Hamburg. Die Behörde ist von der historischen Villa ins Haus im Park umgezogen. Brautpaare müssen sich auf ein anderes Ambiente einstellen
Die gute Nachricht: Auf die historischen Vierländer Möbel müssen Brautpaare auch in Zukunft im Bergedorfer Standesamt nicht verzichten. Das intarsienverzierte Mobiliar ist mit umgezogen und steht jetzt im neuen Trausaal im Haus im Park (Gräpelweg). Auch der Teppich unter dem Tisch für Standesbeamte und Eheleute in spe ist derselbe, und an der Wand hängt das Ölbild, das der Hamburgische Senat 1927 der damals noch eigenständigen Stadt Bergedorf zum Einzug ins neue Rathaus verehrte.
Den ehrwürdigen Holzboden der historischen Standesamt-Villa in Bergedorf könnten Hochzeitsgäste allerdings in den kommenden zwei Jahren vermissen – stattdessen schreiten die Brautpaare jetzt über profanen Teppichboden in Bürooptik, auch der Blick nach oben fällt jetzt nur auf eine Decke mit dem Behördencharme der Gegenwart.
Standesamt Bergedorf bezieht neuen Standort im Haus im Park
Der Umzug des Standesamts von der malerischen gelben Villa ins offensichtlich aus den 1970er-Jahren stammende Haus im Park war nötig geworden, weil der alte Standort dringend renoviert werden muss. Anderthalb Wochen haben Mitarbeiter des Bezirks Möbel und Akten geschleppt. Weil sich bei Hochzeiten in Zukunft deutlich mehr Menschen als bisher in den ersten Stock des Hauses im Park verirren werden, mussten die 550 Quadratmeter auch in Sachen Brandschutz noch einmal fit gemacht werden.
Laut Bezirkssprecher Lennart Hellmessen wurden unter anderem sämtliche Wände zu Brandschutzwänden nach F-30-Standard aufgerüstet – heißt: Mindestens eine halbe Stunde müssen sie im Brandfall den Flammen und der Hitze standhalten, dürfen weder zusammenbrechen noch Hitze und Rauch durchlassen. Der komplette Umzug dürfte den Bezirk zirka 5300 Euro gekostet haben.
Welches der Zimmer für die kommenden zwei Jahre als Trausaal genutzt wird, haben die 13 Mitarbeiter demokratisch abgestimmt. Die Wahl fiel auf einen Raum, dessen Fenster nach Osten hinausgehen. Die Besucher schauen auf begrünte Dächer und die Bäume der Umgebung. Deutlich größer als das alte Trauzimmer in der Villa ist der ausgewählte Raum außerdem. Die mit bastbezogenen Stühle aus der gelben Villa reichten daher auch nicht aus, das Standesamt-Team organisierte zusätzlich gepolsterte Sitzgelegenheiten aus dem Bergedorfer Rathaus.
Auf den anderen Gängen des Standesamts dominiert moderne Sachlichkeit, durch die Deckenfenster fällt viel Licht hinein. In den Büros bearbeiten die Mitarbeiterinnen auch Geburtsurkunden, Namens- und Geschlechtsänderungen und dokumentieren Sterbefälle. Die Behörde ist montags und freitags von 8 bis 12 Uhr, dienstags und donnerstags von 7.30 bis 12 Uhr und montags, dienstags und donnerstags nach Vereinbarung geöffnet.
Die historische gelbe Villa an der Wentorfer Straße wird bis Ende 2026 saniert. Fassaden, Fensterläden und Dach müssen erneuert werden. So lange finden Bergedorfer alle Dienstleistungen der Behörde am Gräpelweg. Die Standesbeamtinnen erleben das temporäre Exil mit gemischten Gefühlen. Während eine Mitarbeiterin den Charme des alten Gemäuers vermissen wird, erinnert sich ihre Kollegin auch an die Feuchtigkeit, die in der ehemaligen Polizeiwache zu spüren war.
Auch interessant
- Blitzermarathon Hamburg: 500-PS-Porsche rast mit 144 km/h durch Kirchwerder
- Feuerwehr Hamburg: Löste Kühlschrank im griechischen Lokal Brand in Lohbrügge aus?
- In Oberbillwerder entsteht die Einkaufsstraße der Zukunft
Ob der neue Standort von den Brautpaaren angenommen wird, werden die kommenden Monate zeigen. Der Bezirk Bergedorf erfreute sich in den vergangenen Jahren überdurchschnittlicher Beliebtheit bei Menschen, die den Bund fürs Leben schließen wollten. Ein Umstand, den Standesamtleiter Dirk Bakker auch auf den attraktiven Sitz seiner Behörde zurückführte. Doch wem das Haus im Park nicht behagt, der kann sich auch um eine alternative Location wie das Rieckhaus, das Haus Anna Elbe oder das Bergedorfer Schloss bemühen.