Bergedorf. Umbau der Straße in Bergedorfs City zur Fahrradstraße verzögert sich schon wieder. Fertiger Abschnitt sorgt für heftige Kritik.

Das Erdreich offenbart immer neue Überraschungen: Der Umbau der Chrysanderstraße zur Fahrradstraße zwischen Mohnhof und Bergedorfer Schlossstraße wird noch etwas länger dauern als geplant. Zudem gibt es Kritik und Unverständnis an einer Gegebenheit im Eingangsbereich zum Sachsentor, die insbesondere mobil eingeschränkte Personen herausfordern könnte.

Bergedorfs Baustellenkoordinator Sven Bielig weiß, warum die Baustelle an der Chrysanderstraße noch eine Zeit lang bestehen bleibt: „Wir haben noch weitere Leitungen in der Erde gefunden, die zuvor von den Versorgern nicht gemeldet waren“, sagt Bielig. Diese mussten dann zunächst verlegt werden, was Zeit kostete. In Kombination mit zwei harten Frostperioden vor und nach der Adventszeit, in der zudem wegen des Weihnachtsgeschäfts ab 1. Dezember nicht gearbeitet wurde, rutscht der Fertigstellungstermin nun abermals ein paar Tage nach hinten, verschiebt sich vom eigentlich fixierten 28. März in den nächsten Monat hinein. „Wir gehen von Anfang oder Mitte April aus“, sagt Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen.

Baustelle Chrysanderstraße Bergedorf machte über Weihnachten Pause

Das Projekt fahrradfreundliche Chrysanderstraße mit beidseitigem Fahrradverkehr auf Bergedorfer Pflaster (Kostenpunkt 880.000 Euro) ist somit ein weiteres Mal von Terminverschiebungen gekennzeichnet. Zunächst rückte der Baustart wegen Lieferengpässen und Koordinierungsproblemen mit anderen Baustellen von März 2023 nach hinten, ehe es am 17. Juli 2023 losging. Dann wurde aufgrund des Auffindens eines Hohlraums sowie erster Leitungsverlegungen der avisierte Fertigstellungstermin noch vor dem Weihnachtsgeschäft verfehlt. Für Letzteres wurde eine Baupause ab dem 1. Dezember 2023 eingelegt und die Straße wieder für den motorisierten Verkehr passierbar gemacht bis Ende Januar, als der Umbau fortgesetzt wurde.

Abgesehen davon gibt es Irritationen über den Eingangsbereich zur Fußgängerzone Sachsentor in der Kurve. Dort ist einseitig eine mehrere Zentimeter hohe Bordsteinkante angelegt worden, die insbesondere Menschen mit Rollatoren vor große Aufgaben stellt, sofern sie unfallfrei das Sachsentor betreten und verlassen wollen. Das merkten zuletzt auch der SPD-Verkehrsexperte Oliver Roßborg sowie Vertreter des Bergedorfer Seniorenbeirats kritisch an. Roßborg hatte dazu auch einige Hinweise von Bürgern erhalten.

Baustelle Chrysanderstraße: Hohe Bordstein aus Sicht der Verwaltung „zumutbar“

Bergedorfs Verwaltung hat sich zusammen mit der Polizei und einem Sachverständigen vom Kompetenzzentrum Barrierefreiheit genau diese und andere Stellen der neuen Fahrradstraße angesehen. Die Experten hätten „bescheinigt, dass die jetzige Lösung ohne abgesenkten Bordstein richtig“ sei, berichtet Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen. Und fährt fort: „Eine Straßenquerung für mobilitätseingeschränkte Bürger ist inmitten einer 90-Grad-Kurve, in deren Umfeld sich Feuerwehr und Ladeflächen befinden, nicht sicher.“ Hinzu komme dann ja auch zukünftig beidseitiger Radverkehr. Insofern sei der „Umweg“ von zehn Metern zur Ampel an der Kreuzung Mohnhof „zumutbar“, um sicher und barrierefrei in Bergedorfs Innenstadt zu gelangen.

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„Diese Begründung finde ich katastrophal und vorgeschoben“, ärgert sich Wilfried Acht aus dem Seniorenbeirat, der in der höheren Bordsteinkante einen „Planungsfehler der Verwaltung“ sieht. Den Punkt von vielen Verkehrsteilnehmern sieht Acht insofern nicht als gegeben an, da für Autofahrer ja weiterhin die Einbahnstraßen-Regelung gelte und sie in Zukunft bei beidseitigem Radverkehr noch langsamer und aufmerksamer fahren müssten. „Ich sehe dort keine Gefahr, wenn man den Bordstein für Menschen mit Rollatoren niedriger macht. Ich erkenne eher die Gefahr, dass jemand bei dieser hohen Kante stürzt“, meint Acht.

In dieser Woche konzentrieren sich die Arbeiten in der Chrysanderstraße unter anderem auf die Pflasterung der neuen Fußwege. Das geschieht dann auch vor dem Redaktionseingang zur Bergedorfer Zeitung an der Hausnummer 1.