Ochsenwerder. Die Kirche St. Pankratius wird 350 Jahre alt. Daher organisiert ein Festausschuss ein Riesenprogramm. Was alles geplant ist.

Die heutige Kirche St. Pankratius wurde als dritte Kirche Ochsenwerders gebaut. Der Vorgängerbau war baufällig und zu klein für die wachsende Gemeinde geworden. Die erste Kirche wurde im Jahre 1244, vor 780 Jahren, erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist bei einer Sturmflut zerstört worden. „Ihre steinernen Reste wurden möglicherweise im früheren Harburger Schloss verarbeitet“, weiß Simone Vollstädt. Die Heimatforscherin aus Ochsenwerder hat sich intensiv mit der Geschichte der Kirche in ihrem Dorf auseinandergesetzt – auch weil das heutige Gotteshaus 350 Jahre alt wird. Der runde Geburtstag und auch das 780-jährige Bestehen der Kirchengemeinde, sollen ausgiebig über Monate gefeiert werden.

Um die Feierlichkeiten zu planen, hat sich um Werner Sannmann (73), den Vorsitzenden des Kirchengemeinderates (KGR), und Simone Vollstädt (57), Mitglied des KGR, ein Festausschuss gebildet. Ihm gehören Kirchenmusikerin Uta Leber und neun weitere Mitglieder an, die sich monatlich in großer Runde und zwischendurch in kleineren Arbeitsgruppen treffen, um das Festprogramm vorzubereiten. Erste Ideen seien bereits vor einem Jahr entwickelt worden, berichten die drei Organisatoren.

350 Jahre St. Pankratius: In diesem Sommer wird in Ochsenwerder besonders viel gefeiert

Viele Ideen seien zusammengetragen worden, etwa für die Gestaltung eines großen Gemeindefestes am 7. Juli in der Kirche sowie vor und im benachbarten Wiesenhaus. „Die realisierbaren Ideen werden wir umsetzen“, sagt Werner Sannmann. Unter anderem werden Landfrauen Kaffee und selbstgebackenen Kuchen anbieten, während sich Ehrenamtliche aus der Gemeinde um Wurst und Kaltgetränke kümmern. Die Jugendfeuerwehr Neudorf wird Spiele für junge Besucher präsentieren. „Weitere Organisationen und Vereine aus der Region werden sich den Besuchern vorstellen“, betont Sannmann. Das Fest für die ganze Familie soll mit einem Frischluftgottesdienst vor dem Wiesenhaus beginnen, der von dem Marschländer Posaunenchor begleitet wird.

„Bei Simone Vollstädt laufen alle Fäden zusammen“, betont Uta Leber. Die Heimatforscherin entwarf auch die Plakate und Flyer, die nun in den Vier- und Marschlanden verteilt und ausgehängt werden. Simone Vollstädt recherchierte schon vor Jahren Fakten zur Geschichte der Kirche. Nun, mit Blick auf die Feierlichkeiten, durchforstete sie alte Protokolle von Sitzungen des Kirchenvorstandes, in denen es etwa um Einnahmen und Ausgaben geht. „Sie reichen 150 Jahre zurück“, sagt die 57-Jährige.

Heimatforscherin präsentiert neue Recherche-Ergebnisse in einer Ausstellung in der Kirche

Die alten und neuen Informationen, die Simone Vollstädt recherchiert hat, verarbeitet sie für eine Ausstellung (Stelltafeln) in der Kirche, die am 12. Mai eröffnet und bis Oktober dort zu sehen sein wird. Am 12. Mai startet auch das Festprogramm – mit einem Gottesdienst mit Bischöfin Kirsten Fehrs, die erstmals in Ochsenwerder begrüßt wird.

