Hamburg. Beim Tag des offenen Denkmals darf die Villa am Pfingstberg besichtigt werden. Viele Highlights – leider ohne die Dampflok Karoline.

Was macht ein Denkmal so besonders und einzigartig? Welche außergewöhnlichen Eigenschaften hat es? Das will das bundesweite Motto „Talent Monument“ hinterfragen, und man könnte mal darüber nachdenken: Am kommenden Wochenende werden zahlreiche Gebäude vorgestellt, die normalerweise der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Allein in Hamburg gibt es vom 8. bis 10. September zum nunmehr 30. „Tag des offenen Denkmals“ rund 170 Besichtigungen, Führungen und Rundgänge, auch in den Nachbargemeinden ist allerhand los.

Eine Bergedorfer Besonderheit, die sonst für fremde Blicke verborgen bleibt, ist die Villa am Pfingstberg 10, das ehemalige Wohnhaus von Konzerngründer und Stifter Kurt A. Körber. Hier lebte und arbeitete er bis zu seinem Tod im August 1992. Das Haus wurde nach den Planungen des Architekten Hans-Hellmut Sieglitz im Oktober 1949 fertiggestellt und kontinuierlich erweitert. Erstmals bietet die Körber-Stiftung am Sonntag, 10. September, drei öffentliche Führungen in der Gedenkstätte an, die um 12, 13.30 und 15 Uhr starten. Um schnelle Anmeldung (bis Donnerstag, 7. September) wird gebeten per Mail an den Historiker und Betriebswirt moritz.strobel@koerber.com.

Offene Türen auch im Landgebiet und im Kreis Herzogtum Lauenburg

Ebenso öffnet am Sonntag Hamburgs ältestes Schulhaus, das seit 1856 genutzt wird: Die Rudolf-Steiner-Schule bietet Führungen durch ihre Räume Am Brink einschließlich der Hasse-Aula, die 1909 eröffnet wurde und nach dem Bergedorfer Komponisten Johann Adolf Hasse (1699-1783) benannt ist.

Alte Pracht: Heute wird die historische Hasse-Aula für Chor- und Orchesteraufführungen genutzt.
Alte Pracht: Heute wird die historische Hasse-Aula für Chor- und Orchesteraufführungen genutzt. © Kultur- & Geschichtskontor | Kultur- & Geschichtskontor

Der Astronomiepark der Sternwarte an der August-Bebel-Straße 196 bietet Sonntag, 14 Uhr, einen Rundgang samt Erklärungen zu den wertvollen Teleskopen. Das Bergedorfer Schloss ist als baukulturelles Erbe ebenso geöffnet wie die Franz-von-Assisi-Kirche in Neuallermöhe, die 1993 als „jüngste Kirche in Hamburg“ geweiht wurde – und deren besondere Form am Sonntag, 11.30 Uhr, von ihrem Architekten Nils Roderjan am Grachtenplatz vorgestellt wird.

Vortrag über „Redende Steine“

Wer bei hoffentlich schönstem Wetter das Landgebiet bereisen will, hat reichlich Auswahl an Ausflugszielen. So zeigt das Deutsche Maler- und Lackierer-Museum am Billwerder Billdeich 72 einen Einblick in die 800-jährige Geschichte des Malerhandwerks. Wer Vierländer Intarsienarbeiten und Delfter Fliesen bewundern möchte, ist im Freilichtmuseum am Billwerder Billdeich 72 richtig: Das Rieck Haus zeigt zwischen 11.30 und 17 Uhr auch alte Handwerkstechnik wie Sticken, Spinnen, Stricken und Häkeln, dazu beginnt um 14 Uhr am Curslacker Deich 284 ein Vortrag über „Redende Steine“, der historische Grabplatten beleuchtet.

Die Jugendbauhütte öffnet das historische Hufnerhaus am Moorfleeter Deich 483 von 11 bis 17 Uhr. Eine Saftverköstigung, Musik und Fotos bietet das Haus Anna Elbe am Altengammer Hauptdeich 82. Ein kräftiges „Glory, Glory - Halleluja“ ertönt am Sonntag um 17 Uhr in der alten Feldsteinkirche St. Severini am Kirchenheerweg in Kirchwerder.

Allein die Orgel ist in St. Severini in Kirchwerder sehr sehenswert.
Allein die Orgel ist in St. Severini in Kirchwerder sehr sehenswert. © BGZ | Natalia Uzhvi

Und selbstverständlich ist auch die KZ-Gedenkstätte am Jean-Dolidier-Weg 75 erlebbar. In dem größten Konzentrationslager Nordwestdeutschlands waren waren einst 100.000 Menschen inhaftiert, 42.900 von ihnen überlebten die Lagerzeit nicht. Am Denkmaltag gibt es Führungen durch das ehemalig Klinkerwerk und das frühere Kommandantenhaus.

Vielfach sind Anmeldungen erwünscht, so zeigt es das Gesamtprogramm, das einsehbar ist unter www.denkmalstiftung.de/denkmaltag – auch im Kreis Herzogtum Lauenburg: Das slawische Alltagsleben samt Holzbearbeitung, Glasperlenherstellung und Wollverarbeitung lässt sich bereits am Sonnabend zwischen 14 und 18 Uhr beobachten: Unter dem Motto „Oldenburger Wall (be)lebt – Slawenzeit erleben“ ist auf dem slawischen Ringwall am Lehmrader Weg (zwischen Neu-Horst und Lehmrade) für zwei Tage ein Lager aufgeschlagen. Dazu gibt es am Sonntag, 12 und 14 Uhr, Führungen mit Archäologen und Denkmalschützern.

Mit einer Diesellok nach Bergedorf

Geesthacht lädt am alten Bahnhof (Bahnstraße 45) von 10 bis 16 Uhr zu einem Oldtimertreffen für Technikbegeisterte ein. Statt der historischen Dampflok Karoline, die derzeit technisch defekt ist, fährt die Blaue Diesellok V7 (Baujahr 1958) mehrmals täglich nach Bergedorf.

Weitere Abstecher könnten zur historischen Wassermühle in Labenz führen (mit Landmarkt zwischen 11.30 und 19 Uhr), zum Ratzeburger Dom oder gar zum Ratzeburger Gesundheitsamt an der Barlachstraße, wo ein Wasserbecken und die Bronzeplastik „Sich waschender Knabe“ zu sehen sind, von 13.45 bis 15.45 Uhr auch eine Ausstellung zur „Verkörperung des öffentlichen Gesundheitswesens der 1960er-Jahre“.

Der sechs Hektar große Landschaftspark von 1830 am Herrenhaus in Niendorf an der Stecknitz steht bei gutem Wetter für zwei Führungen um 11 und 13 Uhr offen. Die Windmühle in Siebenbäumen, ein Galerieholländer von 1885, ist von 11 bis 17 Uhr mit Mühlenführungen und eigenem Mühlenbier geöffnet. Dazu öffnen sich reichlich Kirchentüren, so etwa in Breitenfelde, bei der Maria-Magdalenenkirche in Berkenthin und der St.-Marien-Kirche in Sandesneben.