Hamburg. Seit Jahren fordert die CDU Defibrillatoren an Sportanlagen, damit Ersthelfer Leben retten können. Woran der Kauf bislang scheiterte.

Geräte zur akuten Lebensrettung können in Hamburg leicht mal vier Jahre oder sogar länger auf sich warten lassen. Auf diese Erfahrung mit dem zentralen Beschaffungsservice der Stadt hätte der sportpolitische Sprecher der CDU-Bezirksfraktion, Lars Dietrich, gern verzichtet. Doch trotz großem Frust, lässt er sich nicht davon abbringen, den Senat weiter zur Anschaffung automatischer Wiederbelebungsgeräte zu treiben.

Sein Plan, erstmals formuliert durch einen Antrag in der Bezirksversammlung im November 2019: Jede Sportanlage im Bezirk Bergedorf soll einen Automatischen Externen Defibrillator zur Rettung bei plötzlichem Herzstillstand erhalten. Der fehlt hier unter anderem im Billtal-Stadion und an den Sander Tannen, der Heimat der Kicker von Bergedorf 85.

Behörde für Justiz und Verbraucherschutz sieht die Schuld bei den Bezirksämtern

Doch statt schnell zu handeln, schob die Politik das Projekt erstmal auf die lange Bank, wie Dietrich jetzt in einem erneuten Auskunftsersuchen zum Stand des Verfahrens andeutet. Denn um den klammen Geldbeutel des Bezirks zu schonen, wurde das Projekt auf alle rund 150 Hamburger Sportanlagen ausgeweitet, die bisher noch nicht mit einem Defibrillator ausgestattet sind. Damit landete es bei der Zentralen Vergabestelle der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz, die mit ihrer Ausschreibung bei so vielen Geräten nebenbei auch noch einen deutlich günstigeren Preis erzielen sollte, als wenn Bergedorf bloß seine fehlenden 13 Geräte bestellt.

Allerdings ist es bisher noch immer nicht zu einer Ausschreibung gekommen, wie die Behörde auf Lars Dietrichs Auskunftsersuchen hin eingesteht. Die Schuld liege indes nicht etwa bei ihr, sondern bei den sieben Bezirksämtern der Hansestadt, die es bisher noch nicht geschafft hätten, über das koordinierende Bezirksamt Harburg ihre konkreten Bedarfe zu formulieren. Zudem fehle weiterhin die längst zugesagte Leistungsbeschreibung für die Geräte und auch „eine Mittelzusicherung“, also der passende Finanzierungstopf.

CDU: Bergedorf sollte nicht auf Hamburg warten und selbst Defibrillatoren kaufen

„Das ist alles sehr frustrierend“, sagte Dietrich am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. Er hoffe nun, dem Thema mit Unterstützung der Bezirksversammlung wieder neuen Schwung zu verleihen. Dort steht die Behördenantwort am Donnerstag (18 Uhr, Rathaus, Wentorfer Straße 38) auf der Tagesordnung. Ob von hier aus der Behörde wirklich Druck gemacht werden kann, gilt aber als wenig wahrscheinlich.

„Ich glaube erst an einen Erfolg, wenn die Ausschreibung wirklich raus ist“, sagt Lars Dietrich, dem es angesichts der schier unendlichen Wartezeit viel lieber wäre, „wenn wir Bergedorfer nun doch meinem ursprünglichen Antrag folgen und die Geräte mit Bezirksmitteln selbst anschaffen“. Denn tatsächlich scheint die Justizbehörde kein guter Verhandler zu sein. Trotz der 150 Geräte geht sie in ihrer Antwort „von einem Einzelpreis von bis zu 3500 Euro netto“ aus, während das Bezirkssamt die 13 an Bergedorfs Sportstätten noch fehlenden Geräte mit zusammen rund 35.000 Euro veranschlagt, also deutlich unter 3000 Euro pro Stück.

In Bergedorf gibt an nur drei von 16 Sportplätzen einen Defibrillator

Immerhin verspricht die Justizbehörde eine schnelle Bearbeitung, sobald alle finanziellen und quantitativen Voraussetzung für die Bestellung vorlägen. Nach der Ausschreibung wäre „innerhalb von zwei bis fünf Monaten mit einem Ergebnis zu rechnen“. Nur Lars Dietrichs Frage, wann denn der Start des Verfahrens zu erwarten sei, lässt die Antwort offen.

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Im Bezirk Bergedorf sind mit den Sportanlagen Elversweg (Ochsenwerder), Fünfhausen und Auf dem Sülzbrack (Zollenspieker) erst drei von 16 Plätzen mit Defibrillatoren ausgestattet – jeweils auf Kosten der hier aktiven Vereine. Ohne Lebensrettung bei plötzlichem Herzstillstand bleiben auf absehbare Zeit noch die Anlagen Henriette-Herz-Ring (Neuallermöhe), Billtal-Stadion, Sander Tannen, Wilhelm-Lindemann-Sportplatz (Binnenfeldredder), Mittlerer Landweg, Bergedorf-West (Ladenbeker Furtweg), Fritz-Reuter-Sportplatz (Schulenbrooksweg), Nettelnburg (Katendeich), Altengamme (Gammer Weg), Curslack-Neuengamme (Gramkowweg), Ladenbeker Weg (Lohbrügge), Sportplatz 2000 (Neuallermöhe) und Felix-Jud-Ring (Neuallermöhe).