Hamburg. Das Bezirksamt muss die Baumfällliste ergänzen: 14 kranke Kastanien werden diese Saison noch weichen. Und weitere könnten folgen.
Erst im Januar hatte es schlechte Nachrichten in Bergedorfs Umweltausschuss gegeben: Wolfgang Charles, Leiter des Fachamtes Management des Öffentlichen Raums, musste damals den Ausschussmitgliedern verkünden, dass es nicht bei der im November beschlossenen Baumfällliste bleibt. Vielmehr mussten in Lohbrügge 30 weitere Bäume weichen: kranke Kastanien, die an einer Komplexkrankheit leiden.
Nun wütet die Krankheit auch im Bergedorfer Villengebiet. 14 Kastanien müssen dort gefällt werden, geht aus einer entsprechenden Drucksache hervor. Drei sind es an der Ambergstraße, drei am benachbarten Sichter, weitere am Elisabeth-Thomann-Weg, an der Hermann-Distel-Straße, an der Daniel-Hinsche-Straße sowie am Gojenbergsweg und An der Sternwarte.
Im Bergedorfer Villengebiet müssen 14 kranke Kastanien gefällt werden
Und weitere werden wohl folgen. „Ist ein Baum in einer Reihe betroffen, stirbt die ganze Allee“, weiß Bergedorfs Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen. Denn die Krankheit geht auf Bakterien zurück, ist also von Baum zu Baum ansteckend. Das Bakterium selbst ist gar nicht unbedingt gefährlich. Doch es übernimmt eine Art Türöffner-Funktion für nachfolgende Pilze. Sie zerstören den Holzkörper – der Baum stirbt. Seit 2007 ist das Bakterium in Hamburg nachgewiesen. Und seitdem fallen die Kastanien der Komplexkrankheit in immer größeren Mengen zum Opfer.
Das Bergedorfer Grünamt bemüht sich, die Übertragung der Bakterien einzudämmen. „Das Holz der Kastanien wird verbrannt, die Kettensägen anschließend desinfiziert“, hatte Charles im Januar im Ausschuss erklärt. Er glaubt nicht, dass die Kastanien in Bergedorf langfristig überleben können. Nicht nur hier im Bezirk, in ganz Mitteleuropa müssten sich die Menschen vom Anblick der Bäume verabschieden, so der Grünchef.
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Welche Bäume ersatzweise im Villengebiet gepflanzt werden sollen, steht laut Drucksache noch nicht fest. Das werde jetzt geprüft. Kastanien werden es nicht sein: Der Bezirk bei Neupflanzungen zunehmend auf Arten, die den künftigen Bedingungen – auch was Klimaveränderungen betrifft – besser gewachsen sind. Dafür gibt es eine Art Zukunftsbaumliste auch im Bezirk Bergedorf.