Hamburg. Einst galt Johann Adolf Hasse als Komponist von Weltruhm, jetzt wird er wiederentdeckt. Wo und wann seine Werke zu hören sind.
Zu Anfang verstaubten die Schätze in einer Kammer über der Poststelle des Bergedorfer Rathauses. Dort lagerte, was die Erinnerung an Johann Adolf Hasse (1699-1783) wachhalten sollte. Johann Adolf wer? Genau: Um den Komponisten besser bekannt zu machen, bezogen die Verwalter seines musikalischen Erbes 1991 ihr heutiges Domizil in der ehemaligen Dienstwohnung des Organisten. Professor Wolfgang Hochstein, erster Vorsitzender der Hasse-Gesellschaft, kennt die Geschichte des Hauses sehr gut. Es ist das einzige, noch erhaltene Geburtshaus eines Hamburger Komponisten.
Der „Hasse-Turm“ ist heute kein Museum – eher schon Forschungs- und Begegnungsstätte. Kein geschlossener Elfenbeinturm, sondern ein Treffpunkt für Klassik-Begeisterte. Hasses Musik zu beschreiben, fällt Wolfgang Hochstein nicht schwer: „Es sind eingängige Melodien mit einer nicht allzu vertrackten Harmonik. Hasses Musik kann jeder verstehen, weil sie nicht so überladen ist wie die Kompositionen des Barock.“ Es war die Zeit eines Jean-Jacques Rousseau. Man wollte zurück zu Natürlichkeit und Gefühl. Nicht umsonst nennt Wolfgang Amadeus Mozart Hasse als sein großes Vorbild. Gibt es ein schöneres Kompliment? Wohl kaum.
Der Bergedorfer Komponst Johann Wolfgang Hasse war einst weltberühmt
Einen Hasse-Hype gab es – sehr zum Bedauern der Hasse-Gesellschaft – trotzdem nie. Seine höfischen Opern gerieten in Vergessenheit, weil sie auf einem absolutistischen Weltbild basieren und teilweise von Kastraten gesungen wurden. Nach der Französischen Revolution und dem Ende des Kastratentums ließen sich die Stücke nicht mehr authentisch aufführen. Es vergingen Jahrzehnte, bis die moderne Aufführungspraxis sich wieder mit dem Komponisten Johann Adolf Hasse befasste.
Wann immer Interpreten, Musikwissenschaftler oder Regisseure ihn heute entdecken: In Bergedorf werden sie fündig. Im „Hasse-Turm“ finden Besucher Noten auf Mikrofilm, Niederschriften von Kompositionen und Opern sowie Literatur zur Aufführungspraxis und zur Biografie des Komponisten. Einer Auffrischung der Räumlichkeiten und der Technik im Haus steht dank einer aktuellen Spende der Haspa in Höhe von 1500 Euro derzeit nichts mehr im Wege.
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Auch hören kann man Hasse in diesem Frühjahr wieder. Zum Beispiel am Palmsonntag (24. März) bei einem Konzert aus Anlass seines 325. Tauftages in der Kirche St. Petri und Pauli im Rahmen der Bergedorfer Musiktage oder schon am 1. März im Konzertsaal des Rudolf-Steiner-Hauses am Hamburger Mittelweg.
Im Rahmen dieses Konzerts präsentiert die aktuelle Trägerin des Hasse-Preises Vivica Genaux die Ergebnisse ihres Meisterkurses für Gesangsstudenten der Hochschule für Musik und Theater. Im Anschluss an das Abschlusskonzert wird der Hasse-Preis dann an einen vierten Preisträger verliehen. Der Mailänder Professor und Hasse-Forscher Raffaele Mellace beschreibt Johann Adolf Hasse in seiner Biografie als genialen Netzwerker zwischen Neapel, Venedig, Dresden, Wien und Bergedorf. In diesem Sinne gehen Wolfgang Hochstein und die Bergedorfer Hasse-Gesellschaft optimistisch ins neue Jahr. Irgendwann wird er kommen, der Hasse-Hype.