Hamburg. In der Serie zu den Bezirkswahlen 2024 sollen die Spitzenkandidaten fünf Gründe nennen, ihre Partei zu wählen. Heute: Reinhard Krohn.

Dass „gefühlt viele gegen uns sind“, mache den Wahlkampf nicht gerade leicht, meint Reinhard Krohn, der bei den Bezirkswahlen 2024 am 9. Juni in Bergedorf für die „Alternative für Deutschland“ antritt – und schiebt einen Flyer über den Tisch: „Das ist unser bezirkliches Wahlprogramm“, sagt Bergedorfs AfD-Fraktionsvorsitzender und ergänzt, dass bald auch mehr Wahlplakate der AfD in Bergedorfs City aufgehängt würden.

Aufgewachsen in Dassendorf, zog Krohn mit seiner damaligen Freundin 1995 nach Bergedorf. Nachdem sich der Maurer für sechs Jahre als Zeitsoldat verpflichtete und in Lanken bei Schwarzenbek stationiert war, ließ sich der Vater eines heute 28-jährigen Sohnes umschulen: Mehr als „Werkschutzfachkraft für ein sicherheitsrelevantes Objekt“ mag er nicht verraten, um seinen arbeitgebenden Konzern nicht zu verärgern. Aber ein bisschen Heimlichtuerei ist der AfD-Politiker gewohnt: Der monatliche Treffpunkt in einer Gastwirtschaft mit etwa 60 Bergedorfer Parteimitgliedern werde ebenfalls „nur Sympathisanten“ mitgeteilt: „Sonst kommt noch die Antifa vorbei.“

Bezirkswahlen 2024: Reinhard Krohn tritt für die AfD an

Zwar setze er sich für den Neubau von Atomkraftwerken ein, wolle die CO2-Steuer abschaffen und finde, „dass seit dem Gastarbeiterabkommen der Islam durchaus nach Deutschland gehört“. Viel lieber aber befasse er sich mit Bergedorfer Lokalthemen. Und so nennt er fünf Gründe, warum die Bergedorferinnen und Bergedorfer seine Partei wählen sollten:

20.000 Menschen in Oberbillwerder seien „zu viele auf einem Punkt“

1. Ganz wichtig sei die Ablehnung von Oberbillwerder, denn „auch die Anwohner sind dagegen, dass auf der Ackerfläche eine Million Kubikmeter Sand aufgeschüttet wird, das sind 134 Lkw-Fahrten pro Tag“, so Krohn. Und überhaupt müsse man mit 20.000 Bewohnern rechnen, in 6500 Wohnungen: „Das sind zu viele Menschen auf einem Punkt. Und die Infrastruktur wächst nicht mit. Es gibt zu wenig Ärzte, und die S-Bahnen werden voll sein“, fürchtet er. Zudem sei es ein Unding, dort weitgehend auf Autos verzichten zu wollen und dass alle Fahrer zu den geplanten Mobility Hubs werden laufen müssen.

„Das ist doch ein bisschen sozialistisch, wenn sogar die Besitzer von Einfamilienhäusern ihre Pkw nicht aufs eigene Grundstück stellen dürfen. Ich weiß gar nicht, wie das rechtlich aussieht“, überlegt der 58-Jährige. Statt einer „Betonstadt Oberbillwerder“ wünscht sich die AfD-Fraktion eine Nachverdichtung, um „die Wohnungsnot in Bergedorf ganz klar abzumildern“. Vorschläge außerhalb bestehender Planungen wie Weidenstegviertel oder Stuhlrohrquartier trägt er nicht vor.

Bezirksamtsleiterin soll sich für Aufnahmestopp für Asylbewerber einsetzen

2. Bekannt ist die AfD für ihre resolute Ausländerpolitik, der auch Reinhard Krohn in Bergedorf Rechnung trägt: „Wir wollen einen temporären Aufnahmestopp für Asylbewerber. Die werden Bergedorf zwar zugeteilt, aber die Bezirksamtsleiterin könnte sich dafür einsetzen, dass weniger kommen, denn die Kapazitäten sind ziemlich erschöpft“, glaubt er – und denkt an 300.000 Ausreisepflichtige in Deutschland: „Das ist fast eine Großstadt. Auf jeden Fall müssen wir sofort die kriminellen Ausländer abschieben. Es hat für uns absolute Priorität, die innere Sicherheit zu stärken.“

Nicht zuletzt sollten alle ukrainischen Flüchtlinge nicht gleich Bürgergeld erhalten: „Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekämen sie 94 Euro weniger pro Nase. Das würden wir sofort angehen, wenn wir an der Regierung wären.“

AfD ist für kostenlose Auto-Parkplätze und gegen Fahrradwege auf der Straße

3. Mit dem Slogan „Mein Freund ist Autofahrer“ sei er vor fünf Jahren angetreten, um sich Bergedorfer Verkehrsthemen zu widmen und sich gegen die „ideologische Vernichtung von Parkplätzen“ zu wehren. Sowohl die Sandfläche neben dem S-Bahnhof Allermöhe als auch der Frascatiplatz sollten kostenfrei bleiben. „Es darf keine freie Fahrt für linke Eliten geben, die einen persönlichen Parkplatz haben, aber nicht im Stau stehen wollen. Damit meine ich die Grünen“, stichelt Krohn, der einen alten Seat fährt.

Wohl setze er sich für die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer ein, lehne jedoch „die zum Teil gefährlichen“ Fahrradwege auf der Straße ab. Auch bei einer Umgestaltung etwa der Nettelburger Straße: „Für Radwege kann man eine Straße ja auch grundsätzlich verbreitern und müsste von den Anwohnern dann möglichst auf beiden Seiten einen Meter abkaufen. Das ist aber ein schwieriges Geschäft, das geht nur freiwillig.“

Bezirklicher Ordnungsdienst in Bergedorf soll die Polizei entlasten

4. Ein weiteres Thema, das den Lohbrügger beschäftigt, ist das „Gender-Gaga“ bei Formulierungen der Behörden, auch im Bergedorfer Bezirksamt: „Unsere schöne deutsche Muttersprache sollte nicht verunglimpft und verhunzt werden“. Daher unterstütze die AfD die Hamburger Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“. Krohn: „Bergedorfer Behördenschreiben sollten sich daran halten, was der Duden vorgibt.“

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5. Sie sollen Streife laufen, Vermüllungen feststellen und „die Polizei leicht entlasten“: Bergedorfs AfD-Fraktion wünscht sich die Wiedereinführung eines bezirklichen Ordnungsdienstes, wobei Bergedorfs Christdemokraten ein ähnliches Ziel haben: „Eine Überschneidung ist ja nicht schlimm, aber die wollen nicht mit uns koalieren. Mit anderen werden sie das nicht durchsetzen können.“ Zwar lehne auch die AfD eine Koalition ab, aber „wir würden die CDU tolerieren“, sagt AfD-Spitzenkandidat Krohn und ist sich bewusst, „dass das noch ein weiter Weg wird, denn in Hamburg liegen die Schätzungen bei nur 9 Prozent für meine Partei.“