alles andere als fertig. Und: Zurzeit funktionieren in beiden mehrstöckigen Gebäuden drei von vier Aufzügen nicht, obwohl ein großer Teil der Mieter, unter anderem Therapiezentrum Bergedorfer Tor, der Zahnarzt AllDent und mehrere Steuerbüros, schon eingezogen ist. Was der Hintergrund der Baupause ist, bleibt im Moment noch unklar.
Unzufriedenheit und Fassungslosigkeit über das unfertige Objekt, das für eine kolportierte Summe von 140 Millionen Euro auf dem ehemaligen Areal der Bergedorfer Post seit vier Jahren entsteht, nehmen zu. So zum Beispiel bei dem Nettelnburger Werner (74) und seiner Frau Hannelore Schuster (72, Namen geändert): Der Rentner begleitet und chauffiert seine Ehefrau seit geraumer Zeit zur Behandlung ins Therapiezentrum Bergedorfer Tor von Malin Makowski, untergebracht seit einigen Monaten im dritten Stock des Medizinischen Zentrums. Die 72-Jährige zog sich infolge eines Sturzes einen Splitterbruch im Fußgelenk zu, musste sich zweimal operieren lassen und begann dann ihre Reha in der neuen physiotherapeutischen Praxis. „Damit ist sie auch sehr zufrieden“, sagt ihr 74 Jahre alter Ehemann.
Bauprojekt Bergedorfer Tor: Seit Wochen Stillstand – was steckt dahinter?
Aber: Vor ungefähr vier Wochen versagten beide Fahrstühle ihren Dienst und sind seitdem nicht wieder in Betrieb genommen worden. Während Hannelore Schuster körperlich in der Lage ist, sich seit dem Aufzugausfall drei Stockwerke hoch und wieder runter zu quälen, haben andere, die wegen Mobilitätseinschränkungen Rollator oder Rollstuhl nutzen müssen, diese Option nicht. Werner Schuster sagt: „Zwei Patienten haben neulich gleich am Stufenansatz wieder kehrtgemacht.“
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Mit dem Ist-Zustand von kaputten Liften und halbfertigen Treppenhäusern begnügte sich der 74-jährige Nettelnburger aber nicht, stellte selbst Nachforschungen an. Seine Ausgangsfrage: Warum geht im Bergedorfer Tor nichts voran? Er hat verschiedene Thesen gehört. Ein Mieter sagt: „Seit Wochen passiert hier gar nichts mehr, ich habe schon lang keine Bauarbeiter mehr gesehen.“
Bergedorfer Tor: Investoren bleiben trotz mehrfacher Kontaktaufnahme stumm
Wegen der defekten Fahrstühle setzte Werner Schuster direkt im Büro der Projektgesellschaft Bergedorfer Tor Am Güterbahnhof nach, rief dort an: „Da sagte die Mitarbeiterin nur, ich solle bei Lutz Aufzüge anrufen, was mir nicht einleuchtete.“ Schuster sieht hier ganz klar ein Versäumnis der Vermieter.
Doch was steckt denn nun wirklich hinter dem Stillstand im Bergedorfer Tor? Das Geschäftsführer-Doppel der Projektgesellschaft, Karl-Friedrich Konietzky und Peter Appel, antwortet weder telefonisch noch schriftlich ebenso wenig auf Fragen zu diesem Thema wie auch zu einem Reparaturzeitpunkt für die Fahrstühle, voraussichtlichen Einzugsterminen der noch fehlenden Mieter oder einer zuletzt angekündigten Lösung für die Gastronomiefläche. Der vorgesehene Mieter Mazé Mazé hatte das Bergedorfer „Projekt für beendet“ erklärt, was die Bauinvestoren so aber nicht akzeptieren wollten – schließlich gebe es einen gültigen Mietvertrag.
Bergedorfer Tor: „Lösungen im Hintergrund“ in Sicht
Unterdessen hat nach Informationen unserer Redaktion ein Rechtsanwalt und Unternehmensberater einer Wirtschaftskanzlei seine Mitarbeit schriftlich angekündigt. Gegenüber unserer Redaktion bestätigt der Jurist auf Anfrage telefonisch, dass es Kontakte zur Projektgesellschaft gebe, und spricht von „Lösungen im Hintergrund“, an denen gearbeitet werde.