Bergedorf. Verkehrsplaner wollen sich in Bergedorf Anregungen holen, damit sich ein teurer Flop wie in Eppendorf nicht wiederholt.

Dass das vor drei Jahren an der Kellinghusenstraße in Eppendorf eröffnete Fahrradparkhaus nahezu leer steht, verärgert – vor allem angesichts der investierten drei Millionen Euro, die augenscheinlich in den Sand gesetzt wurden. Eine solche Luftnummer möge sich bitte nicht wiederholen, schon gar nicht in Harburg, wo derzeit für sogar 16,2 Millionen Euro ein unterirdisches Parkhaus für 1200 Räder geplant wird. „Ohne eine angeschlossene Werkstatt stehen die in Harburg auf verlorenem Posten“, ahnen Hans Nauber und Gert Kekstadt, die Geschäftsfüher der Complete Dienstleistung GmbH. Das Unternehmen betreibt am Bergedorfer Bahnhof die 2011 eröffnete Radstation: „Ein guter Standort ist wichtig, denn Radler sind nicht unbedingt laufbereit.“

Aus diesen Erfahrungen mögen auch die Planer der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) lernen, die sich in der kommenden Woche nach Bergedorf begeben: „Die wollen sich uns als Vorzeige-Radstation angucken“, sagt Kekstadt nicht ohne Stolz. Immerhin liege hier die Auslastung der 450 Plätze „sehr gut“ bei 87 Prozent. Dazu kommen noch Tagesparker, die nicht jährlich 90 Euro bezahlen.

Fiasko Fahrradparkhaus Kellinghusenstraße: Bergedorf zeigt, wie es besser geht

Wer sein Rad zur Inspektion bringt, muss derzeit mit gut zehn Tagen Wartezeit rechnen. „Kaputte Bremsen oder einen Platten schieben wir zwischendurch mal rein, das dauert nur vier Tage“, sagt Zweiradmechanikerin Tatjana Burmeister. Die Bergedorferin hat sich auf Ketten, Ritzel und Nabenschaltungen spezialisiert: „Seitdem die Strompreise gestiegen sind, geht die Nachfrage nach E-Bikes zurück. Viele Kunden fragen wieder nach normalen Stadt-oder Trekkingrädern“, sagt die 33-Jährige.

„Die E-Bikes bekommen wir kaum in die obere Etage. Heute würde man das Parkhaus wohl anders planen“, meint Gert Kekstadt.
„Die E-Bikes bekommen wir kaum in die obere Etage. Heute würde man das Parkhaus wohl anders planen“, meint Gert Kekstadt. © BGZ | strickstrock

Außerhalb der Werkstattzeiten (montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr) soll neuerdings auch das Angebot der Deutschen Bahn locken: „Radfix“ ermöglicht es, online unter www.bahnhof.de/radfix einen Reparaturtermin zu buchen. Mit der Nummer, die dann aufs Handy geschickt wird, lässt sich ein Schloss an einem der drei Bügel öffnen. So können sich die Mechaniker bedienen: Wer bis 9 Uhr bringt, kann ab 18 Uhr mit einem reparierten Fahrrad rechnen – und per Kreditkarte bezahlen.

Radfix-Angebot wird zunächst bis November verlängert

„In Bergedorf ist einer von deutschlandweit nur vier Radfix-Standorten. Aber so richtig hat sich das Angebot noch nicht herumgesprochen. Die Deutsche Bahn hat jetzt bis Ende November verlängert und will den Service werbemäßig noch ein bisschen pushen“, sagt Hans Nauber, dessen GmbH noch ein anderes Projekt verfolgt: „Am Mühlendamm in Hohenfelde haben wir gerade den Mietvertrag unterschrieben, um einen Fahrradladen zu eröffnen, samt Reparatur und Verkauf.“

„Ich finde dieses Bambusrad eigentlich ganz hübsch“, sagt Geschäftsführer Hans Nauber.
„Ich finde dieses Bambusrad eigentlich ganz hübsch“, sagt Geschäftsführer Hans Nauber. © BGZ | strickstrock

Besonders gern würden die Rad-Fans die Marke my-boo verkaufen, sagt Kekstadt: „Der Rahmen wird aus wild wachsendem Bambus in Ghana hergestellt und mit Harz verleimt. Die Montage des Motors erfolgt danach in Kiel“, weiß er über das 3899 Euro teure Sieben-Gang-Rad. Es wiegt 25 Kilogramm und hat einen leisen, starken Akku, der 177 Kilometer weit trägt. „Das ist wirklcih ein schönes und auch nachhaltiges Fahrrad“, schwärmt Kekstadt und weiß, dass in Bergedorf „mindestens eines schon unterwegs“ ist.

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Unterdessen gibt es immer mehr Lastenräder: „Allein hier in der Bergedorfer Radstation sind es schon acht, für die wir Platz brauchen. Als das Parkhaus geplant wurde, gab es die noch nicht. Aber jetzt können wenigstens die Harburger besser planen“, will er der Verkehrsbehörde raten. Und dass man sich nicht selbst im Weg stehen möge: „Nahe unserer Radstation in Norderstedt hat die Stadt Fahrradbügel aufgestellt. Das ist nicht gerade hilfreich, wenn die Auslastung da sowieso nur bei 30 bis 40 Prozent liegt.“