Hamburg. CDU scheitert mit Versuch, die Stellflächen im Neubau auf der Parkpalette auf Lohbrügger Seite festzuschreiben. Thema wurde vertagt.

Die Uhr tickt unaufhaltsam: Schon im kommenden Jahr könnte die 177 Stellplätze kleine P+R-Parkpalette auf der Lohbrügger Seite des Bergedorfer Bahnhofs einem Wohn- und Geschäftshaus weichen. So sieht es jedenfalls Bergedorfs Wohnungsbauprogramm vor. Doch macht ein Neubau Sinn, der diesen prominenten Ort mitten im Zentrum zwar für die Lohbrügger deutlich schöner machen, dafür aber die vielen Pendler aussperren würde, die hier vom Auto auf die S-Bahn umsteigen?

Für Bergedorfs CDU-Fraktion ist die Antwort klar: „Es braucht nicht weniger, sondern mindestens 200 Stellplätze mehr“, betonte ihr Vorsitzender Julian Emrich im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung. Eine Einschätzung, bei der er sich auf einer Linie mit der vom grünen Senator Anjes Tjarks geführten Behörde für Verkehr und Mobilitätswende weiß. Die hatte bereits in einer Stellungnahme zum Bergedorfer Wohnungsbauprogramm 2023 geschrieben: „Aufgrund der hohen Nachfrage und unter der Annahme einer zukünftig weiter steigenden Nachfrage entspricht die Anzahl der vorhandenen Stellplätze schon heute nicht zu jeder Zeit dem erforderlichen Bedarf.“

Auch P+R-Parkhaus an der Bergedorfer Straße ist werktags ab 8 Uhr voll

Weil selbst das benachbarte, über die Bergedorfer Straße/B5 zu erreichende P+R-Parkhaus werktags ab 8 Uhr stets voll ist, will die Behörde die Kapazität der Parkpalette verdoppeln: „Unabhängig vom Bergedorfer Wohnungsbauprogramm wird erwogen, eine Erhöhung der Stellplatzkapazitäten vorzunehmen. Gemäß der Potenzialanalyse ist am Standort Bergedorf ein Ausbau um zusätzliche 200 Stellplätze erforderlich.“

Genau das schrieb die CDU jetzt in ihren Antrag – erlitt damit im Stadtentwicklungsausschuss aber eine krachende Niederlage. Statt die zusätzlichen Flächen schon jetzt in den Planungen des Investors festzuschreiben, wollen alle anderen Fraktionen der Bezirksversammlung lieber noch abwarten. Der CDU-Antrag wurde vertragt, bis der tatsächliche Entwicklungsprozess der Fläche beginnt. Für den Ausschuss-Vorsitzenden Heinz Jarchow (SPD) macht das Sinn, weil auch die Lohbrügger Bahnhofsseite Teil des gerade entstehenden Bergedorfer Innenstadtkonzepts ist – und da könnten die fehlenden 200 Parkplätze vielleicht auch an anderer Stelle untergebracht werden.

Attraktiver Eingang vom Bahnhof nach Lohbrügge

So sieht es auch Claudia Schindler, Stadtplanungsexpertin der Grünen: „Auch wenn es die zusätzlichen Parkplätze zweifellos braucht, so stellt sich doch zunächst die Frage, wie wir an dieser Stelle einen attraktiven Eingang vom Bahnhof nach Lohbrügge hinbekommen“, schaut sie auf einen Neubau, der neben Wohnungen im Erdgeschoss vor allem Geschäfte, Werkstätten und Cafés haben sollte.

Dass es genau in diesem Komplex zudem auch die zusätzlichen Parkplätze geben soll, macht Bergedorfs Stadtplanungschef Oliver Panz im Ausschuss deutlich: „Das steht bereits seit 2022 in unserem Wohnungsbauprogramm“, wobei dort allerdings nicht vom jetzt diskutierten Platz für insgesamt 400 Pkw, sondern nur von 300 die Rede sei. „Hinzu kommen aber umfangreiche Flächen für Fahrräder“, unterstrich Panz.

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CDU-Verkehrsexperte Jörg Froh macht sich noch aus ganz anderen Gründen Sorgen um die Fläche: „Hier steht auch ein Trafo der Bundesbahn für den Betrieb der S2. Der wurde im Zuge des Ausbaus der Kapazitäten auf der Bergedorfer Linie mehrfach erweitert, damit die Taktung kürzer und die Züge länger werden. Es braucht also unbedingt eine enge Koordination unserer Pläne für die heutige Parkpalette mit der Bundesbahn.“ Geschehe das nicht, schneide sich Bergedorf möglicherweise selbst von einem attraktiven schiendengebundenen Nahverkehr ab.

Wann die Angelegenheit wieder auf die Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses kommt, ist offen. Der Appell von CDU-Fraktionschef Julian Emrich, „das Thema bitte nicht bis ins nächste Jahr“ zu verschieben, verhallte in den technischen Weiten der Online-Sitzung.