Bergedorf. Bezirksversammlung trifft entscheidende Beschlüsse für neues Hauni-Gelände und neue Grundschule. Aber es knirscht noch im Detail.

Die beiden wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte in Bergedorf – vom Zukunftsstadtteil Oberbillwerder einmal abgesehen – schreiten weiter voran. Der Stadtentwicklungsausschuss hat sowohl für die Fortentwicklung des Innovationsparks (B-Plan 99) als auch für die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens für die Grundschule Sander Damm jeweils einstimmig grünes Licht gegeben. Diese Vorlagen müssen nun von der Bezirksversammlung bestätigt werden. Jedoch mischten sich in die jeweiligen Debatten auch kritische Töne.

Zunächst zum Innovationspark: Die Zustimmung des Ausschusses schafft Planungsrecht für den Umzug des Technologieunternehmens Hauni von der Kurt-A.-Körber-Chaussee an die Straße Curslacker Neuer Deich. Somit hat auch Baudezernent Lars Rosinski ein wichtiges Etappenziel erreicht: „Wir haben uns sehr gefreut, weil wir vor einem Jahr mit dem Verfahren begonnen haben“, verweist er auch auf die insgesamt gute Arbeit in seinem Haus: „In einem Jahr einen B-Plan zu realisieren, das ist schon Rekord.“ Ein Tempo, das Rosinski aber nicht für künftige Projekte garantieren kann.

Innovationspark darf weiter geplant werden: Situation der Kleingärtner unklar

Im Zusammenhang mit dem neuen Körber-Standort gibt es aber auch ein Dauerproblem, bei dem Handlungsbedarf besteht. Bergedorfs Verwaltung hat immer noch keine Zukunftslösung für den Verbleib der etwa 170 Kleingärtner und der sogenannten Grabeländer gefunden.

Das war, wie Stadtplaner Klaus Wittmann erläuterte, auch das überragende Thema der einzigen Stellungnahme während der öffentlichen Auslegung (14. August bis 18. September 2023) des B-Plan-Entwurfs. In dieser hätten 18 Kleingärtner ihren Unmut über den „sicheren Verlust ihrer Parzelle“ und diverse Nachteile zur Ansiedlung von Gewerbe anstelle ihrer geäußert. Wittmann: „Wir konnten darlegen, dass diese Fläche weitaus besser für Gewerbe als für Freizeit- oder Kleingartennutzung geeignet ist.“ Dabei nennt der Planer als harte Faktoren dafür die Nähe zur A25 mit dem Verbindungsweg einer vierspurigen Hauptverkehrsstraße (Curslacker Neuer Deich). Auch die Nachbarschaft zu Technologie-Unternehmen am Schleusengraben spreche dafür. Zudem verfügen weder Bergedorf noch Hamburg über genug vergleichbare Flächen für potenzielles Gewerbe wie eben dieser.

Deal zwischen Hauni und Bezirksamt? Nur Spekulation

Zwar freut sich die CDU laut deren Fachsprecher für Stadtentwicklung, Sven Noetzel, sehr darüber, dass bei der Entwicklung des Innovationsparks so fix Fortschrtte erzielt werden. „Das ist eine hervorragende Leistung“, lobt Noetzel die Geschwindigkeit der Verwaltung, „doch beim Thema Kleingärtner bleiben sie sehr, sehr langsam.“

Der CDU-Bauexperte stichelt auch weiter: „Welchen Deal hat die Verwaltung eigentlich mit der Hauni für das Noch-Betriebsgelände an der Kurt-A.-Körber-Chaussee, damit der Konzern hier bleibt? Wie viele Wohnungen werden dort gebaut?“, fragte Sven Noetzel zum wiederholten Male in Richtung Baudezernent – doch Lars Rosinski blieb total gelassen: „Sie bekommen von mir die obligatorische Antwort: An der Kurt-A.-Körber-Chaussee haben wir ein anderes geltendes Planungsrecht.“

So ist der Wettbewerbsplan für die Grundschule Sander Damm

Hingegen ist die Planungssituation auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses Opel Dello seit Kurzem klar: Dort soll bald die neue Grundschule Sander Damm auf 8779 Quadratmeter Fläche gebaut werden. Die Stadt Hamburg hat nach langem Hin und Her das Grundstück vom Eigentümer Magna Real Estate im September 2023 gekauft.