Die heutige Kirche St. Pankratius zu Ochsenwerder wurde vor 350 Jahren erbaut.
Die heutige Kirche St. Pankratius zu Ochsenwerder wurde vor 350 Jahren erbaut. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Für den 9. Juni wird ein Familiengottesdienst vorbereitet. Die Besucher dürfen sich mit historischen Kostümen bekleiden, denn nach dem Gottesdienst soll es ein „Grapenbrade“-Festmahl geben. „Mit einem ‚Grapenbrade‘ wurde 1674, dem Jahr, in dem unsere heutige Kirche fertiggestellt worden war, das gemeine Volk beköstigt, während die Honoratioren bei einem opulenten Festmahl zusammenkamen “, weiß Simone Vollstädt. Bei dem „Grapenbrade“ handelt es sich um eine Art Eintopf, zu dem Brot gereicht wird.

Alte Symbole auf Grabsteinen werden Interessierten am „Tag des Friedhofs“ erklärt

Ein musikalischer Gottesdienst ist für den 16. Juni vorgesehen. Dann sind drei Chöre aus dem Dorf zu erleben: die Liedertafel Harmonia, die Liedertafel Concordia Tatenberg und die Chorgemeinschaft Frohsinn-Melodia. Alle drei Chöre wurden in den 70er- und 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet.

An einem „Tag des Friedhofs“ am 15. September werden die Besucher am Alten Kirchdeich bei Führungen und Entdeckungstouren unter anderem über die Symbole auf alten Grabsteinen aufgeklärt. An dem Tag soll der Friedhof „nicht nur als Ort der Trauer, sondern auch der Ruhe, des Lebens und der Erinnerung“ entdeckt werden können, betonen die Organisatoren, die dann Angebote für Erwachsene und auch für Kinder bieten wollen.

Ensemble Anonymus entführt die Gottesdienst-Besucher in vergangene Zeiten

Pröpstin Dr. Ulrike Murmann habe zugesagt, den Abschlussgottesdienst am 13. Oktober zu leiten. „Dieses Datum markiert die tatsächliche Weihung unserer heutigen Kirche, die im Oktober 1674 war“, sagt Simone Vollstädt. Begleitet werden soll der Gottesdienst von dem Ensemble Anonymus, das die Besucher mit Musik aus dem 13. bis 17. Jahrhundert in vergangene Zeiten entführen wird.

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Auch die regelmäßigen Angebote wie „Offene Kirche“ und „Stunde der Kirchenmusik“ werden im Festsommer im Zeichen des Jubiläums stehen. So soll es bei jeder „Offenen Kirche“ – monatlich von Mai bis September – im Anschluss an den Gottesdienst eine 30-minütige Orgel-Führung geben, bei der die Orgel aus nächster Nähe betrachtet werden kann. Die monatliche „Stunde der Kirchenmusik“ bietet eine breite Palette von hochwertigen Konzerten in der Kirche.

Helfende Hände gesucht: Wer hilft dabei, das Festprogramm auf die Beine zu stellen?

Die Programmpunkte kosten insgesamt „einige Tausend Euro“, sagt Sannmann. Das Geld wird aus der Gemeindekasse entnommen. „Wir werden an allen Feier-Tagen Spenden sammeln, um die Ausgaben möglichst niedrig zu halten“, sagt der Vorsitzende des KGR. Er und seine Mitstreiter freuen sich über viele helfende Hände: Schließlich bereiten die vielen Programmangebote jede Menge Arbeit, müssen etwa geladene Gäste beim Eröffnungs- und beim Abschlussgottesdienst betreut werden, braucht es Ehrenamtliche für die gastronomischen Angebote sowie für Auf- und Abbau und das Aufräumen. Wer mitanpacken möchte, meldet sich bei Simone Vollstädt unter Telefon 040/7373551 oder per E-Mail an s.vollstaedt@kirche-ochsenwerder.de.

Weitere Infos finden sich im Internet: kirche-hamburg.de/gemeinden/ev-luth-kirchengemeinde-st-pankratius-ochsenwerder/veranstaltungen.