Hamburg. Spätestens im September will das Betreiber-Ehepaar das Geschäft am Ochsenwerder Elbdeich schließen. Was ein Nachfolger wissen muss.
125 Jahre lang war die Bäckerei Heinrich Kaul am Ochsenwerder Elbdeich 347 beheimatet. Nach ihrem Auszug eröffnete Pejman Tabasi (49) dort gemeinsam mit seiner Frau Nazila (36) vor vier Jahren einen Backshop und Kiosk. Doch spätestens im September will das aus der iranischen Hauptstadt Teheran stammende Ehepaar „Dat Deichhus“ wieder schließen. Die Öffnungszeiten schränkte es bereits ein. Ein Nachfolger wird gesucht, denn Pejman Tabasi möchte, dass dort weiter Backwaren verkauft werden: „Ich möchte nicht derjenige sein, der mit dieser Tradition nach 130 Jahren bricht.“
Seinen Mietvertrag könne er jederzeit kündigen, betont Pejman Tabasi, doch er wolle lieber selbst einen Nachfolgemieter suchen. Zumal Tabasi viel Geld in die Ausstattung seines Geschäfts investiert hat. Er wünsche sich vor allem für die vielen Camper in der Nachbarschaft, dass im jetzigen „Deichhus“ weiterhin Brote, Brötchen, Kuchen und Kiosk-Artikel für den täglichen Bedarf angeboten werden. Dem Nachfolger stehen ein Verkaufsraum mit Küche (insgesamt rund 100 Quadratmeter) zur Verfügung.
Backshop und Kiosk: Nachfolger für „Dat Deichhus“ gesucht
Auch der etwa 110 Quadratmeter große, komplett eingerichtete Barbereich mit seinen sanitären Anlagen stehe zur Vermietung. „Allerdings muss es abends hier ruhig zugehen, weil wir hier im Haus wohnen“, sagt der Familienvater. Er will mit seiner Frau und seinen Kindern (14 und 7) im ersten Stockwerk wohnen bleiben. „Wir fühlen uns hier sehr wohl.“ Deshalb sei das „Deichhus“-Projekt trotz aller Hürden (Corona-Auflagen, Personalmangel) „kein Fehler gewesen“, auch wenn der Geschäftsmann „sowieso Verluste mitnimmt“, wie er sagt.
Ein Nachfolger könne Tabasis Untermieter werden oder – nach der Zahlung von Abstand für Tabasis Investitionen – die Räume direkt vom Eigentümer, einer Hamburger Immobilienfirma, mieten. „Mit dem Eigentümer bin ich wegen des Nachmieters in Kontakt.“ Der Eigentümer habe ihm ein Vorkaufsrecht für Haus und Hof eingeräumt: „In sechs Jahren, dem frühestmöglichen Zeitpunkt, möchte ich davon Gebrauch machen.“
Personalmangel: Seit Oktober gibt es keine der begehrten Croques mehr
Bereits im Oktober reduzierte Tabasi die Öffnungszeiten deutlich und stellte er den erfolgreichen Croque-Verkauf ein. „Wir hatten einfach nicht genug Personal und konnten auch keine neuen Mitarbeiter gewinnen“, sagt der 49-Jährige. Das sei auch der Grund, warum sich das Ehepaar aus dem Geschäft zurückziehe, sagt der Unternehmer, der auch die Firma Imaxpool (Energieberatung, vier Mitarbeiter im Vertrieb) betreibt. Er und seine Frau, gelernte Maskenbildnerin und Visagistin, die nun eine Umschulung macht und sich beruflich neu orientieren will, könnten nicht mehr so viel Zeit in „Dat Deichhus“ investieren.
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Tabasi hat im „Deichhus“ bereits einige Interessenten empfangen. Er hofft, dass er schnellstmöglich einen Nachfolger findet. „Das wäre auch für ihn von Interesse, weil die neue Saison nun beginnt. Im Winter ist es hier ja eher ruhig. Bis dahin könnte sich ein Nachfolger ein Lieferdienstgeschäft aufbauen.“ Tabasi würde seinen Nachfolger wochenlang einarbeiten, sagt er. Findet sich kein Kaufmann, würde er allerdings auch an Geschäftsleute vermieten, die mit den Räumen etwas ganz anderes vorhaben. Und auch falls er keinen neuen Mieter findet, sei für ihn das Ende absehbar: „So oder so werden wir den Laden im September schließen.“
Öffnungszeiten wurden bereits reduziert, geöffnet ist fast nur noch vormittags
„Dat Deichhus“ hat dienstags bis freitags von 6 bis 10 Uhr, sonnabends von 6 bis 12 Uhr und sonntags von 7.30 bis 16 Uhr geöffnet. Wer sich für die Immobilie interessiert, erreicht Pejman Tabasi telefonisch unter der Nummer 0177/400 79 00.