Wie es jetzt weitergeht, beschrieb Stadtplaner Axel Schneede. Der „hochbaulich-freiraumplanerische Wettbewerbsstart“ für die Schule ist für das erste Quartal 2024 vorgesehen, Mitte 2024 seien Ergebnisse zu erwarten. Nun beauftragte der Stadtentwicklungsausschuss das Bezirksamt mit der Auslobung des Wettbewerbs plus der Einleitung des B-Plan-Verfahrens.

Schwere Vorwürfe an die Schulbehörde

Doch auch am Sander Damm ist noch lange nicht alles Gold: Petra Petersen-Griem (SPD) erinnert daran, dass es für eine Grundschule nicht unwesentlich sei, „Nebenflächen von Anfang an“ mitzudenken. Was die Wettbewerber bedenken müssen: Der Radschnellweg Bergedorf-Geesthacht verläuft nördlich der Schule. Im westlichen Teil ist eine Grünfläche von etwa 1500 Quadratmetern vorgesehen. Schließlich soll von Süden kommend eine Verbindung zwischen Schleusengrabenweg und Radschnellweg konzipiert werden.

Die CDU-Fraktionsspitze beurteilt den Schulneubau positiv und möchte ihn lieber heute als morgen realisiert wissen. Aber Fraktionschef Julian Emrich kritisiert auch: „Die Schulbehörde hat jahrelang gepennt. Wir haben im Bezirk über Jahre viele Flächen entwickelt. Und nun waren wir aufgrund der massiv anwachsenden Bevölkerungszuwachses im Bezirk gezwungen, eine Fläche für eine neue Schule zu nehmen, die ich persönlich als nicht ideal erachte.“ Das darf als eine Replik an Schulsenator Ties Rabe (SPD) gewertet werden. Denn auch Rabe vertrat lange Jahre den Standpunkt, das Ex-Dello.-Gelände sei kein perfektes Schulgrundstück. Bis sich andere Grundstücke als noch weniger geeignet entpuppten und der Sander Damm plötzlich wieder akut wurde.

Fragezeichen bei der Verkehrsplanung für die Erschließungsstraße

Ernst Heilmann (parteilos) sieht ebenfalls Versäumnisse bei der Behörde, mahnt neue Kalkulationen für die zu bauende Lehranstalt an, was die Schülergesamtzahl anbetrifft: „Durch beispielsweise Flüchtlingsbewegungen haben wir quantitativ doch ein ganz neues Thema.“

Und ob das auch noch ein Thema wird? Nach Frage von Geerd Dahms (FDP) erfolgte seitens der Verwaltung noch der Hinweis, dass Schulbau Hamburg noch eine Bodenuntersuchung des Geländes vornehmen werde, um den Untergrund auf eventuelle Altlasten wie Öl- oder Säureablagerungen zu untersuchen.

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Noch ein Nachtrag zum Innovationspark: Im Ausschuss für Verkehr und Inneres (Dienstag, 12. Dezember, 18 Uhr, Rathaus) wird noch über die Anbindung des Innovationsparks beraten. Die CDU hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass bei den Planungen für eine neue Ampel auf Höhe des abgebauten Flüchtlingsdorfs am Curslacker Neuer Deich die wenige Meter entfernte Einmündung zum Lehfeld nicht berücksichtigt werde. Die Planungsgrenze für den Innovationspark ende vor dieser für alle Verkehrsteilnehmer anspruchsvollen Kreuzung., die laut Union als „kritisch“ zu bewerten ist – und das könne sich durch die neue Erschließungsstraße und mehr Verkehr durchaus potenzieren.