Hamburg. Bodenplatte für den 1,6 Millionen-Euro-Bau entfernt: Braucht es plötzlich eine Sondergenehmigung, weil das Gelände in einem Park liegt?

Auf diesem Gebäude liegt wahrlich kein Segen: Als der Jugendtreff Clippo am Bockhorster Weg 2012 eingeweiht wurde, stand das Gelände reichlich unter Wasser, mussten die 10- bis 17-Jährigen in Gummistiefeln zum Haus laufen. Genau zehn Jahre später dann, Ende 2021, wurde das Haus aus Sicherheitsgründen stillgelegt – wegen eines Wasserschadens und erheblichen Baumängeln. Der Bauantrag für einen 1,6 Millionen Euro teuren Neubau hätte eigentlich schon 2022 eingereicht werden sollen. Jetzt aber kommt heraus, dass die Sache mit der Baugenehmigung doch eher brenzlig ist: Gab es jemals überhaupt eine? Wurde da etwa gemauschelt und vertuscht?

Der Jugendvorstand hatte sich einen ebenerdigen, behindertengerechten Neubau gewünscht. Es sei aber erheblich kostengünstiger, zweigeschossig auf dem jetzigen Fundament zu bauen, hatte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann erklärt. Dabei standen indes nicht nur die Kosten im Vordergrund der Argumentation: Längst hatte das Amt von den Planern der Sprinkenhof GmbH erfahren, dass es Probleme mit dem Gelände gibt, man hier nicht in die Fläche bauen könne.

Sondergenehmigung für Bau im Park?

„Es handelt es sich um einen Park, in dem man nicht unbegrenzt noch mehr Beton bauen kann, sondern dafür eine Sondergenehmigung braucht“, erklärte jetzt Normen Danelzig vom Fachamt Sozialraummanagement im Jugendhilfe-Ausschuss. Das wunderte den Ausschuss-Vorsitzenden Stefan Thomsen: „Naturschutzgründe wurden bislang nie genannt.“

Endlich ist der alte Treff abgerissen. Was jedoch erstaunt: Auch die besagte, angeblich ach so wichtige Bodenplatte ist verschwunden, das Punktfundament für das ehemalige Ständerwerk war längst durchgeweicht. „Laut Sprinkenhof hätte die Platte in dem feuchten Gelände eine neuerliche Baulast nicht gehalten“, heißt es aus dem Bezirksamt. Sozialraummanager Detlef Trute ergänzt: „Hier gibt es kein Planrecht, man braucht eine Ausnahmegenehmigung für ein entsprechendes Gebäude.“ So etwas habe er noch nie erlebt: „Wir waren geplättet, aber wir glauben nicht, dass wir wen zur Rechenschaft ziehen können.“ Zwar ist das Bezirksamt der Bauträger, aber mit der Realisierung sei die Sprinkenhof beauftragt: „Da werden wir gern mal vorgeschoben.“

Wer hat hier was entschieden?

Dass niemand verantwortlich zeichnet, mag die Bezirkspolitik nicht glauben: „Wir brauchen Informationen darüber, wann wer was in der Verwaltung entschieden hat“, so Dennis Gladiator (CDU). Auch Cornelia Frieß (Die Linke) sieht das deutlich: „Das hätte man den Jugendlichen doch schon im Beteiligungsverfahren sagen müssen. Wir müssen deutlich die Besitzverhältnisse klären und die Verantwortlichkeit, auch bitte bei künftigen Projekten.“ Dabei denkt sie natürlich auch an den Neubau des Jugendzentrums Juzena, der 2025 in Neuallermöhe starten soll.

Wie geht es nun aber in Boberg weiter? Ganz frisch ist der Bauantrag eingereicht, darf er drei Monate lang geprüft werden, bevor man die Gewerke ausschreiben will. Dann endlich könnte der Bau starten – samt Genehmigung der benachbarten Ballin-Stiftung für die Zuwegung. Jetzt bloß nicht nochmal ebenerdig umplanen, meint Detlef Trute: „Es wird sonst immer teurer. Und es ist doch alles längst durchgeplant bis zur letzten Steckdose.“

Bezirksamtsleiterin: „Kein Anlass für Panik“

Bei der Sprinkenhof war auf Nachfrage unserer Redaktion keine Auskunft zu bekommen. Bergedorfs Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann will sich nach den Details erkundigen, gibt sich aber gelassen: „Es gibt keinen Anlass für Panik. Alles geht voran, und wir kriegen die aktuelle Planung wohl so genehmigt.“

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Das hofft auch Stefan Baumann, der Einrichtungsleiter vom Trägerverein In Via: „Wir haben das mit dem Fundament zwar alles erst im November erfahren, obgleich alle Pläne fertig waren. Aber ich bin froh, wenn wir endlich bald loslegen. Ob der anvisierte Einzug im Oktober noch klappt, ist wohl zu bezweifeln.“

Das betrifft auch das Außengelände, um nicht wieder eine Einweihung mit Gummistiefeln zu erleben. „Die Wiese ist ja immer nass. Hoffentlich gibt es nicht zwei Jahre lang Matschwege, bis endlich das Geld reicht für dann langweilige Schotterwege“, fürchtet Heribert Krönker einen erneuten „Planungsdschungel“.

Darüber wird auch am heutigen Donnerstag, 1. Februar, beim öffentlichen „Politischen Stammtisch“ des Boberger Bürgervereins debattiert, gemeinsam mit Vertretern der Bergedorfer Bezirksversammlung und der Hamburgischen Bürgerschaft. Beginn ist um 18 Uhr im Feuerwehrhaus der FF Boberg (Am Langberg 76).