Bergedorf. Bezirk verzeichnet deutliches Bevölkerungsplus seit der Jahrtausendwende. Und wer in Bergedorf wohnt, zieht auffällig selten fort.
Rechnerisch ist es eine komplette Kleinstadt, um die Bergedorfs Bevölkerung allein in den vergangenen 20 Jahren gewachsen ist. Exakt 15.997 Menschen sind innerhalb der zwei Jahrzehnte seit 2002 im Bezirk hinzugekommen. Das entspricht einem Plus von stattlichen 13,7 Prozent und damit sogar etwas mehr als im Hamburger Durchschnitt, den das Statistikamt Nord in seiner aktuellen Erhebung mit einem Zuwachs von 233.119 Menschen auf 13,6 Prozent taxiert.
Auffällig am Bezirk Bergedorf ist dabei die Wohnort-Treue seiner Einwohner. Anhand der Meldedaten haben die Statistiker errechnet, dass hier 28 Prozent innerhalb der zwei Jahrzehnte nicht umgezogen sind. Hamburgweit liegt dieser Wert nur bei 23 Prozent, wobei in den zentralen Wohnvierteln der Hansestadt die Fluktuation der Bürger deutlich höher liegt als in den Randbezirken – und hier besonders in den ländlichen Gebieten.
Heimatverbundenheit ist in den Vier- und Marschlanden besonders groß
So sind in St. Georg mehr als 85 Prozent der Bewohner innerhalb der vergangenen beiden Jahrzehnte mindestens einmal umgezogen, während das in Tatenberg nur auf 59 Prozent zutrifft. Ohnehin sind die Vier- und Marschländer sehr heimatverbunden. In ihren elf Stadtteilen liegt die Standorttreue grundsätzlich bei über 30 Prozent. Ein hoher Wert, weil die Statistik alle Bewohner ab 20 Jahren erfasst, also auch jeder Umzug der erwachsenen Kinder zu Buche schlägt. Einzige Ausnahme ist Billwerder, das es wegen des Neubaugebietes am Gleisdreieck nur auf eine zwölfprozentige Heimattreue bringt.
In Billwerder ist deshalb auch der Bevölkerungszuwachs mit einer Verdreifachung der Bewohner seit 2002 auf jetzt 3790 Menschen mit Abstand am größten. Die neue Zahl katapultierte den Stadtteil sogar gleich auf Platz drei im Bergedorfer Landgebiet. Nur Kirchwerder und Curslack sind mit 10.331 beziehungsweise 4143 Einwohnern bisher noch größer.
Bevölkerung in Bergedorfs Landgebiet wächst deutlich schneller als in Lohbrügge
Generell ist das Bevölkerungswachstum in den Vier- und Marschlanden sogar überwiegend deutlich größer als in den städtischen Bereichen des Bezirks Bergedorf. Während etwa Lohbrügge nur um 9,5 Prozent auf jetzt 41.179 Menschen angewachsen ist, hat Kirchwerder mit einem Plus von 17,7 Prozent oder 1551 Menschen im Jahr 2022 sogar die Zehntausender-Marke geknackt.
Doch auch alle anderen Stadtteile des Landgebiets sind gewachsen. Hinter Kirchwerder und Curslack liegt Billwerder heute nur knapp vor Neuengamme (3720 Menschen) und Ochsenwerder mit 3030 Bewohnern. Altengamme liegt bei 2341 und damit deutlich vor Allermöhe (1421) sowie Moorfleet (1177). Die kleinsten Stadtteile Bergedorfs liegen mit Tatenberg (573), Spadenland (551) und Reitbrook (540) alle in den Marschlanden.
Einwohnerzahl im Bezirk ist zwischen 2014 und 2017 besonders stark gestiegen
Im städtischen Bereich des Bezirks bleibt Lohbrügge, zu dem auch Boberg gehört, mit seinen gut 41.000 Menschen der größte Stadtteil. Es folgt das sogenannte Alt-Bergedorf, das es einschließlich der Siedlungen Bergedorf-West und Nettelnburg auf 36.757 Menschen bringt. Neuallermöhes Bewohnerzahl gibt das Statistikamt Nord für Ende 2022 mit 23.368 an.
Beim Blick auf das Bevölkerungswachstum des Bezirks in den vergangenen zwei Jahrzehnten fällt auf, dass es zwar in jedem Jahr einen Zuwachs gab. Doch das Plus unterlag starken Schwankungen. Ging es zunächst um einige Hundert pro Jahr nach oben, beträgt der Zuwachs zwischen 2014 und 2017 zusammen fast 6000 Menschen.
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Als Ursache dieses rasanten Wachstums gilt der intensive Wohnungsbau, den der Hamburger Senat ab 2011 unter Federführung der SPD angeschoben hatte. Anschließend ging dem Programm im Bezirk Bergedorf aber offenbar die Puste aus. Mit Ausnahme von 2022, als Bergedorfs Bevölkerung durch den Bezug der Neubaugebiete Glasbläserhöfe am Schleusengraben und Tienrade/Haempten am Reinbeker Redder auf einen Schlag um stattliche 2200 Personen anstieg, lag der Zuwachs nur bei wenigen Hundert Menschen pro Jahr.