Hamburg. Ein Neuallermöher präsentiert den Buchstaben, der für die Unterstützung des russischen Angriffskriegs steht. Nachbar ist entrüstet.
Es ist ein Prozess des stetigen Auseinanderlebens. Obwohl die Gemeinschaft in der kleinen Siedlungsspielstraße nahe der A25, dem Michael-Pritzl-Weg, prinzipiell so gut sein soll. Doch der „spürbare Gesinnungswandel“, wie ihn ein Anwohner (63) seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 bei seinem russischen Nachbarn zwei Häuser weiter feststellt, stört das Zusammenleben in diesem Teil Neuallermöhes.
Spätestens vor drei Wochen brachte ein Vorfall das Fass für den 63-Jährigen zum Überlaufen: Er kann von der Rückseite seines an einem Teich endenden Grundstücks sehen, dass auf der Spitze eines Fahnenmastes ein weißes Z prangt. Das Z taucht seit Kriegsbeginn häufiger auch in Neuallermöhe auf und symbolisiert die Unterstützung für die russische Armee. Im Kriegsgebiet ist der letzte Buchstabe des Alphabets des Öfteren auf Panzern und Uniformen der Invasoren zu sehen. „Es ist nur ein Buchstabe“, sagt der Neuallermöher, „aber bei diesem Kriegssymbol hört für mich der Spaß auf.“ Das sei „eine unerträgliche Provokation“ seines einstigen Lieblingsnachbarn.
Provozierendes Z-Symbol: Welcher Straftatbestand bestehen könnte
Der 63-jährige Familienvater, der seit 26 Jahren in der Reihenhaus-Idylle lebt, stört aber nicht nur die Kriegsrhetorik im Garten, sondern auch der Umgang mit seiner Information. Der Familienvater meldete das Z zunächst bei der Online-Wache der Polizei, später dann bei der Innenbehörde – und erhielt keine Reaktion. „Ich bin echt enttäuscht, wie man mit seiner Betroffenheit von den Behörden einfach ignoriert wird.“
Mittlerweile wird aber, wie unsere Zeitung auf Nachfrage erfuhr, ermittelt. Denn in Deutschland ist das Symbol juristisch betrachtet problematisch, da die Verwendung des Buchstabens Z bei Demonstrationen und an anderen öffentlichen Orten eine Straftat nach § 140 des Strafgesetzbuchs darstellen kann. Es bestehe in vorliegendem Fall am Michael-Pritzl-Weg der Verdacht des Tolerierens eines Angriffskriegs, so Sören Zimbal, Sprecher der Polizei Hamburg.
Besteht ein strafrechtlich relevanter Zusammenhang zum Ukraine-Krieg?
Allerdings muss jeder Fall genaustens geprüft werden, inwieweit ein „strafrechtlich relevanter“ Zusammenhang zum Krieg in der Ukraine bestünde. Und: „Bisher konnten wir noch nicht zweifelsfrei nachweisen, wer das Z im Garten aufgestellt hat“, sagt Zimbal. Der Staatsschutz ermittle.
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Der Neuallermöher Reihenhaus-Bewohner, der das Z-Symbol auf seinem Grundstück präsentiert, war vor Ort nicht anzutreffen.