Bergedorf/Mumbai. Der Bergedorfer Asien-Liebhaber Johann Berz ist aktuell an der Westküste unterwegs. Was er an dieser Art des Reisens besonders schätzt.
Er ist bekennender Asien-Fan. Mit einem Faible für die warmen und heißen Länder. Das Klima dürfte Johann Berz daher auch aktuell sehr gut gefallen bei Tageshöchstwerten von mehr als 30 Grad Celsius. Er ist wieder auf Reisen. Doch der 76-jährige Bergedorfer, der vielen als Geschäftsführer des Haus im Park (HiP) bekannt sein dürfte, macht es sich nicht etwa am Strand oder am Pool gemütlich. Berz ist drei Wochen lang mit dem Fahrrad in Indien unterwegs, möchte gemeinsam mit weiteren sportlichen Partnern 900 Kilometer an 22 Tagen zurücklegen.
Es ist mittlerweile seine vierte Reise ins Land am Himalaya. Und immer gilt der gleiche Grundsatz vom Entdeckungsdrang gepaart mit körperlicher Belastung: „Radfahren ist für mich der beste Kompromiss zwischen Langsamkeit und Reichweite.“ Seit 2010 hat der Mann 13 Touren auf dem asiatischen Kontinent bewältigt. Mal zwei Wochen, mal einen ganzen Monat lang.
Reisen in Asien: Mit 76 Jahren Indien per Fahrrad erkunden
Dreimal Indien, dazu Myanmar, Thailand, Bali, Java, Sri Lanka und einige Länder und Regionen mehr hat er stets in Gesellschaft durchradelt. Zuletzt stand China im Jahr 2019 auf der Etappenliste. Dafür hatte Berz an 29 Tagen knapp 1300 Kilometer durch die Provinz Guangxi zurückgelegt.
Die jetzige Reise war eigentlich für das Jahr 2022 in den ostindischen Bundesstaat Odisha am Golf von Bengalen vorgesehen, musste aber pandemiebedingt auf das Frühjahr 2024 verschoben werden. Nun saust Berz durch das südwestliche Indien von Goa nach Kerala, erhofft sich viele neue Eindrücke.
Mit dem Rad durch Indien: Gedanke entstand nach Vietnam-Enttäuschung
Das war übrigens die Ausgangsmotivation des 76-Jährigen: Als er im Jahr 2007 eine für seinen Geschmack viel zu touristische Bus- und Bahnreise durch Vietnam auf einer von der Reisegesellschaft festgelegten Route unternahm, war der Entschluss gefasst, die Asien-Leidenschaft auf eigene Faust anzugehen. Damals gab es zwar viel zu schauen, der Kontakt zu Einheimischen aber war gleich null.
„Das hatte damals wenig mit der Wirklichkeit zu tun“, befand der gebürtige Österreicher. Er fand im Internet zufällig einen Bericht zu Fernradreisen – die perfekte Verbindung zu seiner Asien-Liebe. „Ich will doch Eindrücke von Land und Leuten gewinnen.“ Viele Einheimische sind des Englischen mächtig, auf den Dörfern hilft manchmal auch Zeichensprache.
Nun ging es also am 7. Februar mit dem Flugzeug von Deutschland nach Mumbai. Nach kurzem Sightseeing begann der Abenteuertrip zwei Tage später mit der indischen Eisenbahn, die Berz und die kleine Truppe um seinen Schwager Peter Voß (74) in die Start-Region an der Westküste brachte. Nachdem Standardtourenräder – Berz und Co. haben Sättel, Pedalen und Lenkertaschen selbst mitgebracht – ausgeliehen sind, wird der Strand fürs Einrollen ausgenutzt.
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In den nächsten Tagen wird es äußerst sehenswert entlang der Küste zum Arabischen Meer gehen, hernach über die Berge der Western Ghats, durch prächtige Städte wie Myore und durch Nationalparks mit voller Natur- und Wildtierwucht – Treffen mit Elefanten und anderen Tieren nicht ausgeschlossen. Wenn es geht, immer mit dem Rad. Gelegentlich muss auch mal ein Fußmarsch oder eine Tour im Geländewagen oder dem Boot eingestreut werden.
Mit 76 Jahren will der Bergedorfer kein Kletterkünstler mehr werden
Ganz wichtig bleibt für Johann Berz bei Besuchen in Tempelanlagen, Fischerdörfern, Herrenhäusern, Plantagen, beim Essen oder einfach auf der Straße stets die Authentizität, was nichts anderes heißt, als mit Landesbewohnern in Kontakt zu treten. Denn das bringt auch ihm im fortgeschrittenen Alter immer noch neuen Input: „Man kehrt bereichert, vielleicht zunächst auch etwas irritiert, aber in jedem Fall im Ergebnis positiv verändert in den Alltag zurück.“
Bei allem Entdeckungsgeist gilt es aber auch immer, auf den eigenen Körper zu hören, sich nicht allzu heftig abzustrampeln: „Als Radler Jahrgang 1948 bin ich kein Sprinter mehr“, scherzt Berz, der aber immer noch Tagesetappen zwischen 60 und 100 Kilometern Länge mit einem Durchschnittstempo zwischen 15 und 20 km/h bewältigt.
„In Ausnahmefällen kann ich auch mal 130 Kilometer am Tag aushalten.“ Berz legt keinen Wert auf steile Anstiege oder rasante Abfahrten, die sich auf den jetzigen 900 Kilometern nicht immer vermeiden lassen. Ausruhen wird er sich in kleineren Hotels oder Gästehäusern. Oder wie jetzt ganz zu Beginn am Palolem Beach in einfachen Strandhütten.
Was Johann Berz in den nächsten Jahren noch angehen will
Einer der Höhepunkte seiner aktuellen Reise dürfte das Rangwali-Holi-Festival, also das jährliche Festival der Farben, der Versöhnung und der Beendigung aller Streitereien sein. „An diesem Tag sind alle Inder gleich“, weiß Johann Berz schon von früheren Aufenthalten und freut sich regelrecht darauf, gegen Ende der Reise im Gebiet der Alleppey Backwaters mit „Gulal“, also Farbe, wahlweise auch mit Wasserbomben beworfen zu werden.
Bis zum 29. Februar ist der HiP-Chef erst mal unterwegs. Und danach? In den kommenden Jahren will der Bergedorfer auf jeden Fall noch den Mekong-Strom und Malaysia mit dem Rad meistern.