Hamburg. Anika Janusch ist die erste Integrationsbeauftragte des kleinen Vereins. Und da wartet eine Menge Arbeit auf die 47-Jährige.
Der Eisenbahner Turn- und Sportverein (ETSV) Hamburg ist 100 Jahre nach seiner Gründung für die Zukunft gut und zeitgemäß aufgestellt: Anika Janusch ist seit Februar die erste Integrationsbeauftragte des kleinen Vereins mit Sitz am Mittleren Landweg. Mit dem Minijob, der von dem 1924 gegründeten Verein und vom Hamburger Sport-Bund (HSB) finanziert wird, dürfte auf die 47-Jährige wesentlich mehr Arbeit zukommen, als sie in den zehn bezahlten Wochenstunden leisten kann.
„Da steckt auch viel ehrenamtliche Arbeit mit drin“, weiß Anika Janusch, die schon lange Mitglied in dem Sportverein ist. Nun ist die in Neuallermöhe lebende Ehefrau und Mutter zweier Kinder (11, 14) Ansprechpartnerin für sämtliche Randgruppen – von Geflüchteten über Menschen mit Handicap bis zu Menschen der Gruppe LGBTQ (lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich und queer). „Eine große Klientel, etwa die Hälfte der Mitglieder.“ Doch Anika Janusch ist nicht nur Ansprechpartnerin für die Mitglieder des Sportvereins, sondern auch für Externe: Sie kümmert sich um die Vernetzung mit Bergedorfer Institutionen aus dem integrativen Bereich.
ETSV Hamburg hat erste Integrationsbeauftragte
Die 47-Jährige wird zudem diverse Extra-Angebote des Vereins organisieren und betreuen: Voraussichtlich von Sonnabend, 6. April, an wird es immer sonnabends monatlich wechselnde Angebote geben. Beginn ist mit Basteln für Kinder, für den Mai sind Yoga-Angebote geplant und im Juni wird Schach gespielt. „Später wollen wir auch Boxen und Hip-Hop-Tanz anbieten.“ Die Treffen richten sich in erster Linie an die Bewohner des Gleisdreiecks, sollen auch dort über die Bühne gehen. Anika Janusch ist wegen eines Raumes bereits im Gespräch mit fördern & wohnen. Gemeinsam mit Mitarbeitern des städtischen Sozialunternehmens und des Treffpunkts Haus 23 verteilt sie Flyer in der Flüchtlingssiedlung, um auf die neuen Angebote hinzuweisen.
Auch andernorts will die engagierte ETSV-Frau Sport anbieten. So ist sie mit den Landfrauen im Gespräch, um für sie im Gemeindehaus am Billwerder Billdeich vom Spätsommer/Herbst an Yoga anzubieten. Im Vereinsheim am Mittleren Landweg 40 soll es Faschingspartys für Kinder, Laterne-bastel-Events und weitere Angebote geben. Für alle zeitlich begrenzten Schnupperangebote, von denen sich die meisten an Frauen und Kinder richten, ist die Teilnahme kostenlos, betont Anika Janusch. Natürlich seien auch Vereinsmitglieder willkommen.
Verein will mit seinen Angeboten die Menschen aus den Wohnungen locken
Am Sonnabend, 31. August, feiert der ETSV anlässlich seines 100-jährigen Bestehens am Mittleren Landweg einen Tag der offnenen Tür: „Da werde ich eine Kinder-Olympiade für junge Besucher anbieten“, sagt Anika Janusch. Gemeinsam mit ihren Vereinskollegen stellt sie zudem ein „Bambini-Fußballturnier“ auf die Beine.
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„Natürlich werben wir damit um neue Mitglieder, aber Vereinsleben ist auch wichtig für das Erringen sozialer Kompetenzen“, betont die neue Integrationsbeauftragte. „Wir wollen die Menschen aus ihren Wohnungen rausholen“, ergänzt Gert Kekstadt, zweiter Vorsitzender des ETSV. Der Verein biete mehr an als Fußball, betont Kekstadt, „etwa auch Fitness-Boxen (Punchen), Tanzen und Turnen. Anika Janusch, gelernte Fluggerätbauerin, die in Vollzeit bei Airbus in der Logistik/Material-Management beschäftigt ist, soll die vielfältigen Möglichkeiten beim ETSV nach außen hin bekannt machen.
Fördermittel helfen bei der Finanzierung des Minijobs
Die Integrationsbeauftragte ist auch Ansprechpartnerin, wenn es um die Nutzung der Umkleiden und sanitären Anlagen auf der Sportanlage des ETSV geht. Dort stehen nämlich zu wenig Räume und Duschen zur Verfügung, sodass die Trennung nach Geschlechtern schwierig ist. „Derzeit wird viel improvisiert“, sagt sie. So muss sich Anika Janusch immer wieder mit der Bezirksverwaltung und dem Sportamt in Verbindung setzen, damit in der benachbarten Sporthalle der Stadt weitere Räume genutzt werden können.
Der ETSV hatte sich beim HSB um Bezuschussung des Postens beworben und – wie weitere Hamburger Vereine auch – den Zuschlag erhalten. Ein starkes Argument für die Fördermittel dürfte die benachbarte Flüchtlingssiedlung Gleisdreieck gewesen sein, deren Bewohner der knapp 300 Mitglieder starke Verein ebenfalls erreichen möchte.