Bergedorf. Wegen Pensionierungswelle: Jörg Biese folgt auf Julia Homburg, die nach Mundsburg geht. Umzug in Bergedorfs neue Wache verzögert sich.

Schon wieder ein Wechsel an der Spitze des Bergedorfer Polizeikommissariats: Nach nur neun Monaten geht Julia Homburg (47) als Regionalleiterin Nord nach Mundsburg. Bedingt durch die aktuelle massive Pensionierungswelle im Kreis der Führungsbeamten der Hamburger Polizei dreht sich das Personalkarussell dort rasant, bedauerte Schutzpolizeichef Matthias Tresp am Freitag in der provisorischen Wache im ehemaligen Handelsschul-Gebäude an der Wentorfer Straße.

Der Leitende Polizeidirektor, mit 59 Jahren selbst ein Jahr vor dem Ruhestand, war nach Bergedorf gekommen, um den hier stationierten 224 Polizisten ihren neuen Chef Jörg Biese offiziell vorzustellen: „Ein richtig guter Kollege, der schon in allen Bereichen der Polizei tätig war, auch als Chef der Kommissariate in Bahrenfeld, Hamm und zuletzt St. Georg.“ Von dem zweitkleinsten Revier der Hansestadt mit seinen besonderen Problembereichen zwischen Hauptbahnhof und Hansaplatz wechselt der 56-Jährige jetzt nach Bergedorf, das durch seine riesige Fläche von Ikea bis Altengamme und von Zollenspieker bis Lohbrügge-Nord immerhin als größtes innerstädtisches Polizeirevier Europas gilt.

Neuer Polizeichef lobt die direkten Kontakte zu Bezirk, Feuerwehr, Amtsgericht und Kliniken Bergedorfs

Hier will der Polizeioberrat „nicht nur für die nächsten Monate, sondern für die nächsten Jahre bleiben“, betonte er in seiner kurzen Rede. Und ergänzte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er an Bergedorf besonders die engen und direkten Kontakte zu allen Institutionen von der Feuerwehr über Bezirksamt, Amtsgericht und Gefängnis bis zu den Krankenhäusern schätze. „Ich freue mich sehr darauf, in dieser gefühlten Stadt innerhalb unserer Metropole arbeiten zu dürfen, die ich noch aus den 90ern kenne, als ich hier ein Jahr gewohnt habe.“

Polizeioberrat Jörg Biese, Bergedorfs neuer Polizeichef, an seinem Arbeitsplatz im Interimsstandort in der ehemaligen Handelsschule Wentorfer Straße..
Polizeioberrat Jörg Biese, Bergedorfs neuer Polizeichef, an seinem Arbeitsplatz im Interimsstandort in der ehemaligen Handelsschule Wentorfer Straße.. © bgz | Ulf-Peter Busse

Genau diese Besonderheit Bergedorfs färbt ab, gab Vorgängerin Julia Homburg ihm mit auf den Weg: „Auch wenn ich nur neun Monate hier war, hat es mich im Dezember bei einem privaten Besuch mit Kollegen auf dem Bergedorfer Weihnachtsmarkt erwischt“, erinnert sie sich: „Plötzlich hörte ich mich wie eine typische Bergedorferin sagen: ‚Hier ist es zum Glück nicht ganz so voll, wie auf den Hamburger Weihnachtsmärkten.‘“

Rückkehr in den Neubau des Polizeikommissariats am Ludwig-Rosenberg-Ring erst Ende Juli

Auf Jörg Biese, der seinen Dienst nach einem lange geplanten Urlaub erst Anfang April aktiv antreten wird, wartet dann eine ganz besondere Aufgabe: Er muss den Umzug des kompletten Kommissariats vom Interimsstandort in der alten Handelsschule zurück in den Neubau am Ludwig-Rosenberg-Ring in Lohbrügge organisieren. Zuletzt im Mai terminiert, verschiebt sich der nun aber wegen Verzögerungen im Innenausbau um einige Monate nach hinten.

Frühestens Ende Juli werden an der Wentorfer Straße also die Koffer gepackt, oder wie es bei der Polizei heißt: nach der Fußball-Europameisterschaft. Wenn auch dieses Großereignis nur mit fünf Spielen in Hamburg zu Gast ist, bedeutet es für die Polizei eine Mammutaufgabe, deren Vorbereitung längst begonnen hat und die auch viele Kräfte aus Bergedorf mit einbezieht: „Wir haben ein riesiges Pflichtenheft abzuarbeiten, das uns die UEFA auferlegt hat. Leisten wir das nicht, darf Hamburg kein Spielort sein“, sagt Schutzpolizeidirektor Matthias Tresp, der dafür auch auf Bergedorfs neuen Polizeichef in verantwortlicher Position zurückgreifen wird.

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Jörg Biese weiß die Kollegen hier aber auch dann gut aufgestellt: „Der Stil unserer Arbeit hier vor Ort bleibt so wie er ist – persönlich, unmittelbar und direkt. Daran wird sich unter meiner Führung nichts ändern“, sagt der neue Chef, der sich als Teamplayer bezeichnet und wie seine Vorgängerin „die große Vielfalt der Anforderungen an die Polizei in Bergedorf“ lobt. Hier gebe es keinen absoluten Schwerpunkt wie etwa das Drogen-Thema in St. Georg, „dafür aber ein spannendes Nebeneinander großstädtischer und ländlicher Strukturen, einschließlich der fünf Dorfsheriffs in den Vier und Marschlanden“.

Der rasante Wechsel an Bergedorfs Polizeispitze sollte angesichts des aktuellen Führungskräftemangels nicht nur kritisch, sondern auch positiv gesehen werden, ergänzte Matthias Tresp in seiner Rede: „Das Polizeikommissariat in Billstedt muss ab sofort und wohl noch bis zum 1. Juli ganz ohne neuen Leiter auskommen.“