Bergedorf. Auszubildende haben auf dem Bergedorfer Friedhof ein besonderes Plateau geschaffen. Warum Projekt und ihr Berufsziel so reizvoll sind.

Das ist ohnehin wohl der schönste Ort zum Innehalten auf dem Bergedorfer Friedhof. Direkt hinter der Kapelle 1 dieser Ausblick. Die landschaftliche Öffnung über den Geesthang hinweg mit Blickrichtung Landgebiet bis nach Curslack. Hier haben die Garten- und Landschaftsbau-Azubis Merle Stuhlmacher (20), Niko Glunz (21) und Marcel Witt (27) in kurzer Zeit eine Art Plateau des Gedenkens passend zur beeindruckenden Naturkulisse kreiert:. „In Gedenken unserer Verstorbenen in der Ferne“ steht auf dem Gedenkstein.

Spruch und Idee passen zum Ort: „Das ist ein Ort des Gedenkens für diejenigen, deren Angehörige und Freunde auf anderen Friedhöfen liegen“, sagt der Revierleiter des Bergedorfer Friedhofs, Hans-Jörg Gerken, zur Hintergrundidee. Die Anregung dazu erhielt er aus Fachpublikationen und brauchte tüchtige Leute, um den Plan umzusetzen.

Gedenkstätte für die Ferne: Lehrlinge waren komplett verantwortlich

Klare Sache für das angehende Gärtner-Trio, wobei Marcel Witt erst ein paar Monate dabei ist, seine Kollegen schon im dritten, finalen Lehrjahr stecken: Zunächst wurde eine Halbkreisfläche ausgebaggert, ein Betonfundament gelegt, Sandsplit für den besseren Halt der danach einzusetzenden Platten verstreut. Auf der Fläche sind außerdem zwei Bänke und sechs Lampen platziert – und selbstredend der Granitstein mit der genannten Inschrift. „Zwischen den Platten haben wir Muschelkalk als Fugenmasse eingesetzt, was gar nicht so unproblematisch war, weil es nicht so richtig fest wurde“, erklärt Niko Glunz.

Doch nun ist die atmosphärische Gedenkstätte fertig. Etwa 250 bis 300 Arbeitsstunden hat das Ausbildungstrio in das Lehrlingsprojekt investiert. Mit vielen Lerneffekten: „Wir haben alles von vorn bis hinten geplant, Material und Kostenaufwand kalkuliert“, erklärt Merle Stuhlmacher.

Bezirk sucht immer Berufseinsteiger

Zu tun gibt es auf der gut acht Hektar großen Friedhofsfläche ohnehin reichlich. Setzen einer Natursteinmauer, Pflege der Wege, Nachpflanzungen oder sogar die Restaurierung des gigantischen Holzkreuzes, der Stufen und Platten auf der Kriegsgräberstätte „Zum Gedenken an unsere Toten in den ehemaligen Ostgebieten“. Die insgesamt sechs Garten- und Landschaftsbau-Azubis des Bezirks werden neben dem Friedhof, einem Extra-Ausbildungsbereich, in den drei Revieren Bergedorf, Lohbrügge und den Vier- und Marschlanden wechselweise eingesetzt.

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Nicht nur das „In die Ferne“-Projekt ist ein Grund, sich für diese Lehre zu entscheiden: „Unser Beruf ist abwechslungsreich, wir sind draußen in der Natur und sehen, was wir geschafft haben“, beschreibt Niko Glunz seinen Azubi-Alltag, auf dessen Grundlage er sich gern später selbstständig machen möchte. Hier können sich Interessierte gern frühestmöglich beim Bezirk für die Gärtner-Ausbildung bewerben – am besten online unter mr@bergedorf.hamburg.de.