Hamburg. Prozess gegen einen Mercedes-Fahrer wurde neu aufgerollt. Doch auch am Ende des neuen Verfahrens muss Ismail S. nicht ins Gefängnis.
Mit diesem Urteil dürfte für die Staatsanwaltschaft nicht zufrieden sein. Auch im Berufungsverfahren ist Ismail S. am Donnerstag zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Hamburg verurteilte den 32-Jährigen wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten – ausgesetzt zur Bewährung. Die Staatsanwaltschaft forderte 22 Monate ohne Bewährung, wie die Bild berichtet.
In erster Instanz ist Ismail S. im Mai 2023 vor dem Amtsgericht in Bergedorf zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt worden. Eine zu milde Strafe, befand damals die Staatsanwaltschaft und legt Berufung ein. Auch Ismail S. war offenbar mit dem Urteil unzufrieden. Die Verteidigung ging ebenfalls in Berufung. Am 2. Februar begann der Prozess vor dem Landgericht.
Tod eines Pizzaboten: Hezbullah A. stirbt kurz nach dem Unfall im Krankenhaus
Dort befassten sich erneut Richter mit der Frage, ob dem Angeklagten Fahrlässigkeit oder Vorsatz vorzuwerfen sei. Erneut wurden Zeugen gehört und Gutachten erstellt, um den tödlichen Unfall am 9. August 2021 in Lohbrügge zu rekonstruieren. An diesem Montagabend will ein Pizzabote um 20.10 Uhr an der Lohbrügger Landstraße in seinen Seat steigen. Hezbullah A. liefert für „Aldo‘s“ aus.
Betrunkener Mercedesfahrer erfasst Pizzaboten
In diesem Moment verliert Ismail S. die Kontrolle über seinen schwarzen Mercedes. Der SUV reißt den 23 Jahre alten Pizzaboten und die Fahrertür des Seat mit sich, prallt danach frontal mit einem entgegenkommenden Skoda zusammen und kippt letztlich auf die Beifahrerseite. Der Unfallverursacher erleidet bei dem Unfall leichte Verletzungen. Die Insassen im Skoda (57, 56) werden schwer verletzt. Für Hezbullah A. sind die Folgen schwerwiegender, der 23-Jährige stirbt noch in der Nacht im Boberger Unfallkrankenhaus. Seine Kopf- und Beinverletzungen waren zu schwer.
Unfallfahrer war zu schnell und nach Medikamenten-Cocktail völlig berauscht
Noch am Unfallort wird der Polizei schnell klar, dass der Mercedes-Fahrer nicht nur zu schnell, sondern offenbar auch völlig berauscht gefahren ist. In den beiden Verhandlungen gegen den Unfallfahrer kommen Gutachter zu dem Ergebnis, dass Ismail S. mit Tempo 68 viel zu schnell auf der Lohbrügger Landstraße unterwegs war. Ein Rechtsmediziner am UKE kommt ferner zu dem Ergebnis, dass S. unter starkem Medikamenteneinfluss stand.
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„Ein Abstinent wäre mit dieser Dosis gar nicht mehr ins Auto gekommen“, sagte der Sachverständige am ersten Verhandlungstag vor dem Landgericht aus. Unter anderem konnte eine Überdosis des Schlafmittels Zopiclon und des starken, schnell süchtig machenden Schmerzmittels Oxycodon in seiner Blutprobe nachgewiesen werden.
Mercedes-Fahrer soll Führerschein dieses Jahr wiederbekommen
Für die Staatsanwaltschaft machen Einnahmezeit und die Dosierung der Psychopharmaka den Unterschied zwischen fahrlässiger und vorsätzlicher Gefährdung aus. Für Vorsatz sind im Strafmaß zwei bis fünf Jahre Freiheitsentzug vorgesehen. Doch genauso wie das Amtsgericht in Bergedorf kam auch das Landgericht zu dem Ergebnis, dass eine Fahrlässigkeit vorliege.
Ismael S. litt im Sommer 2021 unter Cluster-Kopfschmerzen und Schmerzen in Bein und Rücken. Eine notwendige OP wurde zur Hoch-Zeit der Corona-Epidemie immer wieder verschoben. Seinen Führerschein soll der Mercedes-Fahrer noch in diesem Jahr wiederbekommen.