Hamburg. Der Friedhof Bergedorf werde zu wenig gemäht und gepflegt, meint Roswitha Strunge – und bietet der Verwaltung eine Patenschaft an.
Wie soll man durch 25 Zentimeter hohes Gras trockenen Fußes zum Grab kommen? „Sobald es regnet, wird das hier eine riesige Matschwüste, und es sieht aus, als wäre eine Wildschweinhorde drüber gelaufen“, ärgert sich Roswitha Strunge. „Einfach unwürdig“ beschreibt sie den Zustand auf dem Bergedorfer Friedhof – und redet sich immer wieder im Hinblick auf die Gärtner in Rage: „Die mähen viel zu selten. Und wenn doch mal, dann lassen sie auch noch alles liegen, weil sie keinen Fangkorb nutzen.“
Dabei habe sie selbst mal angeboten, „mit der Harke beizugehen“, habe auch mal ihren eigenen Rasenmäher mitgebracht: „Ich konnte mir das Elend nicht mehr angucken“, meint Strunge, die sich ebenso über abgeschnittene Äste ärgert, die nicht im Biomüll landen: „Es ist wirklich erschütternd, wie es hier aussieht, wenn ich meine Schwiegermutter Ingrid besuche. Dabei zahlen wir alle doch einen Haufen Geld für den Friedhof.“
Besucher kritisieren mangelnde Pflege des Bergedorfer Friedhofs
Als Manager des öffentlichen Raums in Bergedorf mag sich Wolfgang Charles über solche Beschwerden nicht mehr aufregen: „Man muss Abstriche machen, wir pflegen da ja keinen Hausgarten.“ Und überhaupt könne man es nie allen recht machen. Wohl aber findet er das Angebot der Bergedorferin, etwa für den nördlichen Friedhofseingang eine Patenschaft zu übernehmen, durchaus interessant: „Wir können ein bisschen Unterstützung gebrauchen. Man muss nur schriftlich vereinbaren, was geht und was nicht“, so Charles, der Ähnliches mit den Anliegern verabredet hat, die Beete an der Nettelnburger Straße pflegen.
Indes ärgert sich ein weiterer Friedhofsbesucher, der täglich hier spazieren geht: „Ich sehe immer nur ein paar Arbeiter, hier geht es überhaupt nicht weiter“, steht Joachim Bienert kopfschüttelnd vor Kapelle II, die bereits seit Mai 2022 saniert wird. „Ich glaube, die nehmen die Stadt Hamburg ganz schön aus.“
Nun war tatsächlich eine Bauzeit von nur einem Jahr kalkuliert worden, „aber ganz sicher werden wir nun zum Jahresende fertig“, versichert Wolfgang Charles, bei dem gerade die Schlussrechnungen eintrudeln. Immerhin 3,1 Millionen Euro kostet die Sanierung der Kapelle samt neuer Elektrik und Heizungsanlage. Nach mehreren Wasserschäden muss in dem 60er-Jahre-Bau vieles modernisiert werden – bloß das Kupferdach bleibt in seiner alten Form erhalten. So will es das Denkmalschutzamt.
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Dazu kommen etwa 1,3 Millionen Euro für neue Bauten nebenan: Da wird es künftig Werkstatt und Garagen für die Maschinen geben, ein Streugutlager sowie ein nagelneues Verwaltungsgebäude: „Es ist besser, wenn sich alles an einem Punkt konzentriert, sich Verwaltung und Betrieb vor Ort absprechen können. Und vor allem ist es besser für die Bergedorfer Kunden, die eine Frage zum Friedhof haben. Dann müssen sie nicht erst zum Rathaus laufen.“
Jedenfalls werden sich viele Bergedorfer freuen, wenn alles endlich fertig wird, schließlich wird die Kapelle II dringend gebraucht, wenn mehr als 100 Trauernde zu erwarten sind. Für kleinere Gruppen reicht indes auch die historische Kapelle I, die 1906 erbaut wurde, auf dem unteren Friedhofsgrundstück an der August-Bebel-Straße.