Hamburg. Verkehrsgutachter haben den Effekt einer Straße durch die Moorfleeter Wanne überprüft. Das sind die Ergebnisse.
Um Ideen zu entwickeln, wie Moorfleet sich in Zukunft entwickeln könnte, gab es von 2019 bis 2022 eine Stadtwerkstatt in dem Dorf. Neben der Feststellung von möglichen Wohnungsbauflächen oder auch der Entwicklung eines maritimen Quartiers am Holzhafen, gab es auch den Vorschlag, eine Verbindungsstraße durch die Moorfleeter Wanne zu bauen. Denn auf den schmalen Deichstraßen gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik am Verkehr, insbesondere wenn schwere Lastwagen zu den dort ansässigen Gewerbebetrieben an- und abfahren.
Als ein Lösungsansatz wurde eine „Verbindungsstraße“ zwischen Moorfleeter Deich/Sandwisch und der Andreas-Meyer-Straße entwickelt und kontrovers diskutiert: Fürsprecher sehen darin die Chance, den Verkehr schneller aus dem Dorf abzuleiten, weil Autos und Lastwagen dann nicht mehr die längeren Wege über die engen Deichstraßen nehmen müssten. Zudem könnte an der Straße auch ein neues kleineres Gewerbegebiet entstehen, welches der Verlagerung oder Erweiterung von Moorfleeter Betrieben dienen könnte.
Verkehrsgutachten überprüft Effekt einer Straße durch die Moorfleeter Wanne
Gleichzeitig wurden aber auch Zweifel geäußert, ob die Straße die erhofften Effekte im Verhältnis zu den erwarteten Kosten haben würde. Um messbare Daten für eine Entscheidung zu ermitteln, beauftragte die Bergedorfer Bezirksversammlung das Bezirksamt, eine Verkehrsuntersuchung in Moorfleet durchführen zu lassen. Nun liegen die Ergebnisse des Büros Argus vor. Demnach würde sich der Verkehr auf dem Moorfleeter Deich verdoppeln, sollten neue Wohneinheiten gebaut und damit weitere Bewohner nach Moorfleet ziehen. Auch auf der Sandwisch wäre dadurch eine Zunahme des Verkehrs um 50 Prozent zu erwarten.
Was auf den ersten Blick viel klingt, wird allerdings stark relativiert, wenn man die absoluten Zahlen betrachtet: Am Moorfleeter Deich (nördlich der Kreuzung mit Sandwisch) sind in der Morgenspitze 1,3 Fahrzeuge pro Minute gezählt worden. Dieser Wert könnte also auf 2,6 Fahrzeuge pro Minute steigen, sofern irgendwann alle Baupotenziale in der Umgebung ausgeschöpft sind und neue Bewohner nach Moorfleet ziehen. Durch eine Verbindungsstraße könnte der Wert auf dem Moorfleeter Deich um 34 Prozent und an der Sandwisch um 37 Prozent reduziert werden, stellt Argus fest.
Untersuchung kommt zu dem Fazit, dass Straße nicht zwingend erforderlich ist
„In absoluten Zahlen bewegt man sich aber auf einem sehr niedrigen Niveau“, heißt es im Gutachten. Die Situation für Fuß- und Radfahrer könnte durch die Verbindungsstraße allerdings entschärft werden, da es für sie auf den engen Deichstraßen ohne für sie ausgewiesene Wege gerade in Begegnungsfällen mit motorisierten Verkehrsteilnehmern zu problematischen Situationen kommt. Allerdings stellen die Gutachter auch fest, dass, selbst wenn alle Baupotenziale realisiert werden und die Verbindungsstraße nicht gebaut wird, die umliegenden Knotenpunkte leistungsfähig bleiben.
Die Verkehrsuntersuchung kommt daher zu dem Gesamtfazit, dass der Bau einer Verbindungsstraße durch die Moorfleeter Wanne aus verkehrlicher Sicht nicht zwingend erforderlich ist. Allerdings bleibe es dann gerade für Fußgänger und Radfahrer wegen der Beeinträchtigung durch den Schwerlastverkehr bei einer unbefriedigenden Situation, wissen die Gutachter. Einen größeren Effekt – insbesondere auf den Schwerlastverkehr – als der Bau einer Verbindungsstraße, würde die Verlagerung von Gewerbebetrieben erzielen. Das wäre aber mit erheblichen finanziellen und organisatorischen Anstrengungen verbunden.
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Die ermittelten Vorteile der Verbindungsstraße müssten nun gegenüber den Kosten und den Auswirkungen auf das Landschaftsbild sowie den alternativen Ansätzen wie der Verlagerung von Betrieben abgewägt werden. Die Ergebnisse des Gutachtens sollen detailliert in der nächsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses vorgestellt werden. Die Online-Sitzung beginnt am Mittwoch, 10. Januar, um 18 Uhr. Kontakt zum Ausschussdienst im Bezirksamt gibt es per E-Mail an ausschussdienst@bergedorf.hamburg.de.